Julia präsentiert Träume aus 1001 Nacht 05
wahr sein.
„Ich dachte immer, es dauert Wochen, um sich in Zuran auf eine Hochzeit vorzubereiten“, protestierte sie. „Und was die Hochzeit angeht … normalerweise erstreckt sie sich doch über mehrere Tage und …“
„Normalerweise ja, aber für Fälle wie diesen gibt es eine Verkürzung der Formalitäten. Es ist noch nicht so lange her, dass unser Land von Stammeskriegen erschüttert wurde. Manchmal war es genau das richtige Mittel zum Frieden, die Frau oder Schwester eines Gegners zu heiraten. Dafür braucht es nur zwei Voraussetzungen: Wir müssen gemeinsam vor El Khalid erscheinen und ihm sagen, dass wir heiraten wollen. Die zweite Voraussetzung …“
„Aber wie soll das gehen?“, fragte Katrina entgeistert.
„Ganz einfach. Als Führer hat El Khalid traditionell die Macht, zwei Menschen miteinander zu verheiraten. Aber wenn du es vorziehst, dass ich dich Sulimen überlasse, werde ich natürlich …“
„Nein“, unterbrach Katrina ihn sofort. „Was ich nur nicht verstehe … Du willst mich doch bestimmt nicht heiraten, oder?“
„Natürlich nicht“, erwiderte er grimmig. „Aber selbst unter Dieben gibt es so etwas wie ein Ehrgefühl. Und ich habe Dinge über Sulimen gehört, die mich nicht ruhig schlafen lassen würden, ließe ich es zu, dass er dich mir abkauft.“
„Dass er mich dir abkauft? Was sind denn das für Begriffe? Ich bin schließlich ein Mensch und kein … kein Besitz“, brachte sie fassungslos hervor.
Xander schüttelte den Kopf. „Ich weiß, was du meinst. Das sind große Worte, aber sie bedeuten hier gar nichts.“
„Wie barbarisch! Du bist barbarisch“, warf sie ihm an den Kopf. Erst jetzt wurde ihr die Ungeheuerlichkeit ihrer Situation bewusst.
„Vergiss nicht, wir sind hier nicht in Europa. Wir sind nicht einmal in Zuran City“, erwiderte er. „Die Wüste ist eine strenge Lehrmeisterin. Ihre Bewohner leben unter einem strengen Gesetz – oder sie müssen sterben.“
Etwas in seinen Worten und die Art, wie er sie anschaute, jagten Katrina Angst ein. Plötzlich kehrten all ihre Furcht und ihre Ängste wieder zurück und drohten sie zu überwältigen.
„Was macht ihr alle nur hier?“, fragte sie verzweifelt. „Was geht hier vor? Ich weiß, ihr plant etwas, und ich habe das Gefühl, es ist etwas Schreckliches.“
„Sei still!“
Seine Stimme klang jetzt eiskalt. Aber so schnell ließ Katrina sich nicht einschüchtern. Sie sah ihn wütend an. Es würde ihm nicht gelingen, sie so schnell zum Schweigen zu bringen.
„Wenn dir dein Leben lieb ist, behältst du das alles für dich“, warnte Xander sie. Das Funkeln in seinen Augen verriet ihr, dass mit ihm nicht zu spaßen war.
„Wenn ich … wenn ich mich einverstanden erkläre, bei dieser Farce mitzumachen, musst du mir versprechen, dass es keine richtige Hochzeit wird.“
„Was soll das bedeuten, keine richtige Hochzeit ?Inden Augen von El Khalid und seinen Männern wird es durchaus eine richtige Hochzeit werden. Oder willst du von mir wissen, ob ich vorhabe, mit dir ins Bett zu gehen, wie es einem Bräutigam der Tradition gemäß zusteht? Selbst wenn ich es täte, könnte ich dem Stamm ja nicht das blutverschmierte Tuch zum Beweis deiner Jungfräulichkeit zeigen, oder?“
„Das meine ich nicht“, erwiderte Katrina errötend. Sie war froh, dass es inzwischen dunkel war. So konnte Xander nicht sehen, wie sehr seine Worte sie getroffen hatten.
„Ich … Was ich sagen wollte, war … Ich will nur ganz sicher sein, dass die Hochzeit nicht legal ist.“
„Keine Angst“, erwiderte er spöttisch. „Im europäischen Sinne wird die Hochzeit nicht legal sein.“
Das war die Antwort, die sie erhofft hatte. Sie stieß einen Seufzer der Erleichterung aus. Es gefiel ihr nicht, dass sie zu einer solchen Verbindung gezwungen wurde. Es missfiel ihrem Stolz, dass man sie hier als Besitzstück betrachtete, das beliebig verkauft werden konnte. Gleichzeitig war ihr klar, dass es tausendmal besser war, mit Xander als mit Sulimen zusammen zu sein. Andererseits: Wie sollte sie emotional mit dieser Situation umgehen? Diese Frage ließ sich nicht so leicht beantworten.
Vom ersten Augenblick an hatte sie sehr stark auf Xander reagiert. So stark, dass sie es sich selbst kaum erklären konnte. Die Realität, in der er lebte, hätte eigentlich inzwischen dazu beitragen müssen, sie von ihren romantischen Ideen in Bezug auf ihn zu kurieren. Aber das war nicht geschehen. Noch immer begehrte sie ihn, verzehrte sich nach
Weitere Kostenlose Bücher