Julia präsentiert Träume aus 1001 Nacht 04
dass Sie glauben, man könne nur etwas über die Menschen wissen, wenn man einen Abschluss in Psychologie hat?“, brauste sie auf.
Er zeigte keine Regung. „Da ich Sie gebeten habe, mich zu korrigieren, kann ich mich nicht beschweren, wenn Sie das tun.“
Jana betupfte ihre Lippen mit der Serviette, während ihre Augen amüsiert funkelten.
Er konnte nicht widerstehen und ließ sich zu einem Lächeln hinreißen. „Dennoch ist die Wüste gefährlich, Miss Stewart, und Lake Parvaneh liegt weit weg.“
Sie glaubte nicht, dass das der wirkliche Grund war, warum er mit seinen Töchtern nicht mehr dorthin fuhr. Doch sie nickte.
Beim nächsten Gang wurde ihnen ein Gebäck mit viel Butter und Honig angeboten. Das macht dick, dachte Jana, aber sie konnte nicht widerstehen, es zu probieren, und nachdem sie das getan hatte, konnte sie nicht anders, als es zu essen. Sie seufzte genüsslich und vergaß ihre hitzigen Worte.
„Ich hoffe, Sie werden wieder mit mir zu Abend essen“, meinte Omar, als ihnen zwei kleine Tassen Mokka gebracht wurden.
„Aber natürlich“, erwiderte sie. „Wann?“
„Morgen Abend“, antwortete er und schalt sich selbst einen Narren. „Es wird gut für mich sein, jeden Tag etwas Englisch sprechen zu müssen.“ In Gedanken fügte er hinzu: „… und meine Widerstandskraft gegen deine Nähe zu testen.“
„Soll ich etwa jeden Abend kommen?“
„An den Abenden, an denen ich hier bin.“ Er wusste genau, er würde wesentlich öfter zu Hause sein als bisher.
6. KAPITEL
„Sie hatten glücklicherweise Gelegenheit, die verschiedenen politischen Systeme von Kanada, den USA und Großbritannien zu beobachten“, bemerkte Prinz Omar.
„Ich denke schon.“
„Erklären Sie mir mehr darüber, bitte.“
Lieber Himmel!, dachte Jana, aber dann begann sie: „So unterschiedlich sind sie nicht. Kanada und auch die USA haben ihr System vom englischen Parlamentssystem abgeleitet.“ Sie bemühte sich, die drei Systeme zu beschreiben und wünschte sich, sie hätte in Zeitgeschichte mehr gelernt. „Werden Sie mir das russische System erläutern?“
„Ich habe das Sowjetsystem kennengelernt“, erwiderte er. „Es hat keine Gültigkeit mehr. Möchten Sie stattdessen das Parlament in Barakat al Barakat besuchen?“
Es war eine von vielen Unterhaltungen, wie Jana sie seit jenem ersten Abend mit Prinz Omar führte. Fast jedes Thema kam zur Sprache. Nur Persönliches mied der Prinz. Meist lag daher eine gewisse Spannung zwischen ihnen, doch Prinz Omar wollte den Grund dafür nicht wahrhaben.
„Ich habe bestimmt Schwierigkeiten, den Diskussionen zu folgen“, erklärte sie.
Omar sah sie nachdenklich an. Sie trug ein schlichtes gelbes Sommerkleid mit schmalen Trägern und hatte einen braunorangefarbenen Lippenstift aufgetragen, dessen Farbton in ihrem Haar zu finden war. Wie leicht wäre es gewesen, aufzustehen, um den Tisch herumzugehen und ihren verführerischen Mund zu küssen, ging es Omar durch Sinn. Unwillkürlich runzelte er die Stirn. „Natürlich werde ich Ihnen einen Dolmetscher zur Verfügung stellen. Sicherlich wird das auch für Sie interessant sein, und wir bekommen neue Themen für unsere Unterhaltungen. Mein Vokabular wird sich auf dem Gebiet der Politik und Regierung verbessern.“
Jana legte ihre Gabel beiseite. „Durchlaucht.“
Fragend hob er seine Brauen, und Jana hätte beinahe mit den Zähnen geknirscht. Seit dem ersten Abend am Pool, als er seine Gefühle offen gezeigt hatte, war er stets reserviert geblieben. Manchmal hätte sie gern etwas gesagt, das ihn erschüttern würde, damit er sich so gab, wie er war. Doch bisher hatte sie sich zurückgehalten.
Heute Abend allerdings war sie am Ende ihrer Geduld und konnte seine Reserviertheit und seine Unpersönlichkeit nicht mehr ertragen.
„Miss Stewart?“
„Ich interessiere mich wesentlich mehr für Ihre Töchter als für Ihr Parlament. Könnten wir vielleicht über die beiden sprechen? Für Ihren Wortschatz im menschlichen Miteinander wird es sicherlich zum Vorteil sein.“
Er senkte die Augen, um seinen Gesichtsausdruck vor ihr zu verbergen. Das war ein Zeichen seines Unmuts, wie sie wusste.
„Miss Stewart, Sie sollten sich über das Wohl der Prinzessinnen mit ihrem Kindermädchen, Umm Hamzah, unterhalten“, bemerkte er.
„Gerade über Umm Hamzah möchte ich ja mit Ihnen sprechen“, entgegnete Jana in bestimmtem Ton und schilderte ihm, wie sich das Kindermädchen verhielt. In ihrer Eifersucht erfand Umm Hamzah
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