Julia präsentiert Träume aus 1001 Nacht 05
einen Befehl zu.
„He, du! Halt! Bleib stehen!“
Mit hartem Blick sah er sich um, prüfend, suchend, bis er sie entdeckte.
„Liebling! Da bist du ja! Ich habe dich doch gewarnt, nicht ohne mich loszugehen.“
Er umfasste ihr Handgelenk, ließ die Finger sanft über ihren Handrücken gleiten und verschränkte sie mit ihren, in der vertrauten Art, wie es Liebende tun. So hielt er sie in seinem Griff gefangen. Die Andeutung eines Lächelns ließ seine Züge weicher erscheinen, als er einen Schritt auf sie zuging.
„Ich bin nicht Ihr Liebling“, stieß Katrina atemlos hervor.
„Gehen Sie los“, befahl er ihr leise, aber mit einem Blick, der so gebieterisch war, dass sie ihm nicht zu widersprechen wagte.
Seite an Seite gingen sie durch die Gasse. Zuerst nahm Katrina nur den leichten Zitronenduft seines Eau de Cologne wahr, dann, als er ihr näher kam, den schwachen, aber berauschenden Moschusduft seines Körpers.
Inzwischen war die Gasse voller Uniformierter. Die rissen die Türen der kleinen Häuser auf, stießen Stände um und fegten die Waren von den Tischen, in der Absicht, irgendjemanden oder irgendetwas zu finden.
Die eben noch so entspannte, friedliche Atmosphäre war dahin. Jetzt hörte man überall Geschrei und spürte beinahe greifbar die Furcht der Menschen.
In diesem Moment fuhr ein großer Jeep mit hohem Tempo in die Gasse und kam mit quietschenden Reifen zum Stehen. Ein Mann in Uniform stieg aus, geschützt von Leibwächtern. Katrina erkannte ihn sofort. Es war Zurans Innenminister, der Cousin des Herrschers.
Besorgt sah sie den Mann an ihrer Seite an. Als sie ihn das Gebäude gegenüber hatte betreten sehen, war er als Tuareg gekleidet gewesen und hatte sich kaum verhalten wie ein Mann, der nichts zu verbergen hatte. Es wäre nicht gut, die Aufmerksamkeit der schwer bewaffneten Männer in der Straße auf ihn zu lenken – und auf ihre eigenen Befürchtungen –, aber … Aber was? Aber er besaß eine gefährliche Faszination, die sie dazu verleitete … Wozu? Entschlossen versuchte sie, sich ihm zu entziehen. Er bemerkte ihre leichte Bewegung sofort und verstärkte daraufhin seinen Griff nicht nur, sondern zog sie noch tiefer in den Schatten eines Hauses hinein, sodass sie nun dicht an seinen Körper gedrängt vor ihm stand.
„Hören Sie, ich weiß ja nicht, was hier los ist, aber …“, begann sie.
„Seien Sie still!“ Seine Stimme klang kühl. Gleichzeitig hatte sie das Gefühl, seinen Herzschlag spüren zu können. Plötzlich musste sie an ihre Eltern denken. Ihre Eltern, die sich sehr geliebt hatten.
Sie seufzte tief. Er legte ihr sofort die Hand auf den Mund und bedeutete ihr zu schweigen.
Er roch nach Sand und Wüste und vielen anderen Dingen, die ihr fremd waren. Fremd, exotisch und gefährlich, aber gleichzeitig auch sehr aufregend.
Unwillkürlich öffnete sie leicht die Lippen, und er nutzte seinen Vorteil geschickt aus. Im nächsten Moment spürte sie seinen Mund auf ihrem, spürte schockiert seine Zungenspitze, die sie verlockte und einen Hitzestrahl durch ihren Körper schickte.
Sie gab sich seinem Kuss rückhaltlos hin und war überrascht über sich selbst. Nie hätte sie von sich gedacht, dass sie einmal einen ihr völlig fremden Mann im hellen Tageslicht küssen würde, und das dazu noch so leidenschaftlich.
Schwach vernahm sie, wie der Jeep davonfuhr. Aber der Fremde hörte nicht auf, sie zu küssen.
Und dann ließ er sie los, so abrupt, dass sie fast gestolpert wäre. Im nächsten Moment war er verschwunden, untergetaucht in der Menge, und ließ sie überwältigt und schockiert zurück, so als wäre sie verlassen worden.
„Eure Hoheit …“ Die Diener verbeugten sich vor ihm, als er durch den königlichen Palast eilte.
Die beiden Wächter, die vor der goldenen Tür zum Audienzsaal standen, waren bis an die Zähne bewaffnet. Auch sie verbeugten sich tief vor ihm und öffneten dann die Tür.
Xander stand nun vor seinem Halbbruder, dem Herrscher von Zuran. Jetzt war es an ihm, sich zu verbeugen. Sie hatten zwar denselben Vater, und es war allgemein bekannt, dass sein älterer Bruder ihm sehr gewogen war. Aber er war nun einmal der Herrscher ihres Landes, und als solcher musste Xander ihm Respekt zollen.
Als er ihn erblickte, stand sein Bruder sofort auf, ging auf Xander zu und umarmte ihn.
„Schön, dass du wieder bei uns bist. Ich habe nur Gutes über dich gehört, kleiner Bruder. Unsere Botschaften in Amerika und Europa sind des Lobes voll über
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