Julia präsentiert Träume aus 1001 Nacht 02
war seine Art von Bestechungsversuch.
Und es funktionierte. Allerdings würden all der Champagner und all die Delikatessen sie nicht dazu bringen, das zuzugeben. Sie spielte in einer ganz anderen Liga als er. Wenn sie sich also dazu entschließen sollte, auf seinen Wunsch einzugehen, dann durfte sie keinesfalls ein Immer und Ewig erwarten. Aber vielleicht war eine unverbindliche Affäre genau das, was ihr nach der Enttäuschung mit Turner gut tun würde? Wenn sie sehenden Auges in diese Beziehung ginge, wie sollte sie dann verletzt werden?
„Lass uns in einen Raum gehen, in dem es gemütlicher ist.“
„Ich finde es wunderbar hier“, entgegnete sie. Trotz ihrer inneren Überlegungen war sie nicht ganz bereit, den nächsten Schritt zu tun.
„Wie du willst.“ Als er ihren Wein auffüllte, lag in seinen dunklen Augen ein unbestimmtes Funkeln. „Was möchtest du gerne tun?“
„Reden“, antwortete sie zu schnell.
„Worüber?“
Gute Frage. Etwas Unpersönliches. Etwas, das sie gemeinsam hatten. „Ich bin neugierig. Warum war es für dich so wichtig, dieses Krankenhaus zu bauen?“
Kamal runzelte die Stirn und biss die Lippen zusammen. Er war sehr still, und sie dachte zuerst, er würde gar nicht antworten.
„Ich fühle mich für den Tod der zweiten Frau meines Vaters teilweise verantwortlich.“
Sie traute ihren Ohren nicht. Die Frau war durch Komplikationen während ihrer Schwangerschaft gestorben. Entweder hatte er einen Hang zur Dramatik oder ein vollkommen übertrieben ausgeprägtes Verantwortungsgefühl. Doch sie sagte nichts und wartete stattdessen darauf, dass er fortfuhr.
„Ich kam gerade vom College. Mein Vater sollte zu einem internationalen Geschäftsmeeting fliegen. Daria war im siebten Monat schwanger, aber sie wollte ihn unbedingt begleiten.“
„Warum hat sie es nicht getan?“, hakte Ali nach, als er zögerte.
„Ihre Schwangerschaft mit Johara war bereits schwierig gewesen. Die Ärzte hatten ihr geraten, keine weiteren Kinder zu bekommen, aber sie wollte meinem Vater unbedingt einen Sohn schenken. Ihr Doktor wollte sie nicht fliegen lassen. Sie hat versichert, dass es ihr gut ginge und meinen Vater dazu gedrängt, alleine zu reisen. Er würde ja mehr als rechtzeitig zurückkehren.“
„Das klingt nach einer ganz normalen Vorgehensweise“, meinte sie. „Was ist passiert?“
„Sie vermisste meinen Vater und fühlte sich unruhig und eingesperrt. Ich habe Daria vorgeschlagen, sie solle es mit ihrem Arzt abklären und zur Oase fahren, um aus allem herauszukommen. Sie war einverstanden.“
„Sprich weiter.“
„Ich erhielt einen panischen Anruf von ihrer Zofe. Daria hatte angefangen zu bluten. Ich schickte sofort den Doktor mit dem Hubschrauber zu ihr. Aber die Blutung war zu stark. Als sie im Krankenhaus in der Stadt ankam, hatte sie schon zu viel Blut verloren, und es konnte nichts mehr getan werden, um sie oder das Kind zu retten.“
„Aber der Arzt hatte sein Okay zu der Fahrt gegeben. Wie soll das dein Fehler gewesen sein?“
Er begegnete ihrem Blick. „Sie hatte den Arzt gar nicht aufgesucht, und sie blutete schon, bevor sie den Palast verließ.“
„Das wusstest du nicht.“
Er schüttelte den Kopf. „Das spielt keine Rolle. Wenn ich die Fahrt nicht vorgeschlagen hätte, wäre Hilfe näher gewesen. Ich habe Johara geschworen, dass ich die beste medizinische Einrichtung bauen würde, die man für Geld errichten kann, damit kein anderes kleines Mädchen mehr das erleiden muss, was sie durchmachte. Das war allerdings nur ein kleiner Trost für ein fünfjähriges Kind, das gerade ihre Mutter verloren hatte. Danach ist sie mir überallhin gefolgt.“
„Warum dir? Warum nicht ihrem Vater?“
„Sie ist das genaue Abbild Darias. Er konnte seine Tochter lange Zeit nicht ansehen.“
Das erklärte vieles, dachte sie. „Es tut mir leid, dass deine Familie eine solche Tragödie erleben musste.“
Er schaute sie an. In seinem Blick kämpften die Emotionen. „Aber?“
Sie fragte ihn nicht, woher er wusste, dass es ein Aber gab. „Offensichtlich trägst du diese Schuld wie ein Schutzschild.“
„Was soll das heißen?“
„Ich verstehe nicht, warum du dir Vorwürfe wegen Darias Tod machst. Du hast keinen Fehler begangen.“
„Warum fühlt es sich dann trotzdem so an?“
„Weil es eine furchtbare Sache ist. Aber das ist nicht deine Schuld, Kamal. Du bist nicht allmächtig. Du hast nur etwas vorgeschlagen, was ihr Trost bringen sollte. Selbst wenn sie im Palast
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