Julia präsentiert Träume aus 1001 Nacht 05
nicht behauptet, dass du ihn gewollt hast. Aber vielleicht hast du ihn ermutigt? Vielleicht haben dir die Aufmerksamkeiten deines Liebhabers gefehlt? Oder vielleicht …“
Katrina hatte genug gehört. „Ich habe ihn nicht ermutigt, und Richard war auch nicht mein Liebhaber!“
„Ja, es ist leicht, das zu behaupten. Aber kannst du es denn auch beweisen?“
In diesem Punkt lag Xander völlig daneben, doch Katrina dachte nicht daran, ihm zu verraten, dass sie bisher noch nie mit einem Mann geschlafen hatte.
Sie hatte sich vor langer Zeit geschworen, sich nur dem Mann hinzugeben, den sie liebte. Sie hatte ihre Träume, auch wenn manche sie deswegen vielleicht für idealistisch hielten.
„So, jetzt sollten wir gehen.“
Xander hob den Vorhang und ließ ihr den Vortritt. Er hielt den Blick unverwandt auf sie gerichtet, wie ein Raubtier, das seine Beute fixierte.
Erneut hatte er sich das blaue Tuch der Tuareg um den Kopf gewickelt, was ihm großartig stand. Aber sein Gesicht wirkte verschlossen. Katrina hätte nicht zu sagen vermocht, was in ihm vorging. Wie schon zuvor spürte sie die Aura der Macht und Autorität, die von ihm ausging.
Sie hatte keine Ahnung, woher der reich bestickte Umhang kam, den er trug. Dieser sah jedenfalls sehr kostbar aus. Xander wirkte wie ein Ehrenmann, ein Mann, so streng und mächtig wie die Wüste selbst. Ein Mann, der mit anderen nichts gemein hatte, dessen Präsenz ihr Respekt einflößte, so wie die Wüste es tat. Er war ein Mann, dem andere Männer gehorchten und den andere Frauen begehrten.
Genau wie sie?
Ja, sie begehrte ihn, hatte jedoch Angst davor, es sich selbst einzugestehen. Denn die Stärke ihres Gefühls für ihn erschreckte sie zutiefst.
Dennoch straffte sie sich jetzt und sah ihm stolz ins Gesicht.
„Wenn du glaubst, dass ich ein paar Schritte hinter dir gehen werde, hast du dich geirrt“, sagte sie hoheitsvoll.
„Ich dachte, du hättest die Geschichte der Wüstenstämme studiert.“
„Ja, das habe ich auch.“
„Gut, dann weißt du doch bestimmt, dass die Tuareg eine matriarchalische Gesellschaft haben.“
„Aber du bist doch gar kein echter Tuareg, oder?“, fragte sie, als sie an seiner Seite durch die Zeltreihen ging.
In diesem Moment lief ein Junge auf sie zu. Zu Katrinas Erstaunen entspannten sich Xanders Züge bei seinem Anblick sofort. Er lächelte ihn an und sagte dann ein paar Worte zu ihm in einem Dialekt, den sie nicht verstand.
„Er ist eine Waise“, erklärte er ihr, als der Junge sich wieder entfernte. „Ich bezahle ihn dafür, dass er sich um mein Pferd kümmert. Mein Pferd braucht Gesellschaft, und der Junge braucht ein warmes Bett.“
Katrina sah ihn überrascht an. Seine Stimme hatte fast zärtlich geklungen. Er hatte also doch eine mitfühlende Seite. Das berührte sie mehr, als sie sich eingestehen wollte.
Die Abendluft war schon recht kühl. Katrina fröstelte. Aber das konnte natürlich auch mit ihrer Nervosität angesichts der bevorstehenden Ereignisse zusammenhängen.
Der Duft von gebratenem Lamm wehte von den Lagerfeuern zu ihr herüber und verursachte ihr Übelkeit. Ihr Magen rebellierte gegen den Gedanken an Essen. Als sie schließlich den Platz erreichten, an dem El Khalid für gewöhnlich seine Treffen abhielt, sah sie, dass sich schon einige Männer versammelt hatten, um der Hochzeitszeremonie beizuwohnen. Dann hörte sie plötzlich Musik und den Gesang der Frauen.
Als sie zu ihnen hinüberschaute, sagte Xander leise zu ihr: „Bestimmt haben sie von dem Ereignis gehört und wollen mit dabei sein. Diese Musik wird immer bei Hochzeiten gespielt. Du musst keine Angst haben, dafür gibt es keinen Grund.“
Es war nett von ihm, dass er versuchte, sie zu beruhigen. Katrina war vor Aufregung die Kehle wie zugeschnürt, aber sie gab sich alle Mühe, ihre Nervösität zu verbergen.
El Khalid thronte bereits auf seinem Diwan, umgeben von seinen Leibwächtern. Hinter ihm saßen die Frauen seines Clans gemeinsam mit den Musikern.
Katrina erstarrte. Sie konnte es nicht tun. Nein, sie konnte diese Sache auf keinen Fall durchziehen. Panik ergriff sie, und sie stöhnte unwillkürlich auf. Verzweifelt sah sie sich nach einem Fluchtweg um.
„Vergiss nicht, dass es keine wirkliche Hochzeit ist. Es hat nichts zu bedeuten.“
Seine Worte legten sich wie Balsam auf ihre angespannten Nerven. Im nächsten Moment merkte sie, dass er ihre Hand genommen hatte und sie drückte. Flehend sah sie ihn an und versuchte, sich
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