Julia präsentiert Träume aus 1001 Nacht 3
da mals gehabt hatte? Jene, die ihn in tiefste Verwirrung ge stürzt hatten, weil er glaubte, etwas gefunden zu haben, was er schon längst abgeschrieben hatte?
Und war er nicht allzu schnell bereit gewesen, sich von diesen Gefühlen zu trennen, als er von der Existenz des Kalenders erfuhr? So als wäre es einfacher, in einem Zu stand des Zynismus zu leben anstatt voller Hoffnung und Sehnsucht – so wie andere Männer.
Er schüttelte erneut den Kopf, benommen und wütend zugleich. „Es hätte nicht so sein sollen.“
Sie wollte ihm entgegnen, dass es perfekt gewesen war, doch irgendetwas an seinem Verhalten verwirrte sie. Er benahm sich so, als hätte gerade etwas Beschämendes stattgefunden – dabei hatte sie es als absolut wundervoll empfunden. Sie schaute ihn an. „Was stimmt nicht?“
„Was nicht stimmt?“ Er runzelte die Stirn, während er ihr Gesicht betrachtete, ganz so wie ein Wissenschaftler den Inhalt eines Reagenzglases begutachtete. Wie konnte es sein, dass sie nicht verstand, worum es ging? „Es wäre niemals passiert, wenn ich es gewusst hätte. Warum hast du es mir nicht gesagt, Sienna?“
Weil sie in diesem Augenblick an nichts anderes gedacht hatte als an die Berührung seiner Lippen und die harte, starke Umarmung seines Körpers. Sie war einfach nicht in der Lage gewesen, etwas zu stoppen, nach dem sie sich insgeheim so lange gesehnt hatte.
„Wie hätte ich es dir sagen sollen, wir haben dabei nicht gerade viel miteinander geredet, oder?“, sagte sie und war sich bewusst, wie schnippisch ihr Ton klang.
„Dein erstes Mal hätte nicht mit einem zufälligen Liebhaber auf dem Fußboden eines unbekannten Hauses sein sollen“, entgegnete er, und seine Stimme war voller Be dauern. „Deine Jungfräulichkeit ist ein Geschenk, das du ganz offensichtlich gehütet hast, so wie jede Frau es tun sollte. Du hättest es für einen Mann aufsparen sollen, den du liebst. Und der dich liebt.“
Und mit diesen Worten zerschmetterte er all ihre dum men Hoffnungen und Träume. Es war, als hätte sie ihm taufrische Blumen geschenkt, und er hätte sie genommen und achtlos in den nächsten Mülleimer geworfen.
Er schien so weit weg, obwohl er direkt neben ihr lag. Noch vor einem Moment hatte er sie mit Küssen über häuft, doch das tat er jetzt nicht mehr. Es war vorbei. Ab geschlossen. Sienna erkannte dies mit wachsender Ver zweiflung.
Sie hatte sich bereitwillig mit ihm auf diesen Fußboden gelegt und … und … sich von ihm verführen lassen. Aber mit Liebe hatte es nichts zu tun gehabt. Das hatte er ihr gerade deutlich gemacht.
Dummerweise hatte sie geglaubt, dass es für ihn mehr bedeutete als ein kurzes sexuelles Vergnügen. Dass seine geflüsterten Worte mehr als bloßes Verlangen ausdrückten. Doch da hatte sie sich vollkommen getäuscht.
Sienna schluckte, zwang die Erinnerungen zurück, denn die würden nur Schmerz bringen. Es war zu spät, zu be reuen, aber ihren Stolz zumindest konnte sie retten. „Nun ja, es macht keinen Sinn, über vergossene Milch zu lamen tieren, nicht wahr?“, sagte sie und hörte dabei selbst, wie falsch ihre betonte Unbekümmertheit klang.
Er schwieg eine Weile, dann richtete er seinen Blick un verwandt auf sie – forschend und ernst. „Warum hat es niemand anderen gegeben?“, wollte er wissen.
Es war eine Frage, die sie sich selbst bereits unzählige Male gestellt hatte – und, oh, wie sehr würde es sein überdimensionales Ego streicheln, wenn sie ihm das sagte, was die Wahrheit war: dass er der einzige Mann war, mit dem sie sich auch nur entfernt vorstellen konnte zu schlafen. Andere Männer hatten es versucht, aber sie waren alle gescheitert. Oder war sie diejenige gewesen, die versagt hat te – die nicht in der Lage war, ihre närrischen Hoffnungen zu begraben und aus einem ganz gewöhnlichen Leben das Beste zu machen?
„Du tust so, als wäre es mein Fehler, dass es keine ande ren Männer gegeben hat“, bemerkte sie bitter.
Er sah sie aus schmalen Augen an. „Hattest du nach dem, was damals zwischen uns geschehen ist und wie ich mich verhalten habe, genug von den Männern?“
„In gewisser Weise ja.“ Aber nicht so, wie er es meinte.
„Du hättest es mir sagen sollen“, erwiderte er, und dies mal klang seine Stimme zornig. „Damals hättest du es mir schon sagen sollen. Aber jetzt – jetzt, wo du älter und un abhängiger bist, eine erwachsene Frau – hättest du erst recht etwas sagen müssen !“
„Hättest du mir denn
Weitere Kostenlose Bücher