Julia präsentiert Träume aus 1001 Nacht 05
Abendessen, das sie sich von der Haushälterin bringen ließ. Erst gegen Mitternacht räumte sie ihre Unterlagen zusammen und zog sich in ihre Suite zurück.
Das Personal bewohnte separate Unterkünfte abseits der eigentlichen Villa. Xenia hatte keine Ahnung, was die Haushälterin wohl von einem frisch verheirateten Paar denken mochte, das in getrennten Schlafzimmern schlief, allerdings hatte die Gute ihr anvertraut, dass Rashid ihre Suite kurz vor der Heirat völlig neu hatte dekorieren lassen, obwohl die Villa noch ganz neu war und diese speziellen Räume vorher unbewohnt gewesen waren.
Rashids Villa war eine gelungene Mischung aus östlichen und westlichen Einflüssen. Im Grundkonzept betont schlicht und geradlinig gehalten, waren es vor allem die traditionellen maurischen Details, die Xenia besonders ansprachen. Selbst die Farben fügten sich harmonisch in die Landschaft ein: helle Sandtöne, warme Terracotta-Schattierungen, hier und da aufgebrochen durch ein zartes Blaugrün. Sorgsam ausgewählte, kunstvolle Skulpturen zeugten von Rashids Geschmack, wie auch von seinem Wohlstand, kostbare Stoffe milderten zu krasse Konturen.
Und dennoch empfand Xenia diese wundervolle Villa als fremd und feindselig. Trotz ihrer Eleganz und Gemütlichkeit schien ihr etwas Wesentliches zu fehlen. Es war ein Haus ohne Liebe, ohne Herz … ohne die Atmosphäre, die einem wirklichen Zuhause anhaftete, wo Menschen lebten, die sich liebten.
Vorsichtig entfernte sie im Bad den Verband und betrachtete ihren Rücken im Spiegel. Wie die Krankenschwester gesagt hatte, war der Bluterguss auf dem Schulterblatt beachtlich, aber die kleine Platzwunde war schon fest geschlossen und blutete nicht mehr. Xenia duschte schnell, wobei die Schulter bei bestimmten Bewegungen schmerzte. Das würde auch noch einige Tage so bleiben, wie der Arzt sie vorgewarnt hatte.
Ihr Bett fühlte sich angenehm kühl an, nur dass es für eine Person viel zu groß war und Xenia sich darin erst recht einsam vorkam. Müde und bedrückt drehte sie sich auf die Seite. Sie war allein, obwohl sie verheiratet war. Eine Frau, deren Mann sie nicht wollte, sie nicht begehrte, sie nicht liebte.
Wohingegen sie sich jede Nacht nach Rashid sehnte und der Verlockung nicht widerstehen konnte, von der himmlischen Nacht in der Oase zu träumen, die sie in seinen Armen verbracht hatte.
Irgendetwas hatte sie geweckt. Xenia schlug die Augen auf und drehte sich auf den Rücken, wobei sie sich automatisch an die verletzte Schulter griff.
„Xenia, geht es dir gut?“
Sofort war sie hellwach und spähte angestrengt in die Dunkelheit. Rashid saß an ihrem Bett. „Rashid!“ Sie setzte sich vorsichtig auf. Ihr Herz pochte wild. „Wieso bist du schon zurück?“
„Was glaubst du?“, antwortete er schroff. „Ich habe die Nachricht erhalten, dass du in einen Unfall verwickelt gewesen wärest und eine Gehirnerschütterung erlitten haben könntest. Selbstverständlich bin ich mit der nächsten Maschine nach Zuran zurückgeflogen.“
„Das wäre nicht nötig gewesen“, protestierte sie. „Es geht mir gut … abgesehen von einem großen blauen Fleck auf der Schulter.“ Rashid hatte die Nachttischlampe angeknipst, und Xenia betrachtete ihn verstohlen. Er wirkte müde und abgespannt und sehr ernst. „Es tut mir leid, dass du deswegen extra zurückgekommen bist“, sagte sie bedrückt.
„Was hast du dir eigentlich dabei gedacht?“, unterbrach Rashid sie rau. „Ist die Ehe mit mir wirklich so unerträglich, dass du dich unter die Hufe eines Pferdes werfen musst?“
Xenia sah ihn entgeistert an. „So war es nicht! Da war doch das Kind … ich habe, ohne zu überlegen, gehandelt, wie es jeder andere auch getan hätte.“
Rashid fuhr sich mit beiden Händen durchs Haar. „Man hat mir nichts von einem Kind erzählt. Nur, dass es fast eine Tragödie gegeben hätte und dass du gegen den Rat der Ärzte das Krankenhaus verlassen hättest.“
„Ich habe eine Schulterprellung, mehr nicht“, sagte sie locker, wobei sie sich insgeheim fragte, wieso die Nachricht von ihrer Verletzung Rashid veranlasst hatte, so überstürzt aus London herzukommen.
„Als ich mit dem Arzt telefoniert habe, meinte er, du könntest durchaus auch eine Gehirnerschütterung haben und solltest nicht allein sein.“
„Und deshalb bist du zurückgekommen?“, fragte Xenia ungläubig. „Der Arzt war sich fast sicher, dass ich keine Gehirnerschütterung habe. Und außerdem bin ich ja nicht allein. Unser
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