Julia Liebeskrimi Band 09
Zähnen, wie Hope sich ausgedrückt hatte. Die Kollegen von der Nachtschicht hatten es mit nach draußen genommen, und er hatte heute Morgen auf Neuigkeiten gehofft, obwohl er von Anfang an gewusst hatte, dass er viel Geduld brauchen würde.
Doch als er auf seinem Schreibtisch nur eine Handvoll Telefonnotizen vorgefunden hatte, die samt und sonders andere Fälle betrafen, war seine Laune schlagartig auf den Nullpunkt gesunken. Immer noch enttäuscht angelte er sich seine Kaffeetasse. Beim Telefonieren trank er immer besonders viel Kaffee, und irgendwie schwante ihm, dass er heute die zusätzliche Koffeinzufuhr ganz besonders brauchen würde.
Wenig später hatte er alle Rückrufe erledigt und wollte sich gerade an seinen Papierkram setzen, als sein Blick erneut das Phantombild streifte. Er zog es wieder zu sich heran, wobei er leise in sich hineinfluchte. Je länger er es anschaute, desto klarer wurde ihm, dass es bis zum Ziel möglicherweise noch ein sehr steiniger Weg war. Die Tatsache, dass ein Mann auf einem öffentlich zugänglichen Schulgelände zu einem kleinen Mädchen auffallend freundlich gewesen war, bedeutete noch lange nicht, dass dieser Mann für das Verschwinden von zwei anderen Mädchen verantwortlich war. Da draußen gab es eine Menge Perverse. Dass ausgerechnet dieser eine auch noch derjenige war, nach dem sie suchten, wäre zu schön, um wahr zu sein.
An seinem Kiefer zuckte ein Muskel und dann noch einer an seinem Augenlid. Sie brauchten in diesem Fall einen Erfolg – und zwar bald. Er musste diese verschwundenen Mädchen finden. Vielleicht würde er dann wieder schlafen können.
Mary stand an der Tür und winkte Daniel und Hope zum Abschied zu, dann beeilte sie sich, wieder ins Haus zu kommen, um ihre Handtasche zu holen. Daniel hatte Hope versprochen, später am Nachmittag mit ihr in den Park zu fahren, und Mary hatte die Absicht, sie zu begleiten. Eingedenk der zweiten Chance, die sie bekommen hatte, erschien ihr jede Sekunde, die sie mit ihrer Familie verbrachte, kostbar, und ihr war ständig bewusst, wie schnell ihr Glück ihr wieder genommen werden konnte.
Als sie sich ihre Umhängetasche über die Schulter hängte, spürte sie irgendetwas Hartes an ihrer Hüfte. Mit gerunzelter Stirn tastete sie in ihrer Tasche danach, und gleich darauf schlossen sich ihre Finger um ihr Handy. Da sie die Tasche ohnehin zu schwer fand, erwog sie einen Augenblick, das Handy zu Hause zu lassen, doch dann entschied sie sich anders. Nach einem letzten Blick in die Runde verließ sie das Haus und schloss die Haustür sorgfältig hinter sich ab. Ein paar Minuten später suchte sie sich vor dem Supermarkt einen Parkplatz, wobei sie sich über nichts schwerwiegenderes Gedanken machte als die Frage, was für eine Sorte Müsli sie kaufen sollte.
Howard Lee stand vor dem Suppenregal und überlegte, ob er besser Tüten- oder Dosensuppe kaufen sollte. In diesem Moment wünschte er sich, dass seine Mutter noch am Leben wäre. Sie würde wissen, welche Suppe kranke Kinder lieber aßen.
Jetzt bog eine Frau mit zwei Kleinkindern im Schlepptau in den Gang ein, in dem er stand. Er schaute ihr entgegen und erwog, ihren Rat einzuholen, aber die Kinder veranstalteten so einen Zirkus, dass er sich dagegen entschied. Als sie die Kinder ankeifte, dass sie endlich still sein sollten, war ihre Stimme so schrill, dass er zusammenzuckte. Bloß gut, dass er sie nicht angesprochen hatte.
Frustriert nahm er eine Dose Hühnersuppe mit Nudeln aus dem Regal und begann die Gebrauchsanweisung zu studieren. Heiß machen und essen hörte sich wirklich ziemlich simpel an. Vielleicht würde die Suppe den Mädchen ja guttun. Er warf ein halbes Dutzend Dosen in seinen Einkaufswagen und bewegte sich dann langsam durch die Gänge, wobei er hier noch eine Packung Kräcker, dort zwei Gläser Apfelmus und schließlich auch noch eine kleine Tüte mit Vanillekeksen aus dem Regal nahm und in seine Karre legte.
Kurz vor der Kasse fiel ihm ein, dass seine Milch- und Saftvorräte knapp geworden waren. Als er seinen Einkaufswagen um hundertachtzig Grad herumschwenkte, sah er sich einer hübschen dunkelhaarigen Frau gegenüber. Ihre Wagen streiften sich leicht, und alle beide rissen sie ihre Gefährte in die entgegengesetzte Richtung.
„Oh! Entschuldigung!“, sagte Howard Lee und lächelte scheu. „Diese Dinger bräuchten Hupen und Sirenen, finden Sie nicht auch?“
Mary hatte bereits den Mund aufgemacht, um sich ebenfalls zu entschuldigen, da sah
Weitere Kostenlose Bücher