Julia präsentiert Träume aus 1001 Nacht 04
nasses Erdreich. Sie rutschte aus und streckte instinktiv ihre Hand nach Omar aus. Aber er fasste automatisch nach der Angel, die Jana fallen ließ. Dabei geriet er aus dem Gleichgewicht und stürzte.
Jana, die sich an ihn klammerte, schrie unwillkürlich auf. Omar wandte sich ihr im Fallen zu und schlang beide Arme um sie, bevor sie zusammen in den Teich stürzten.
Das Wasser war eiskalt. Jana schnappte nach Luft, als es über ihr zusammenschlug. Sofort versuchte sie, auf die Füße zu kommen. Aber Omar hielt sie in den Armen und ließ sie nicht los.
„Omar!“, protestierte sie. Das eisige Wasser umspülte ihren Rücken und auch an den Brüsten bekam sie die Kälte zu spüren, während seine Umarmung wie elektrisierend wirkte.
Er antwortete ihr nicht. Sie blickte ihm ins Gesicht, vermochte aber nicht darin zu lesen. Betroffen rang sie nach Atem, als er ihr in die Augen sah. Im selben Moment fühlte sie seine Hand in ihrem Nacken. Ihr Herz klopfte wie verrückt. Er hielt sie fest und schaute ihr forschend in die Augen. Sein Griff verstärkte sich, und seine Augen wurden fast schwarz.
Unbewusst öffnete Jana erwartungsvoll ihre Lippen, die von dem hochgespritzten Wasser feucht glänzten. Wassertropfen hingen an ihren Wimpern und glitzerten im strahlenden Licht der Morgensonne, die durch die Zweige der Bäume schien.
Tiefe Sehnsucht erfüllte sie, ein Verlangen hatte sie erfasst, wie sie es nie erlebt hatte. Sie spürte, dass auch Omar es empfand. Er zog sie fester an sich und beugte sich über sie, bis seine Lippen ihrem Mund ganz nah waren.
„Omar“, hauchte sie.
Er erstarrte, als hätte ihr Wort ihn aus einem Traum gerissen. Furcht zeichnete sich in seinem Blick ab. Sie sah nicht nur die Spannung, die ihn erfasste, sie spürte sie auch. Langsam, widerstrebend, als koste es ihn seine ganze Willenskraft, löste er sich von ihr. Sie fand den Boden unter den Füßen, spürte ein heftiges Frösteln und erklomm das Ufer.
Omars Angel war ein paar Meter weiter zwischen Felsbrocken hängen geblieben. Er nahm sie an sich und warf sie ans Ufer, ehe er aus dem Wasser stieg. Sein Bein behinderte ihn sichtlich. Jana reichte ihm eine Hand. Unpersönlich nahm er sie an und ließ sich von ihr helfen. „Danke“, versetzte er förmlich.
Auch sein Blick blieb unpersönlich. „Wir kehren jetzt um“, bemerkte er leise. „Die Fische haben wir verscheucht.“
Sorgfältig wischte er die Angel mit einem Lappen aus dem Kasten ab. Es war geradezu aufreizend sinnlich, wie behutsam er an den Ausrüstungsteilen herumhantierte, und es erzeugte eine spürbare Spannung in der Luft. Jana nagte an ihrer Unterlippe und senkte ihren Blick. Omar verpackte die Angel und deckte alles wieder mit der Plane zu.
„Kommen Sie, Miss Stewart“, forderte er sie auf.
Nun, dann wollte er offenbar so tun, als sei nichts geschehen. Jana schaute ihm ins Gesicht. Ihr lag schon eine Bemerkung auf der Zunge, aber sie hielt sich zurück. Was war denn schon passiert?
Sie nickte, wandte sich ab und folgte ihm schweigend den Pfad hinunter. Unten im Tal hatten die Sonnenstrahlen den See erreicht. Das Wasser funkelte einladend, doch Jana fühlte sich zu unglücklich, um sich von dem herrlichen Anblick trösten zu lassen.
Ihre Schuhe waren triefnass. Sie musste auf ihre Schritte achten. Dennoch versank sie ins Grübeln. Omar war ein Mann von Charakter. Er sah gut aus und war sehr attraktiv. Selbst in dem eiskalten Wasser hatte er mit seiner Umarmung eine mächtige Hitze bei ihr entfacht. Und eines hatte sie dabei deutlich gespürt. Was immer er in dem verrückten Augenblick von ihr verlangt hätte, sie hätte es ihm gegeben. Sie hätte sich nicht mal gewehrt, wenn er es sich einfach genommen hätte.
Aber er hatte sich nichts genommen. Möglicherweise wusste er, dass sein Interesse vorübergehen würde, und wollte ihr eine flüchtige Affäre ersparen.
Bei ihr war das anders. Sie liebte Omar. Aber das hätte sie eigentlich schon an dem Morgen erkennen müssen, als sie seinen Hubschrauber hatte abstürzen hören.
Am selben Abend schleppten Baba Musa und zwei seiner Bekannten mehrere Säcke Kohle herbei. Damit füllten sie einen Holzkorb auf der Veranda. Omar fand einen alten Grill im Schuppen und briet den Fisch über einem Feuer.
Er schmeckte köstlich. Die Bachforelle besaß einen kräftigeren Geschmack als der Fisch, der im See beheimatet war, und frisch vom Grill wurde sie zu einem himmlischen Essen.
„Das schmeckt wirklich großartig!“,
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