Julia präsentiert Träume aus 1001 Nacht 02
jede Frau der Welt haben; er konnte unmöglich sie wollen. Wollen vielleicht, aber nicht lieben. Zumindest nicht in dieser Bis-dass-der-Tod-Euch-scheidet-Weise. Doch wäre es nicht wundervoll, wenn sie sich getäuscht hätte und es moderne Märchen doch gab?
11. KAPITEL
Penny saß an dem zierlichen Schreibtisch in Farrahs Suite und machte Notizen zum Tagesablauf der Prinzessin, die unterdessen die Frauenabteilung des sich im Aufbau befindlichen neuen Krankenhauses besuchte.
Als das Telefon läutete, ging sie ran: „Büro von Prinzessin Farrah, Penny Doyle am Apparat.“
„Ich muss mit dir sprechen. Es ist sehr wichtig.“
Ihr Herz schlug schneller beim Klang von Rafiqs tiefer, dunkler Stimme. „Du hast deinen Assistenten zurückbekommen. Ich arbeite nicht mehr für dich.“ Seit drei quälend langen Tagen nicht mehr. Sie vermisste ihn furchtbar.
„Ich bin mir der Tatsache, dass meine Tante deine Dienste in Anspruch genommen hat, mehr als bewusst. Das ändert jedoch nichts daran, dass ich mit dir sprechen muss.“
„Ich bin sehr beschäftigt.“ Sie blickte auf den viel zu aufgeräumten Chippendale-Sekretär und seufzte, während sie ihn innerlich mit ihrem chaotischen Schreibtisch in Rafiqs Büro verglich.
„Du gehst mir aus dem Weg“, meinte er vorwurfsvoll.
„Mir war nicht klar, dass du nach mir suchst.“
„Du hast meine Anrufe nicht beantwortet, und in deiner Freizeit versteckst du dich in deinen Privaträumen. Ich habe dich bei keiner deiner gewöhnlichen Aktivitäten mehr gesehen.“
Wusste er überhaupt, was sie am liebsten tat, wenn sie nicht arbeiten musste? Sie liebte das Reiten, was jedoch stark damit zusammenhing, dass sie es mit Rafiq tat. Um ganz ehrlich zu sein, so genoss sie es sogar, mit ihm zusammenzuarbeiten. Allerdings war es offensichtlich, dass seine Tante wenig begeistert davon war, dass er sie geküsst hatte. Noch am selben Tag waren Rafiqs ursprünglicher Assistent vom König freigegeben und Pennys Dienste von Prinzessin Farrah beansprucht worden.
„Penny? Bist du noch dran?“
„Ja“, antwortete sie, während sie die Finger noch fester um den Hörer presste.
„Ich will, dass du heute mit mir zu Abend isst.“
„Ich kann nicht.“
„Warum nicht?“
Sie hatte zu viel Angst. Er versuchte sie zu verführen, nur um zu sehen, ob er es schaffen würde. Und sie hegte keinerlei Zweifel, dass es ihm gelingen würde. Ihn nicht mehr zu sehen riss jedoch ein klaffendes Loch in ihr Leben. Sie hatte den schlimmen Verdacht, dass sie sich in ihn verliebt hatte, und dass er nur einmal in ihr Gesicht blicken musste, um das zu erkennen.
„Ich kann einfach nicht“, wiederholte sie.
„Das ist nicht gut genug. Ich will, dass du heute mit mir zu Abend isst. Sieben Uhr. Trag das schwarze Kleid.“ Er hielt einen Moment inne. „Und, Penny, du darfst das als königlichen Befehl betrachten.“
Die Leitung wurde unterbrochen.
Penny stand im Korridor vor Rafiqs Suite und fragte sich, was sie da eigentlich tat. Seine Stimme am Telefon war tief und verführerisch gewesen. Sie hätte sich ihm genauso wenig widersetzen können, wie es ihr möglich gewesen wäre, Flügel wachsen zu lassen und davonzufliegen.
Während sie sich nervös den Rock glatt strich, spürte sie das raue Strickmaterial. Es war keine Spitze, und es bedeckte sie vom Hals bis zu den Knöcheln. Er hatte nur gesagt, dass sie das schwarze Kleid tragen solle. Doch sie erinnerte sich an die Art und Weise, wie er sie damals in dem Spiegel in Paris angesehen hatte. Kein Mann hatte sie jemals mit einem solch dunklen, gefährlichen und leidenschaftlichen Ausdruck betrachtet.
Sie sehnte sich danach, noch einmal diese Intensität in seinem Blick zu sehen. Doch das würde nicht geschehen.
Okay, los gehts, dachte sie, hob die Hand und klopfte an. Zwei Herzschläge später öffnete Rafiq die Tür.
„Guten Abend, Penny.“
Sie brachte keinen Ton hervor, als sein Blick von ihren Haarspitzen bis zu den Absätzen der hohen, schwarzen Sandalen wanderte, die sie trug. Es war ein Paar, das er ihr in Paris gekauft hatte, und sie hatte dem Drang, diese Schuhe anzuziehen, nicht widerstehen können.
„Du trägst nicht das richtige Kleid“, warf er ihr vor.
„Es ist schwarz.“
„Das stimmt wohl. Mein Fehler, dass ich mich nicht präziser ausgedrückt habe.“
Und in diesem Moment sah sie ihn – denselben Ausdruck wie in Paris. Sie erkannte, wie sein Kinn sich anspannte, er tief Atem holte und seine Augen zu glühen begannen,
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