Julia präsentiert Träume aus 1001 Nacht 05
hat.“
„Und unseren Vater? Unser Vater war der größte Herrscher, den das Land je hatte. Daran sollte Nazir besser denken. Er war schon als Kind dir gegenüber stets feindselig eingestellt. Davon haben Vater und ich leider erst zu spät erfahren, Xander.“
„Ich habe gelernt, damit und mit ihm zurechtzukommen.“
„Ja, aber sein Vater und er haben deine Mutter gehasst. Sie misstrauten dem Einfluss, den sie auf meinen Vater hatte. Und als er sie dann auch noch heiratete …“
„Nazir mag mich hassen, aber dich möchte er vom Thron stürzen“, stellte Xander trocken fest und fügte hinzu: „Verzeih, ich sollte mich jetzt besser in die Wüste zurückziehen, bevor meine Abwesenheit auffällt. Ich dachte schon, dass Nazir und seine Männer mich im Souk gesucht hätten. Aber inzwischen weiß ich, dass sie hinter einem anderen Tuareg her waren.“
„Offiziell heißt es, du seist nur kurz hier in Zuran und würdest heute Abend wieder abreisen, um dir eine wohlverdiente Ruhepause zu gönnen. Eigentlich schade, dass du keine Zeit hast, dir unsere neuen Errungenschaften anzuschauen. Es gibt ein paar hübsche junge Fohlen in den Ställen, und der neue Yachthafen ist auch fast fertig.“
Xander lächelte, denn er kannte die Schwäche seines Halbbruders für Pferde.
Auf dem Rückweg zum Palast sagte der Herrscher zu ihm: „Mir ist nicht wohl bei dem Gedanken an die Gefahr, der du dich aussetzt. Schließlich bist du mir sehr lieb und teuer. Vielleicht teurer, als du weißt. Deine Mutter war für mich fast wie meine eigene Mutter. Sie hat mir eine Welt des Wissens eröffnet. Nur ihrem Einfluss auf meinen Vater ist es zu verdanken, dass unser Land langsam in der Moderne ankommt. Nach ihrem Tod hatte er keinen Lebenswillen mehr. Ich habe beide verloren, kleiner Bruder. Aber dich möchte ich nicht verlieren.“
„Genauso wenig wie ich dich“, erwiderte Xander, und die Brüder umarmten sich.
„Hallo, meine Schöne! Na, wie sieht’s aus, hast du Lust, mich heute Abend zu begleiten? Wie ich höre, gibt Seine Hoheit ein großes Fest, um den Beginn der neuen Jagdsaison zu feiern. Danach gehen wir alle noch in einen Club.“
Tom Hudson, der Fotograf des Teams, war ein schamloser und unverbesserlicher Charmeur. Aber man musste ihn einfach mögen, daher lächelte Katrina ihn an.
Doch noch bevor sie seine Einladung ablehnen konnte, mischte sich Richard in ihr Gespräch ein.
„Wir sind hier, um zu arbeiten, und nicht, um uns herumzutreiben. Besser, Sie vergessen das nicht, Hudson. Außerdem müssen wir alle morgen sehr früh aufstehen.“
In der peinlichen Stille, die nun folgte, schnitt Tom hinter Richards Rücken ein Gesicht.
Richard war ohne Zweifel sehr qualifiziert, aber in der Gruppe nicht besonders beliebt. Am meisten hatte Katrina unter ihm zu leiden.
„Er ist grauenhaft“, sagte Beverley Thomas, das einzige weibliche Mitglied außer Katrina, später zu ihr, als sie sich auf Katrinas Bettkante niederließ.
Sie waren in einer luxuriösen Privatvilla untergebracht. Die Quartiere der Frauen lagen getrennt von denen der Männer und vom Dienstbotentrakt.
Zuerst hatte Katrina es merkwürdig gefunden, dass sie und Beverley sich nachts einschließen mussten, um nicht belästigt zu werden. Aber angesichts Richards Nachstellungen war sie inzwischen ganz froh, dass man von ihnen erwartete, sich den Landessitten zu fügen.
„Mir tut nur seine Frau leid“, gab Katrina zu.
„Ja, mir auch. Aber du weißt ja, er mag es nicht, wenn man über sie spricht. Ist dir eigentlich klar, dass er von dir wie besessen ist?“
Katrina sah sie betroffen an.
„Nun, vielleicht ist Besessenheit ein zu starkes Wort. Er scheint jedenfalls entschlossen zu sein, dich ins Bett zu kriegen.“
„Vielleicht möchte er das gern, aber es wird nicht dazu kommen“, versicherte Katrina ihr. „Weißt du, mit seinen unerwünschten Annäherungsversuchen könnte ich ja noch fertig werden. Aber ich habe Angst, dass er seine Position ausnutzt, um mich dafür zu bestrafen, dass ich nicht darauf eingehe. Schließlich ist dies mein erster Job, und ich bin immer noch in der Probezeit.“
„Versuch, ihn auf Abstand zu halten“, riet Beverley ihr und unterdrückte ein Gähnen. „So, jetzt gehe ich schlafen. Es war ein langer Tag. Wie Richard ja ganz richtig gesagt hat, müssen wir morgen sehr früh aufstehen.“
Katrina lächelte. Sie freute sich schon sehr auf die morgige Expedition. Sie hatten vor, eines der Wüstentäler zu erkunden, die
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