Julia präsentiert Träume aus 1001 Nacht 04
ständig eine Reihe von Arbeiten, die die Mädchen zuerst erledigen mussten, nur damit sie nicht mit Jana zusammen waren. Außerdem redete Umm Hamzah in einer Art und Weise über Jana, die den Mädchen unangenehm war. Jana war überzeugt, dass sie sich aus dem Grund nach dem Haus am Lake Parvaneh sehnten.
„Das ist bloß Eifersucht“, wehrte Prinz Omar ab. „Mit der Zeit legt sich das.“
Jana hatte das Gefühl, er nähme das Problem nicht ganz ernst. „Umm Hamzah spricht mit den Wachen, und dann kann ich mit den Prinzessinnen zum Beispiel nicht mal zum Einkaufen in die Stadt. Heute habe ich mich eine Stunde mit ihnen gestritten, ehe wir die Erlaubnis bekamen zu gehen.“
„Die Wachen sollen die Prinzessinnen schützen. Sie wollen natürlich wissen …“
„Sehen Sie, Durchlaucht, sie erzählt Kamala und Masha – und ich weiß nicht, wem sonst noch – dass ich die Dienerin des Teufels wäre! Sie erzählt ihnen Geschichten von Banditen, die sie holen kommen, wenn sie nicht tun, was sie will, oder wenn sie mit mir den Palast verlassen. Wie lange sollen die beiden das ertragen? Das ist schwer für sie. Und für mich auch!“
„Sie ist eine ungebildete Frau“, erwiderte er ungeduldig. „In ihren Augen ist jeder Fremde ein Diener des Teufels. Wie viele Frauen ihrer Generation genießt sie Rivalität, weil es ihr Leben abwechslungsreicher macht. Daran kann ich nichts ändern. Kommen Sie mir also nicht mit Frauenstreitigkeiten. Sie sollen dafür sorgen, dass die Prinzessinnen über derlei Albernheiten stehen, und sich nicht noch daran beteiligen. Das ist Ihr Job.“
„Es ist aber nicht mein Job, mich gegen diese ständigen Vorwürfe, ich stünde mit dem Teufel im Bund, zu wehren“, widersprach sie ihm verärgert. „Ihnen mag das albern erscheinen. Frauensorgen verdienen vermutlich nicht Ihre königliche Beachtung, aber so einfach kann man eben nicht damit umgehen. Ihre Töchter leiden unter dieser Spannung.“
Er spürte, wie ihm das Blut durch die Adern jagte, und eigentlich sollte er ihr nicht zeigen, wie erzürnt er war. Aber es war bereits zu spät.
„Meine Töchter müssen mit Spannungen umgehen lernen! Es wird zu noch größeren Spannungen kommen, wenn sie eines Tages die Stämme von ihrer Herrschaft überzeugen müssen“, entgegnete er schroff und fühlte sogleich andere Emotionen in sich aufwallen. Sie hatten nichts mit Zorn zu tun, raubten ihm aber die Beherrschung.
Zum ersten Mal hatte Jana die Worte „meine Töchter“ von ihm gehört. Kaum hatte er sie jedoch ausgesprochen, wirkte sein Gesicht abweisend und verschlossen. „Wie bald glauben Sie, wird der Tag kommen?“, forschte sie.
Omar blinzelte. „Wie bitte?“
„Sie sind noch nicht mal vierzig!“, stieß Jana hervor. „Befürchten Sie etwa, morgen vom Pferd zu stürzen? Die Prinzessinnen sind Kinder. Sie mussten bereits in ihrem jungen Leben mit viel Kummer und Spannungen fertig werden.“
Er lächelte grimmig. „Ich bin dreißig, Miss Stewart. Aber ein Mensch kann jederzeit sterben. Deshalb sagen wir ja, mash’al lah . Wie Gott will.“
Dreißig! Jana musterte die silbernen Fäden in seinem Haar und überlegte, ob der Kummer über den Tod seiner Frau daran schuld sein mochte. Ihr Herz klopfte heftig.
„Wenn Sie morgen sterben würden, glauben Sie wirklich, dass der Kummer, den Umm Hamzah Kamala und Masha zufügt, ihnen die Kraft gibt, sich bei den Stämmen zu behaupten?“, fragte sie.
„Miss Stewart, Glück oder Leid der Prinzessinnen hat Sie nicht zu kümmern. Sondern allein der Englischunterricht. Wenn Sie sich darauf beschränken, werden Sie bestimmt weniger Schwierigkeiten mit Umm Hamzah haben.“
„Bestimmt“, versetzte Jana resigniert und lehnte das Angebot des Dieners, sich Kaffee nachschenken zu lassen, dankend ab. „Nun, da ist es wohl kein Wunder, dass keiner der Englischlehrer geblieben ist. Ich kündige hiermit.“
Es war nur zum Teil ein Bluff. Sie konnte es nicht ertragen, was hier ablief, und wenn Prinz Omar nichts dagegen unternahm, würde es schlimmer werden.
Sein Gesichtsausdruck veränderte sich nicht. Seine Augen funkelten stählern. „Sie sind nicht in der Lage zu kündigen. Der Vertrag, den Sie unterzeichnet haben, gilt für ein Jahr.“
„Verklagen Sie mich auf Schadenersatz“,entgegnete sie rüde. „Sie können mich nicht gegen meinen Willen festhalten.“
Noch während sie das sagte, durchfuhr sie ein leises Entsetzen. Woher wollte sie wissen, was er tun konnte und was nicht? Er
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