Julia präsentiert Träume aus 1001 Nacht 3
„Ich nehme erst einmal eine Dusche.“
Jenna nickte. Dabei aber fragte sie sich, ob sie nicht zu ihm ins Badezimmer gehen sollte. Wie wäre es, seinen starken Körper einzuseifen und ihn dabei liebevoll zu streicheln? Wäre es nicht besser, ihm zu zeigen, wie sich eine selbstbewusste, moderne Frau benahm? Schließlich war es doch kein Verbrechen, selbst die Initiative zu über nehmen. Unschlüssig schaute sie ihm nach – und schlief dann erschöpft ein.
7. KAPITEL
Am nächsten Morgen wachte Jenna erst spät auf. Sie be griff zunächst gar nicht, wo sie war. Das Bett war weich und warm, das Zimmer traumhaft schön eingerichtet. Durch die hohen Fenster erhellten Sonnenstrahlen den Raum. Der Himmel war strahlend blau, vom Garten her dufteten exotische Pflanzen. Doch auf einmal zuckte Jenna zusammen, da ihr bewusst geworden war, warum sie in diesem Märchenpalast übernachtete.
„Hast du etwa Angst vor mir, Darling?“, fragte Rashid, und in seiner Stimme lag ein spöttischer Unterton.
Sie hatte ihn erst gar nicht bemerkt, da er regungslos in einer schattigen Ecke gestanden hatte, doch jetzt mach te er einige Schritte auf sie zu. Er sah besser denn je aus. Den traditionellen Umhang hatte er gegen einen dunk len Anzug, ein strahlend weißes Hemd und eine Seiden krawatte eingetauscht. Das Haar war frisch gewaschen und geföhnt, die Augen blitzten fröhlich auf. Doch sein Gesichtsausdruck war undurchdringlich wie eine Maske. Nicht der kleinste Hinweis ließ darauf schließen, wie es in seinen Gedanken aussah.
Jenna setzte sich auf und strich sich unruhig durchs Haar. „Rashid“, sagte sie leicht atemlos. „Du bist aber schon früh auf.“
„Nun, es ist schon beinah zehn Uhr. Schau nur, die Sonne steht hoch am Himmel, und bald wird es sehr heiß sein. Das ist nicht gerade die ideale Tageszeit für eine kleine Reise.“
Jenna aber stellte sich eine ganz andere Frage, auf die sie unbedingt eine Antwort erhalten musste. Zögernd fragte sie: „Aber wo hast du … ich meine, wo …“
„Wo ich übernachtet habe, möchtest du wissen? Dort drüben auf dem Diwan neben dem Fenster. Du warst schon eingeschlafen, als ich aus der Dusche gekommen bin, und ich wollte dich nicht aufwecken.“
Trotz der Wärme erzitterte Jenna auf einmal. Erst jetzt bemerkte sie, dass sie noch die seidene Unterwäsche trug. Offenbar war sie so müde gewesen, dass sie sofort einge schlafen war. Langsam erinnerte sich Jenna auch wieder daran, wie sie gezögert hatte, Rashid ins Badezimmer zu folgen. Jetzt aber war sie nur froh, im Bett geblieben zu sein.
„Ich hoffe, die Nacht war nicht zu unbequem, und du konntest ein wenig schlafen“, sagte sie mitfühlend.
„Keine Sorge. Der Diwan ist genauso bequem wie ein richtiges Bett.“
„Das freut mich“, erwiderte sie, doch sie spürte selbst, dass es nicht gerade sehr überzeugend klang.
Auf Rashids Gesicht legte sich ein doppeldeutiges Lä cheln. „Ich habe nicht gesagt, dass ich eine angenehme Nacht verbracht habe“, erwiderte er. „Jedenfalls hätte ich es mir aufregender vorstellen können. Und du?“
„Ich … ich weiß nicht“, stammelte sie.
„Du warst sehr müde.“
„Ja“, presste Jenna erleichtert hervor.
„Und denke immer daran, was ich gestern Abend ge sagt habe“, fuhr Rashid fort. „Ich werde niemals Druck auf dich ausüben.“
„Gut.“
„Aber jetzt solltest du aufstehen und dich anziehen. Nach dem Frühstück reisen wir sofort ab.“
Sie wartete, bis er das Zimmer verlassen hatte, nahm dann eine Dusche und zog ein weites, weißes Kleid an. Sie hatte nicht vor, jeden Tag den traditionellen Umhang zu tragen, sondern zuweilen auch ein wenig ihrer Fantasie freien Lauf zu lassen. Dabei würde sie natürlich darauf achten, die strengen Regeln in Quador nicht zu verletzen. Aber sie hatte sich vorgenommen, das Bild der Frau in diesem Wüstenstaat zu verbessern. Wenn ihre Ehe mit Rashid etwas nutzte, dann vielleicht wenigstens dazu.
Als Jenna nach unten in den Frühstücksraum kam, be merkte sie, wie Rashid ihr einen anerkennenden Blick zu warf. Offenbar gefiel ihm sehr gut, was er da sah.
Langsam nahm er einen Schluck Kaffee und erklärte: „Du siehst heute Morgen viel besser aus. Auf deinen Wan gen lagen gestern dunkle Schatten, aber jetzt bist du wie der schön wie der frühe Morgen in einer Oase.“
Jenna mochte es sehr gern, wenn er ihr solche Kompli mente machte. Das erweckte zumindest den Anschein, als seien sie ein Paar wie jedes andere
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