JULIA PRÄSENTIERT ÄRZTE ZUM VERLIEBEN BAND 56
schon in der Hand, der Defibrillator lud sich auf.
„Weg vom Bett!“, befahl sie. Ben ließ die Kompressen los und trat zurück.
Debbies Körper bäumte sich unter dem Stromstoß auf, aller Augen waren auf den Monitor gerichtet.
„Okay, sie ist wieder da“, meldete der Anästhesist, während im Hintergrund das dünne, klagende Wimmern des Neugeborenen zu hören war.
Ein kollektiver Seufzer der Erleichterung ging durch das Team.
Ben drückte die Kompresse wieder auf, schloss kurz die Augen, und als er sie wieder öffnete, las Daisy helle Begeisterung darin. „Großartig, kümmern wir uns um diese Blutung und schließen dann“, sagte er sachlich. „Debbie sollte endlich ihr Kind begrüßen.“
„Das war gut beobachtet, Daisy“, kam Ben später noch einmal darauf zurück. „Du hast Debbie und ihrem Kind das Leben gerettet.“
„Nein, du. Ich habe noch nie einen so schnellen Kaiserschnitt gesehen.“
Er auch nicht. „Dafür war er nicht besonders ordentlich.“
„Darum geht es nicht. Zwei Menschenleben standen auf dem Spiel, und du hast gewonnen. Außerdem war er so ordentlich, wie er sein sollte. Etwas anderes hättest du gar nicht zugelassen.“
„Überredet.“ Ben lächelte sie an und ließ die letzte Patientenakte auf den Stapel fallen. „Was machst du jetzt?“, fragte er, als sie die Ambulanz verließen.
„Nach Hause fahren.“ Natürlich hatte die Sprechstunde durch den Notkaiserschnitt länger gedauert als geplant, aber so etwas war in der Geburtshilfe normal. Manche Babys konnten eben nicht warten.
Er senkte die Stimme. „Hast du Lust zu feiern?“
„Debbies Baby?“
„Debbies Baby, meine erste Woche in einem neuen Job … uns?“
„Ich dachte, es gibt kein uns“, sagte sie leise.
„Und ob es das gibt. In Woodbridge ist ein gemütlicher Pub, wollen wir den mal ausprobieren?“
Damit man sie in Yoxburgh nicht zusammen in der Öffentlichkeit sah?
„Warum nicht?“, antwortete sie.
„Dann bestelle ich einen Tisch. Kann ich bei dir kurz duschen, bevor wir aufbrechen?“
„Klar, kein Problem.“
Es endete damit, dass sie zusammen unter der Dusche landeten und Ben anrufen musste, um die Reservierung zu verschieben.
Sie fuhren in seinem Wagen, der natürlich luxuriöser war als ihrer. Daisy schmiegte sich in den weichen Ledersitz und seufzte. „Herrlich, dein Auto.“
Ben lachte. „Finde ich auch. Zum Glück habe ich es geschafft, dass Jane die Finger davon lässt. Sie mag keine Automatikschaltung.“
Das behagliche Wohlgefühl verschwand, und Daisys Stimmung sank gen Nullpunkt, als sie wieder an Bens Wochenenden bei Florence und Jane dachte.
Ben schien zu spüren, dass die Atmosphäre abgekühlt war, denn er griff nach ihrer Hand. „Was ist los?“, fragte er.
„Ich musste gerade an deine Frau denken.“
„Exfrau. Wieso?“
Es war ihr peinlich. „Ich weiß, es ist albern, und es geht mich auch nichts an, aber … wenn du bei ihr übernachtest, an den Wochenenden …“
Er fuhr langsamer, hielt bei der nächsten Gelegenheit am Straßenrand und stellte den Motor ab. „Niemals“, sagte er bestimmt. „Glaubst du wirklich allen Ernstes … Meine Güte, Daisy! Hast du gedacht, ich schlafe mit ihr?“
„Na ja, so abwegig ist das nicht.“ Sie wollte sich ihre Unsicherheit nicht anmerken lassen. „Ich meine, du hast es ja früher auch getan.“
„Daisy, das mit Jane und mir ist vorbei!“ Mit beiden Händen umschloss er ihre Hand. „Das Einzige, was mich noch mit ihr verbindet, ist Florence. Wir kommen nicht wieder zusammen, wir haben uns nie richtig geliebt. Außerdem vermute ich, dass ein alter Freund in ihrem Leben wieder eine Rolle spielt.“
„Und Florence, weiß sie davon?“
„Ich hoffe nicht. Jane hatte mir versprochen, mit ihren Beziehungen diskret zu sein. Allerdings dürfte das in diesem Fall nicht schwer sein, er dient beim Militär und ist nicht oft hier. Und glaub mir, falls es derselbe ist, so habe ich absolut kein Bedürfnis, ihn zu ersetzen. Das habe ich schon einmal versucht, und Florence ist das Ergebnis.“
„Sie waren noch zusammen?“
„Nein, sie hatten sich getrennt, aber sie war noch nicht über ihn hinweg. Ich habe sie getröstet, sie wurde schwanger, Ende der Geschichte.“
„Entschuldige, ich dachte nur … Ich meine, wir hatten bei unseren Regeln nichts in Bezug auf Treue festgemacht, und …“
„Daisy, es gibt keine Regeln.“ Sanft streichelte er ihren Handrücken. „Jedenfalls nichts, was in Stein gemeißelt ist.
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