Julia präsentiert Träume aus 1001 Nacht 02
…“
„Und ich bin die Frau, die dich schon gekannt hat, als du noch ein Baby warst. Meinst du wirklich, ich weiß nicht, was sich hier abspielt?“
Er bemühte sich krampfhaft, ruhig zu bleiben. „Jawohl. Du hast keine Ahnung, was hier vorgeht.“
„Du täuschst dich! Ich kann nur hoffen, du wirst das Richtige tun.“
Rafiq blickte nach links und sah den verwirrten Ausdruck in Pennys Gesicht. Jede Faser in ihm wollte sie in seine Arme ziehen. Um sie zu trösten. Um ihr zu erklären, dass …
Was? Warum?
„Ich werde nicht hier stehen und mich rechtfertigen.“ Es gab etwas sehr Wichtiges, das er mit seiner Assistentin besprechen musste, und er wollte weder seine Tante noch sonst jemanden bei diesem Gespräch dabeihaben. Er nickte beiden zu. „Es gibt Angelegenheiten, um die ich mich kümmern muss. Penny, wir werden später miteinander reden.“
Irritiert beobachtete Penny, wie er davonstürzte und wandte sich an die Prinzessin: „Euer Hoheit, was meinten Sie damit, dass Männer wie kleine Jungs wären? Dass sie das wollen, was ihnen verboten wurde? Meinten Sie Rafiq?“
„Lassen Sie mich zuerst eine Frage stellen. Hat mein Neffe Sie geküsst?“
„Nein. Das hat er nicht.“ Penny kreuzte die Finger hinter dem Rücken. Eigentlich war es keine Lüge, denn seine Lippen hatten nicht die ihren berührt.
„Dann beantworten Sie mir folgendes“, forderte die Prinzessin mit wissender Miene. „Abgesehen von dem, was eben passierte, hat er sie jemals geküsst? Und denken Sie gar nicht daran, mich anzulügen, Penny. Ich merke es, wenn Sie es tun.“
„Was ist die Strafe in El Zafir fürs Lügen? Köpfen? Die Zunge herausschneiden?“
„Ein Leben lang unglücklich zu sein“, erwiderte die Prinzessin sanft.
Und das war viel schlimmer als alles, was sie zuvor genannt hatte. „Ja, ich habe ihn geküsst.“
„Und ging der Kuss von Ihnen aus? Denken Sie daran, mich nicht anzulügen. Holen Sie Ihre Hände hinter Ihrem Rücken hervor, mein Kind.“
Pennys Schultern sackten zusammen, als die Spannung nachließ. Sie musste die Wahrheit gestehen. „Okay, Sie haben gewonnen. Rafiq hat mich geküsst, aber das ist alles …“
„Und hat es Ihnen gefallen? Mochten Sie es, ihn zu küssen?“ Da war ein Tonfall in der Stimme der Frau, der fast – hoffnungsvoll war.
„Es war – wundervoll.“ Penny stieß einen tiefen Seufzer aus. „Ich verstehe nur nicht, was los ist. Was wurde ihm verboten?“
„Sie, meine Liebe.“
„Ich?“ Sie schüttelte vor Verwirrung den Kopf. „Jetzt verstehe ich wirklich gar nichts mehr. In solchen Situationen vermisse ich meine Mutter mehr denn je.“
Die Prinzessin machte einen Schritt auf sie zu und nahm ihre Hände in ihre. „Es ist nicht Ihr Fehler. Und ich hoffe, dass Sie mich ein wenig als Ersatz für Ihre Mutter betrachten, seit Sie in diesem Land angekommen sind.“
„Ja.“ Und Penny erkannte, dass sie tatsächlich immer mehr Vertrauen zu der älteren Frau gefasst hatte. „Aber wer hat Rafiq verboten, mich zu küssen?“
„Ich. Kurz bevor er Sie nach Paris mitgenommen hat.“ Sie kicherte vergnügt. „Sie sind so unschuldig, Penny. Und das habe ich ihm auch gesagt. So sind Sie hierher gekommen, und so werden Sie auch bleiben.“
„Zwischen uns ist nichts geschehen, Euer Hoheit. Ehrlich. Und ich möchte Ihnen versichern, dass auch nichts weiter vorfallen wird. Ich war gerade dabei, ihm zu erklären, dass ich nicht mehr mit ihm ausreiten kann.“
„Gut.“ Die Prinzessin tätschelte ihre Hand, obwohl Penny hätte schwören können, dass sie Enttäuschung in Farrahs Augen sah. „Ich wusste, dass Sie eine vernünftige junge Frau sind. Ich denke, ich gehe jetzt zurück in den Palast.“
„Aber, Euer Hoheit, wollten Sie nicht ausreiten?“
Farrah blickte auf ihre Reitkleidung hinunter. „Ich bin nicht länger in der Stimmung. Werden Sie mit mir zu Mittag essen?“
„Gern.“
„Gut. Bis später dann.“
Noch völlig verwirrt, blieb Penny noch eine Weile bei den Stallungen. Ein dumpfes Gefühl von Unruhe machte sich in ihr breit. In der einen Minute küsste Rafiq ihren Hals, dann erinnerte seine Tante ihn, dass er die Angestellte nicht berühren durfte.
Sie fragte sich, ob sie nur eine Herausforderung für Rafiq war, ob er sehen wollte, ob er die Jungfrau verführen konnte. Lag sein Interesse an ihr nur darin begründet, dass sie für ihn verbotenes Terrain war?
Das machte Sinn. Er hatte mehr Geld, als er jemals würde ausgeben können. Er konnte
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