Julia präsentiert Träume aus 1001 Nacht 02
geblieben wäre, wäre es möglich gewesen, dass man sie nicht hätte retten können. Es ist zwölf Jahre her. Lass es los.“
Er nippte an seinem Wein, dann setzte er das Glas auf dem Tisch ab. „Ist das ein Befehl?“
„Jetzt, wo du es erwähnst …“ Sie schaute ihn an. „Du hast dein Versprechen erfüllt. Ist es nicht an der Zeit, dass du dir selbst vergibst und die Vergangenheit Vergangenheit sein lässt?“
„Das ist leichter gesagt als getan. Wenn ich sehe, dass Johara schwanger ist, dann frage ich mich, ob das auch hätte passieren können, wenn ihre Mutter noch da gewesen wäre – um ihr durch die rebellischen Jahre zu helfen.“
Ali erkannte den Schmerz und die Schuld in seinen dunklen Augen. Und noch etwas anderes.
„Du liebst deine Schwester sehr, nicht wahr?“
„Ja“, antwortete er schlicht.
„Dann lass mich das richtig verstehen. Es ist in Ordnung, seine Familie zu lieben, aber nicht eine Frau?“
„Richtig. Es freut mich, dass du das Ganze so rational siehst.“
Er hätte sich nicht stärker täuschen können. Sie schüttelte den Kopf. „Liebe ist eine unwillkürliche Reaktion auf bestimmte Reize. Manche Leute nennen es Chemie, andere Pheromone. Was auch immer der mysteriöse Stoff ist, der dafür sorgt, dass wir uns zu einem bestimmten Menschen hingezogen fühlen, ist irrelevant. Du kannst ein solches Gefühl nicht kontrollieren.“
Er richtete sich in seinem Stuhl auf. „Ich bin Kamal Hassan, Kronprinz von El Zafir. Natürlich habe ich genug Kontrolle über solche Dinge.“
„Okay.“
„Du klingst skeptisch“, meinte er. „Warum?“
„Weil du ein Mann bist.“
„Das stimmt. Aber ich verstehe immer noch nicht.“
„Meine Skepsis was Liebe und Beziehungen angeht, mag daher rühren, dass mein Vater sich von meiner Mutter scheiden ließ, weil er eine bessere Frau gefunden hatte – mit mehr Geld und guten Verbindungen, die seiner maroden Baufirma auf die Beine halfen. Es war so demütigend und schmerzhaft für meine Mutter, dass sie mit mir fortgezogen ist. Danach habe ich meinen Vater kaum noch gesehen. Man konnte ihn nicht mit so etwas Trivialem wie Besuchen bei mir belästigen. Aber seine zweite Frau schien er zu lieben. Soweit ich weiß, sind sie immer noch zusammen. Und er hat zwei Töchter, die meinen Platz einnehmen konnten.“
„Ein Mann, der sein Kind verlässt, ist ein Mistkerl.“ Kamals Stimme bebte vor Wut.
„Dein Vater hat deine Schwester verlassen“, hob sie hervor.
„Er gewährt ihr Schutz unter seinem Dach. Für seine Generation ist es das Beste, was er tun kann.“
Sein Ton verriet ihr, dass sie besser nicht betonte, dass es sich immer noch um emotionales Verlassen handelte. „Wie du meinst.“
„Familienbande sind heilig. Dein Vater ist ein kümmerliches Exemplar von einem Mann, und sein Verhalten beweist, dass ich recht habe, indem ich romantische Liebe meide. Es macht einen Mann schwach.“
Was ihren Vater anbelangte, so lag er richtig, doch sie hatte immer angenommen, dass er einen Charakterfehler hatte. Bei Turner genauso. Aber Kamal trug die Bürde eines ganzen Volkes. Vielleicht erwartete man das von einem Mann, der einmal König werden würde, oder vielleicht war er einfach ein Perfektionist. Jedenfalls war er stärker als jeder Mann, den sie je getroffen hatte, mit dem moralischen Rückgrat, das dazu gehörte.
„Ich bin auf der Suche nach der wahren Liebe“, erklärte sie ihm, während sie aufstand. „Und ich hoffe sie eines Tages zu finden, mit einem ganz normalen Mann, der vom Leben dieselben Dinge erwartet wie ich.“
Er stand ebenfalls auf und streckte eine Hand aus. „Komm her.“
Sie wusste beim besten Willen nicht warum, aber sie legte ihre Finger in seine und ließ es zu, dass er sie dicht an seinen Körper zog.
„Wir haben viel zu viel Zeit damit vergeudet, uns über so ernste Dinge zu unterhalten. Jetzt will ich dich küssen.“
Als er seine Lippen auf ihre presste, schloss sie die Augen und schmiegte sich an seinen harten, muskulösen Körper.
Sein Kuss wurde immer leidenschaftlicher, fordernder. Plötzlich klingelte sein Handy. Ärgerlich nahm er den Anruf entgegen. „Ja?“
Während er zuhörte, schien seine Wut zu schwinden und wurde von einem vollkommen anderen Gefühl verdrängt. Wenn sie hätte raten müssen, so hätte sie Furcht gesagt.
„Schicken Sie sofort den Hubschrauber hierher.“ Er beendete das Gespräch.
„Was ist passiert?“
„Bei Johara haben die Wehen eingesetzt. Es ist zu
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