Julia präsentiert Träume aus 1001 Nacht 02
irgendjemand je Penny zum Lachen gebracht? fragte Rafiq sich. Es war nicht schwer zu erkennen, dass Penny sich in Gesellschaft von Kindern wesentlich wohler zu fühlen schien als bei Erwachsenen. Und wer konnte ihr daraus einen Vorwurf machen, nachdem dieser Mistkerl ihr Herz und ihr Geld gestohlen hatte? Ein ungewohnter Drang sie zu beschützen stieg in ihm auf, sie vor jedem Schmerz in der Zukunft zu bewahren.
Als die Kleinen das letzte Restchen Eis aus ihren Schalen gekratzt hatten, blickte Fariq auf die Uhr. „Es ist Zeit fürs Bett, Ihr beiden.“
„O nein“, protestierte Nuri.
„Wir wollen bei Penny bleiben“, fügte Hana hinzu.
Ihr Vater stand auf. „Ich bringe euch zurück zu Crystal.“
„Wie macht sich das neue Kindermädchen?“, fragte Kamal.
Fariq runzelte die Stirn. „Sie entspricht den Anforderungen. Und bislang zeigt sie keine Anzeichen, sich zu Rafiq ins Bett zu legen wie die letzte. So weit, so gut.“
Dennoch entging Rafiq der seltsame Ausdruck im Gesicht seines Bruders nicht oder die Tatsache, dass er darauf bestand, die Kinder selbst nach oben zu bringen und nicht Johara, die das üblicherweise tat. Das war wirklich interessant.
Als sein Bruder und die Zwillinge verschwunden waren, stand auch Penny auf. „Es wird spät. Ich denke, auch ich sage Gute Nacht.“
Rafiq erhob sich. „Ich hoffe, Sie haben den Abend genossen.“
„Sehr“, erwiderte sie schüchtern.
„Penny, hat Rafiq erwähnt, dass der diplomatische Attaché Ihres Landes in ein paar Wochen zu Besuch nach El Zafir kommt?“, wollte Prinzessin Farrah wissen.
„Ja, ich habe es im Terminkalender gesehen. Rafiq soll mit ihm eine Stadtführung machen und ihm die neuesten Entwicklungen in der Ölbohrtechnik zeigen.“
Farrah nickte. „Ich plane einen formellen Empfang zu dem Anlass.“
Pennys Wangen verloren jegliche Farbe. „Wird von mir erwartet, dass ich daran teilnehme?“ Ihre Stimme klang sehr geschäftsmäßig.
„Sie sind herzlich eingeladen, dabei zu sein.“
„Ist es eine Jobanforderung?“
Rafiq blickte auf sie herab. „Es ist nicht verpflichtend, wenn Sie das wissen wollen.“
Penny schien noch blasser zu werden. „Ich … Ich weiß Ihre Einladung sehr zu schätzen“, erklärte sie der Prinzessin. „Aber mit allem Respekt möchte ich ablehnen.“ Sie nickte allen zum Abschied zu. „Wenn Sie mich entschuldigen würden, dann ziehe ich mich jetzt zurück.“
Rafiq hatte sich schon in Bewegung gesetzt, um ihr zu folgen, als er eine Hand auf seinem Arm spürte. Er schaute auf seine Tante hinunter. „Warum stoppst du mich?“
„Lass sie gehen, Rafiq.“
„Aber ich will wissen, warum sie sich weigert, an dem Empfang teilzunehmen. Ich wünsche ihre Anwesenheit.“ Hoffentlich bemerkte niemand, wie übereifrig er plötzlich klang.
„Warum das?“, fragte seine Tante mit interessiertem Funkeln in den Augen.
„Es wird seltsam aussehen, wenn eine Amerikanerin, die in unserem Land arbeitet, nicht an einer Veranstaltung für einen ihrer Landsmänner teilnimmt.“ Gut gerettet, dachte er.
„Ich kann dir sagen, warum sie die Einladung ausgeschlagen hat.“
Rafiq rieb sich ungeduldig über den Nacken. „Dann bitte ich dich mit allem Respekt, dass du das tust, sonst werde ich ihr folgen und es selbst herausfinden.“
„Du würdest das arme Kind in Verlegenheit bringen?“, meinte sie mit hochgezogener Augenbraue.
„Natürlich nicht. Ich will nur die Gründe kennen.“
Seine Tante seufzte. „Das arme Ding hat nicht die passende Garderobe für eine solche Veranstaltung.“
Rafiq war vollkommen perplex. Welchen Unterschied machte es, was sie trug? Er hatte vor langem gelernt, dass der teuerste Stoff eines exklusiven Designers die Oberflächlichkeit vieler Frauen nicht im Mindesten überdecken konnte. Aber seine Tante irrte sich selten. Also musste das wohl der Grund für Pennys Weigerung sein.
„Ich werde ihr etwas zu Anziehen kaufen“, erklärte er. „Genau genommen muss ich bald auf eine Geschäftsreise nach Paris, und ich habe daran gedacht, meine Assistentin mitzunehmen. Gäbe es einen besseren Ort, um ihre Garderobe zu vervollständigen?“
Seine Tante schüttelte den Kopf über so viel männliche Begriffsstutzigkeit. „Penny ist sehr stolz, genauso wie du oder deine Brüder. Sie wird das niemals von dir akzeptieren.“
„Aber sie muss an dem Empfang teilnehmen. Und an zahlreichen anderen Veranstaltungen, bei denen ich ihre Anwesenheit fordere. Sie wird …“, er warf frustriert
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