Julia präsentiert Träume aus 1001 Nacht 05
seinen Berührungen. Warum gelang es ihr nicht, in ihm vor allem den Dieb und den Lügner zu sehen – und nicht den Mann, der sie mit seiner starken Präsenz so sehr berührte? Schließlich besaß er nichts, das ihren Respekt verdiente. Von ihrer Liebe einmal ganz zu schweigen.
Der Gedanke schockierte Katrina. Sie liebte ihn schließlich nicht. Aber du willst ihn haben, sagte ihre innere Stimme. Du begehrst ihn … du sehnst dich nach ihm … und wenn er …
Nein! Nein, darüber wollte sie jetzt nicht nachdenken. Sie würde es nicht einmal vor sich selbst zugeben und auch keinen weiteren Gedanken darauf verschwenden. Allein die Vorstellung, wie es wäre, als Xanders Frau zu leben, trieb ihr die Röte ins Gesicht. Die Vorstellung, wie es wäre, wenn seine Hände über ihren Körper glitten und er sie überall berührte, war so erregend, dass sie … Die Vorstellung, ihn nackt neben sich im Bett zu sehen, ihn zu berühren, seinen Duft einzuatmen, seine Brust zu küssen … Sie erschauerte. Nein, über all dies durfte sie nicht nachdenken, weil es nicht geschehen würde.
Wie konnte sie Achtung vor sich selbst haben, wenn sie diese Gefühle für einen Mann wie Xander hatte? Und ohne Respekt gab es nun einmal keine Liebe. Niemals.
Xander stand im Eingangsbereich seines Zelts und blickte hinaus in die Dunkelheit. Er wartete auf Katrina, damit sie gemeinsam vor El Khalid treten konnten, um ihm zu verkünden, dass sie heiraten wollten.
Er hatte ihr gegenüber zwar behauptet, diese Eheschließung sei nicht legal, aber das stimmte nicht ganz. In Zuran wurde eine solche Zeremonie durchaus als verbindlich anerkannt. In ihrem Fall lag die Sache natürlich anders. Sobald er seine Mission erfüllt hatte, würde das alles nicht mehr gelten. Als Mitglied der herrschenden Klasse brauchte er für eine Heirat das Einverständnis seines Halbbruders. Dieser würde die Verbindung sofort beenden, wenn er von den Umständen erfuhr, unter denen sie zu Stande gekommen war. Der Herrscher würde bestimmt verstehen, dass Xander gar keine andere Wahl gehabt hatte, als Katrina zu beschützen. Wie auch immer ihr Lebensstil vorher gewesen sein mochte, er durfte nicht zulassen, dass sie Sulimen in die Hände fiel. Dafür hatte Sulimen einen viel zu schlechten Ruf. Es war allgemein bekannt, dass er bereits zwei Frauen vergewaltigt und geschlagen hatte. Man sagte ihm nach, er sei ein Sadist.
Aber davon würde er Katrina natürlich nichts erzählen.
An diesem Mittag hatte er ein kurzes, geheimes Treffen mit drei Agenten des Regierungsrats gehabt, die ebenfalls El Khalids Bande unterwandert hatten. Sie hatten dieselben Informationen wie er: El Khalid bereite sich auf die Begegnung mit einer sehr hochstehenden Persönlichkeit vor. Aber auch sie hatten nicht zu sagen vermocht, wann dieser Mann bei ihnen eintreffen werde.
Xander hatte den Eindruck gehabt, dass sie sich nicht der drohenden Gefahr für den Herrscher bewusst waren. Sein Halbbruder hatte ihm erzählt, Nazir habe vor ein paar Tagen eine Reise nach Europa angetreten, angeblich, um dort Geschäfte zu tätigen.
In diesem Moment vernahm er ein leises Geräusch und drehte sich um. Katrina trat zögernd näher. Ihr Blick verriet ihm ihre große Angst. Er presste die Lippen zusammen. Sie war eine zusätzliche Komplikation, auf die er gern verzichtet hätte.
„Ich muss dich warnen“, sagte er zu ihr, als sie in das Zelt hineingingen. „Sobald du mit mir verheiratet bist, darfst du nichts tun, was die Aufmerksamkeit anderer Männer erregen könnte.“
Sie sah ihn verärgert an. In der letzten halben Stunde hatte sie an nichts anderes denken können als an das, was jetzt vor ihr lag. Sie hatte sich redlich Mühe gegeben, nicht in Panik zu verfallen und nicht dem Gefühl grenzenloser Verlassenheit nachzugeben. Aber sie hätte nie geglaubt, dass sie einmal unter solchen Umständen heiraten würde. Mehr denn je sehnte sie sich nach der Liebe und dem Schutz ihrer Eltern, nach jemandem, dem sie sich anvertrauen konnte. Aber natürlich gab es niemanden. Sie war ganz allein. Allein, noch dazu eine Gefangene, die man zu einer schmachvollen Ehe zwang aus Gründen, die nichts mit Liebe zu tun hatten.
„Wie kannst du so etwas zu mir sagen?“, fragte sie entrüstet. „Es ist schließlich nicht meine Schuld, dass Sulimen …“
„Nein?“ Sein Blick war verächtlich.
„Wenn ich ihn gewollt hätte, wäre ich jetzt wohl nicht hier, oder?“, verteidigte sie sich mit blitzenden Augen.
„Ich habe
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