Julia präsentiert Träume aus 1001 Nacht 02
gewöhnte sich allmählich daran, mit ihrem Boss umzugehen. Er gab ihr eine Aufgabe, und sie erledigte sie so effizient wie möglich. Er schien mit ihrer Leistung zufrieden. Genau genommen hatte sie nicht den Eindruck, dass er ein Mann war, der es für sich behielt, wenn ihn etwas störte.
Sie hatte ihm erzählt, dass sie während ihres Studiums als persönliche Assistentin für Sam Prescott gearbeitet hatte, der ihr dabei viel beigebracht hatte. Und auch wenn El Zafir ein kleines Land war, so fand sie viele der Aufgaben vergleichbar und hatte keinerlei Probleme. In dieser Situation war das anders. Ihr Magen verkrampfte sich.
Wieder blickte sie zu Rafiq, in der Hoffnung, dass er etwas sagen würde. Sie tat ihr Bestes, um nicht zu viel zu reden, doch in diesem Fall war das Schweigen einfach unangenehm, und sie suchte krampfhaft nach einem Gesprächsthema.
Schließlich hielt sie es nicht länger aus. „Auf die Gefahr hin zu untertreiben, darf ich sagen, dass Sie es hier wunderschön haben?“
„Vielen Dank.“
„Die Leuchter sind atemberaubend. Es müssen mindestens tausend Kristalle sein, und jeder funkelt wie ein Diamant. Der Effekt ist unbeschreiblich.“
„Ja“, meinte er, während er sie anstarrte.
Was hatte das zu bedeuten? Im Büro war er ganz nüchtern und geschäftsmäßig. Der Ausdruck in seinen Augen jetzt aber war eindringlich, dunkel, als wenn er jedes Geheimnis, das sie hatte, erkennen könnte.
Rasch sah sie sich in dem riesigen Speisesaal um und erkannte seine Brüder, Prinz Fariq und Kronprinz Kamal. Seine Schwester, Prinzessin Johara, trug ein schokobraunes Samtkleid, das ihr dunkles Haar und die großen schwarzen Augen betonte. Sie kümmerte sich um die fünfjährigen Zwillinge von Prinz Fariq. Nuri, in einem Anzug wie sein Vater, und Hana, in einem roten Satinkleid, sahen einfach entzückend aus.
Sogar die Kinder waren angemessener gekleidet als sie. „Ich bin froh, dass dies nur ein kleines, intimes Familienessen ist“, seufzte sie.
„Warum das?“
Sie blickte auf ihr einfaches, billiges Kleid hinunter. „Ich bin nicht passend …“
Bevor sie den Satz zu Ende bringen konnte, klimperte Prinzessin Farrah leise gegen ein Kristallglas. „Bitte nehmt Platz“, forderte sie die Anwesenden auf. „Das Essen wird gleich serviert werden. Penny, Sie sitzen neben Rafiq und Hana und Nuri.“
Bitte lass mich nichts verschütten, betete sie inständig.
Rafiq atmete den Duft von Pennys Parfum ein, als er ihr den Stuhl zurechtrückte. Ihr Kleid schmiegte sich sanft an ihre schmale Taille, den Rücken und die Hüften und brachte ihre Kurven vollendet zur Geltung. Seit dem Tag ihrer Ankunft hatte er sie nur in sackartigen Kleidern gesehen, die neben ihren Jeans wenig schmeichelhaft waren. Aber dieses Strickkleid stellte eine deutliche Verbesserung dar. Seine Blicke folgten ihr bewundernd, als sie sich graziös auf dem Stuhl niederließ.
Zu seiner Enttäuschung hatte sie ihr goldenes Haar hochgesteckt, doch einige Locken kringelten sich vorwitzig in ihrem Nacken. Er verspürte das absurde Verlangen, seine Lippen auf einen besonders zart wirkenden Punkt unterhalb ihres Ohrs zu pressen. Was für ein alberner Gedanke, ermahnte er sich selbst. Völlig unangemessen.
Er räusperte sich. „Was halten Sie denn nun von Champagner?“, fragte er, als sie einen weiteren Schluck nahm.
„Ich bin natürlich keine Expertin, aber ich mag ihn sehr gern.“
Er mochte es, sie zu necken. Allerdings nicht im Büro. Was bedeutete, dass er seit ihrer Ankunft keine Gelegenheit mehr dazu gehabt hatte. Heute Abend empfand er die Möglichkeit jedoch als genauso angenehm wie beim ersten Mal. Ihre Augen weiteten sich, die Wangen nahmen Farbe an, doch das Beste war die Vorfreude auf ihre schlagfertige Antwort.
In diesem Moment hob der König sein Glas. „Ich möchte Euch alle bitten, mit mir zusammen unsere neueste Mitarbeiterin herzlich in unserem Land willkommen zu heißen. Ich denke, Ihr habt sie bereits alle kennen gelernt. Penny, möge Ihr Aufenthalt bei uns anregend und harmonisch sein.“
„Vielen Dank, Euer Hoheit“, erwiderte sie und nahm einen weiteren Schluck Champagner.
In den nächsten paar Minuten servierten Diener den ersten Gang, eine delikate Hummersuppe. Aus den Augenwinkeln heraus bemerkte Rafiq, wie Penny sich verstohlen umsah. Er konnte die Spannung, die von ihr ausging, förmlich spüren. Als jeder sonst anfing zu essen, berührte sie vorsichtig alle Teile des goldenen Bestecks und nahm
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