Julia präsentiert Träume aus 1001 Nacht 05
Verbindung mit ihm. Wie dem auch sei, ich gehe davon aus, dass Nazir deine Ermordung zu unserem Nationalfeiertag plant. Denn dann lässt es sich nicht vermeiden, dass du öffentlich auftrittst. Um das Attentat genau zu planen, wird er sich mit El Khalid treffen müssen. Übrigens hat auch El Khalid verlauten lassen, dass er bald ein gemeinsames Treffen einberufen wird, an dem alle teilnehmen sollen. Aber bis jetzt hat er nicht gesagt, wo und wann es stattfinden soll.“
„Und du glaubst, dass Nazir bei diesem Treffen anwesend sein wird?“
„Ja, davon gehe ich aus. Ich denke, er wird es auch organisieren. Er wird sichergehen wollen, dass die Männer, die Khalid für diese Mission auswählt, vertrauenswürdig sind. Das wird er bestimmt keinem anderen überlassen wollen. Daher glaube ich, dass er da sein wird. Und ich werde auch da sein.“
Sein Halbbruder sah ihn stirnrunzelnd an. „Hast du denn gar keine Angst, dass Nazir dich erkennen wird?“
„Wenn ich als Tuareg verkleidet bin?“ Xander schüttelte den Kopf. „Nein, das kann ich mir nicht vorstellen. Vergiss nicht, sie bedecken schließlich immer ihr Gesicht.“
Der Herrscher wirkte noch immer besorgt.
„Seid Ihr mit der Entwicklung des neuen Hotelkomplexes zufrieden, Eure Hoheit?“, fragte Xander und sah seinen Halbbruder warnend an. Er hatte ein kaum wahrnehmbares Geräusch vernommen. Offensichtlich näherten sich ihnen Schritte. „In unseren Botschaften wird viel Lob geäußert über die Expansion des Fremdenverkehrs in unserem Land.“
Dann trat der Mann zu ihnen, über den sie gerade gesprochen hatten. Dicke Ringe glitzerten an seinen Fingern. Er ignorierte Xander völlig und verbeugte sich steif vor dem Herrscher.
„Nazir.“ Die Stimme des Herrschers klang kühl. „Was führt dich hierher? Es passiert nicht oft, dass der Innenminister trotz seiner vielen Pflichten Zeit findet, uns aufzusuchen.“
„Ich habe wirklich viel zu tun, das stimmt“, erwiderte Nazir, der sich über seine eigene Bedeutung sehr wohl im Klaren zu sein schien.
„Wie ich hörte, hat es vorhin im Souk Ärger gegeben“, bemerkte Xander.
Nazir warf ihm einen misstrauischen Blick zu. „Ach, das hat nichts zu bedeuten … Ein kleiner Dieb hat etwas Aufsehen erregt, das ist alles.“
„Ein kleiner Dieb? Aber schließlich waren Sie persönlich anwesend.“
„Ich war zufällig in der Gegend. Was geht es Sie an, wie ich meine Arbeit erledige?“
„Nichts Geringeres als das eines besorgten Bürgers“, antwortete Xander freiheraus.
Nazir wandte sich wieder dem Scheich zu. „Man hat mir gesagt, Eure Hoheit, dass Ihr Euch dagegen entschieden habt, Euch am Nationalfeiertag von meiner persönlichen Eskorte begleiten zu lassen, wie ich es Euch geraten habe.“
„Ich bin dir wirklich dankbar, dass du meinetwegen so besorgt bist, Cousin. Aber ich muss vor allem an das Volk denken. An das Volk und an unsere ausländischen Verbündeten. Vergiss nicht, ich versuche gerade, Zuran für den Tourismus attraktiv zu gestalten. Es würde sicher keinen sehr stabilen Eindruck machen, wenn ich mich bei einer solchen Gelegenheit von einer Garde schwer bewaffneter Wächter begleiten ließe.“
„Abgesehen davon“, brach Xander leise das spannungsgeladene Schweigen, das nach den Worten des Herrschers folgte, „muss man sich auch immer fragen, wer die Wächter be wacht .“
Ein mörderischer, hasserfüllter Blick traf ihn aus Nazirs Augen. „Wenn Sie damit sagen wollen …“
„Ich will damit überhaupt nichts sagen“, brachte Xander ihn kalt zum Schweigen. „Ich stelle nur eine Tatsache fest.“
„Was für eine Tatsache?“
„Nun, es ist doch bewiesen, dass die Präsenz uniformierter Männer in letzter Zeit schon öfters zu unangenehmen Zwischenfällen geführt hat. Zwischenfälle, die völlig außer Kontrolle geraten sind.“
„Genau, und ich möchte nicht in die Verlegenheit kommen, irgendeinem Botschafter erklären zu müssen, warum einer seiner Untertanen von einem übereifrigen Wächter erschossen wurde“, setzte der Herrscher hinzu.
„Lasst uns darüber noch einmal unter vier Augen sprechen“, erwiderte Nazir zum Herrscher gewandt. Er verbeugte sich kurz und ging.
Der Scheich warf seinem jüngeren Halbbruder einen besorgten Blick zu.
„Unser Cousin vergisst den Respekt, den er dir schuldet“, sagte er ärgerlich.
Xander zuckte die Schultern. „Er hat nie einen Hehl daraus gemacht, dass er mich nicht mag. Genauso wenig, wie er meine Mutter gemocht
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