JULIA PRÄSENTIERT ÄRZTE ZUM VERLIEBEN BAND 56
machen, ist die Pizza eher fertig.“
Auf der Entbindungsstation ging es hektisch zu, aber Daisy hatte nichts anderes erwartet, als sie am nächsten Tag um neun anfing.
Amy war eine erfahrene und nervenstarke Hebamme, die erst um Unterstützung bat, wenn es wirklich nötig war. Am späten Vormittag war es so weit: Daisys Pager meldete sich, Amy brauchte Hilfe.
Daisy fand sie in einem der Entbindungszimmer bei einer Patientin, die in den Wehen lag. Der Ehemann machte ein besorgtes Gesicht, während er seiner Frau sanft den Rücken massierte.
„Was gibt es?“, fragte Daisy ihre Freundin.
„Das Baby liegt in Beckenendlage, und ich kann es nicht drehen. Seine Mum ist ziemlich fertig, es ist ein großes Kind, und sie liegt seit Stunden in den Wehen. Ich bräuchte jemanden mit mehr Erfahrung.“
Daisy nickte. Sie hatte die Saugglocke schon angewendet, aber noch nie die Zangen. Wenn das Baby allerdings zu hoch lag oder feststeckte, würden sie um einen Kaiserschnitt nicht herumkommen. Jetzt war der Spezialist gefragt.
„Möchtest du Ben kennenlernen?“, murmelte sie.
Amy lachte leise. „Oh ja, sehr gern. Aber im Ernst, wir brauchen ihn wahrscheinlich wirklich.“
Er musste in der Nähe gewesen sein. Kurz nachdem sie den Pager-Ruf abgesetzt hatte, tauchte er auf.
„Guten Morgen, die Damen!“ Ben zwinkerte ihr zu. „Was kann ich für Sie tun?“
Amy wirbelte herum, keuchte entsetzt auf, riss sich die Handschuhe von den Händen und verließ fluchtartig den Raum.
„Amy?“, rief Daisy ihr verwundert nach.
„Amy?“, rief auch Ben, und als sie sich umdrehte, entdeckte sie, dass er einen ähnlich schockierten Ausdruck im Gesicht hatte wie ihre Freundin. Daisy wurde flau im Magen. Nein . War Ben etwa der Mann, der Amy das Herz gebrochen hatte? Das durfte nicht wahr sein.
„Wir sind sofort wieder da.“ Er entschuldigte sich bei der Patientin und eilte dann mit Daisy nach draußen.
„Kennst du sie?“ Sie fürchtete sich vor der Antwort.
„Ja. Sie war mit meinem Bruder zusammen.“
„Deinem Bruder? Warum hat sie dich dann so angesehen?“
„Weil wir eineiige Zwillinge sind“, entgegnete er sanft. „Ich muss mit ihr reden. Was meinst du, wo ist sie hin?“
„Ins Treppenhaus hinter dem Notausgang. Das ist unser Rückzugsort, wenn wir in all dem Trubel mal Luft schnappen müssen.“
„Okay, zeig mir den Weg … oder besser noch, komm mit, wenn du sie gut kennst.“
„Sie ist meine beste Freundin. Und wenn du mich fragst, sie ist nie über ihn hinweggekommen.“
Ruhig zwar, aber dennoch deutlich gab Ben einen Kraftausdruck von sich, den sie schon einmal von ihm gehört hatte – als seine Küchendecke heruntergekommen war. Es zeigte Daisy den Ernst der Sache und wie erschüttert Ben selbst war.
Jedoch nicht so erschüttert wie Amy. Zusammengekrümmt kauerte sie am Treppenabsatz und wartete auf Daisy. Als sie Ben sah, schnappte sie nach Luft.
„Amy, ich bin es, Ben“, sagte er sanft, hockte sich neben sie und nahm ihre Hände. „Es tut mir leid, ich wollte dich nicht erschrecken. Ich wusste ja nicht, dass du hier bist, sonst hätte ich dich vorgewarnt.“
Zitternd, wie ein Häuflein Elend, saß sie da. „Schon gut, Ben, es ist nicht deine Schuld. Ich … Als ich dich sah, dachte ich …“ Amy unterbrach sich. „Ich war nur überrascht, das ist alles. Mir geht’s gut.“
„Wirklich?“, fragte er leise.
Zu Daisys Schrecken fing Amy an zu weinen. Ben fluchte unterdrückt, setzte sich neben sie und legte den Arm um ihre bebenden Schultern. Sie barg das Gesicht an seiner Brust und schluchzte hemmungslos. Hilflos setzte sich Daisy an Amys andere Seite und wartete, bis die Tränen versiegten.
„Entschuldigung“, murmelte Amy schließlich, während sie in ihrer Kitteltasche nach einem Taschentuch tastete.
Daisy reichte ihr eins. „Alles in Ordnung, Liebes?“, fragte sie sanft, nachdem Amy sich die Nase geputzt hatte.
„Ben ist …“, begann sie.
„Ich weiß, er hat es mir gesagt.“
Amy holte tief Luft. „Wir müssen zurück. Meine Patientin braucht uns.“
„Lass dir Zeit“, unterbrach Ben sie behutsam. „Hol dir eine Tasse Tee und mach kurz Pause. Wir finden schon eine andere Hebamme, die uns hilft.“
„Nein, nein, ich schaffe das. Ich möchte sie nicht im Stich lassen.“
Schwankend stand sie auf. Nachdem Ben sie noch einmal tröstend umarmt hatte, straffte sie die Schultern, wischte sich über die Wangen und folgte Daisy und Ben zurück zur Station.
„Geht es
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