Julia Liebeskrimi Band 09
sie sein Lächeln. Sie wusste, dass er auf eine Erwiderung wartete, aber sie brachte kein Wort heraus, sondern konnte nur auf seine Zahnlücken starren.
„Ma’am … ist alles in Ordnung mit Ihnen?“, fragte Howard Lee in der Befürchtung, der Zusammenstoß könnte problematischer ausgefallen sein, als ihm bewusst war.
Mary blinzelte. „Äh … ja … mir geht es gut.“ Während sie tief durchatmete, um ihr Herzklopfen unter Kontrolle zu bringen, glitt ihr Blick zu seinem Gesicht. Ein langer dünner Mann mit gelben Haaren, runden Augen und lustigen Zähnen. Genau wie Hope ihn beschrieben hatte.
Howard Lee runzelte irritiert die Stirn. Was war los mit der Frau? Als er sie noch einmal anschaute, kam sie ihm irgendwie vage bekannt vor, aber es gelang ihm nicht, sie einzuordnen. Er verfolgte den Gedanken nicht weiter und schickte sich an weiterzugehen.
„Na, dann“, sagte er und nickte ihr zu. „Ich muss nach Hause zu meinen Mädchen. Sie sind krank.“
Nach diesen Worten manövrierte er seine Einkaufskarre um Mary herum und ging in den hinteren Teil des Supermarkts zu den Kühltruhen, um die Milch und den Saft zu holen.
Marys Herz hämmerte wie verrückt, als sie in ihrer Handtasche nach ihrem Handy kramte. Schließlich hatte sie es, zog es heraus, dann wählte sie mit zitternden Fingern die Nummer von Daniels Kanzlei. Sie war so aufgeregt, dass sie sich zwei Mal verwählte und wieder von vorn anfangen musste. Als sie endlich die richtige Nummer eingegeben hatte, zitterte sie am ganzen Körper.
Sie schloss die Augen, während sie die Klingelzeichen zählte, und betete, dass er abnehmen möge.
Howard Lee hatte die Milch in seiner Karre und streckte gerade die Hand nach dem Orangensaft aus, als ihm einfiel, wo er die Frau früher schon einmal gesehen hatte – bei der Schule, als sie das kleine Mädchen abgeholt hatte, das er demnächst adoptieren würde. Aber sie hatte ihn damals nicht sehen können, deshalb konnte das nicht der Grund dafür sein, warum sie ihn so angestarrt hatte.
Er verstaute mehrere Kartons Milch und Orangensaft in seiner Einkaufskarre und war auf dem Weg zur Kasse, als sein Blick wieder auf sie fiel. Sie stand immer noch in demselben Gang und telefonierte mit ihrem Handy. Das allein hätte ihn noch nicht misstrauisch gemacht, doch als sie aufschaute und sah, dass er sie beobachtete, spiegelte sich ein Ausdruck von Panik auf ihrem Gesicht, der ihm in alle Glieder fuhr. In diesem Moment war ihm klar, dass sie es wusste. Er wusste zwar nicht, woher, aber er war sich sicher, dass es so war.
Das Telefon klingelte immer noch, und Mary versuchte sich vorzustellen, wo Daniel hingegangen sein könnte und warum er nicht abnahm, als sie aufschaute und sah, dass sie der Clown vom einen Ende des Ganges aus beobachtete.
„O Gott, o Gott“, flüsterte sie und überlegte, was sie jetzt machen sollte. Dann hatte sie es. Reese. Es war ohnehin viel vernünftiger, Reese Arnaud anzurufen und nicht Daniel. Sie kappte die Verbindung und tippte mit zitternden Fingern den Notruf der Polizei ein.
„Polizeibehörde Savannah, worum handelt es sich bitte?“
„Hier ist Mary O’Rourke. Ich bin in Vinter’s Supermarkt und möchte Detective Reese Bescheid sagen, dass der Mann, nach dem er sucht, hier ist.“
„Sind Sie in Gefahr, Ma’am?“
„Nein, das glaube ich nicht“, murmelte Mary undeutlich, dann warf sie einen unauffälligen Blick über die Schulter. Der Mann war verschwunden. „O nein“, stöhnte sie.
„Ma’am?“
„Er ist weg“, sagte Mary aufgeregt. Sie ließ ihren Einkaufswagen mitten im Gang stehen und rannte in den vorderen Teil des Supermarkts. Wenn er den Laden verließ, bevor die Polizei eintraf, würde man nicht wissen, in welche Richtung er verschwunden war.
„Wer ist weg, Ma’am?“
„Der Mann! Der Mann!“ Mary hätte vor Frustration am liebsten laut gekreischt. „Sagen Sie einfach nur Reese Arnaud Bescheid. Bitte! Er weiß schon, wen ich meine.“
„Ja, Ma’am, Ihre Nachricht wird in diesem Augenblick übermittelt, aber ich möchte Sie bitten, in der Leitung zu bleiben.“
„Ja, ja, ich bin ja noch da“, gab Mary atemlos zurück, während sie sich zwischen den Wartenden vor der Kasse hindurchdrängte und zum Ausgang rannte, wobei sie sich immer noch das Handy ans Ohr presste.
Vor dem Supermarkt blieb sie stehen und schaute sich um, wobei ihr entging, dass Howard Lee hinter seinem Van hervorlugte und sie beobachtete.
Er hatte gerade seine Einkäufe in den
Weitere Kostenlose Bücher