Julia präsentiert Träume aus 1001 Nacht 3
Hals und drückte ihm einen dicken Kuss auf die Blesse. Als Kind war sie immer wieder zu den Tieren gekommen, die ihr Vater so liebevoll gepflegt hatte, damit seine Töchter eines Tages auf ihnen reiten würden. Dann aber waren beide Mädchen nach Amerika gegangen. Das musste eine unglaubliche Enttäuschung gewesen sein. Deshalb auch hatte er die Pferde zum Kauf angeboten.
„Aber warum hast du sie gekauft, Rashid?“
„Weil dein Vater diese Pferde für dich aufgezogen hat. Sie haben dir immer schon gehört, Jenna, und daran soll sich niemals etwas ändern. Genauso, wie du immer zu mir gehören wirst.“
Leider klang das eher so, als betrachtete er seine Frau wie eine Art persönlichen Besitz, und doch konnte sie die Hoffnung einfach nicht aufgeben, dass er damit auch so etwas wie Zuneigung ausdrücken wollte. Auf einmal wur de ihr klar, was sie wirklich wollte. Wenn sie schon seine Frau war, dann sollten sie auch eine richtige Ehe führen.
Rashid aber hatte deutlich gemacht, dass es an ihr war, den ersten Schritt zu unternehmen. War jetzt der richtige Augenblick dafür gekommen? Unsicher schaute sie sich um. Nicht weit entfernt im Eingang zum Pferdestall stan den zwei Leibwächter. Sie taten zwar so, als würden sie Rashid und Jenna kaum sehen, doch in Wirklichkeit beob achteten sie sie ganz genau. Rasch schwang Jenna sich auf den Rücken von Pascha und rief aus: „Also, beeile dich ein wenig, wenn du mir folgen willst.“
Rashid lachte auf, lief zu seinem schwarzen Hengst und hatte sich schon auf den Rücken geschwungen und ritt los. „Da bin ich.“
Bei diesen Worten warf er ihr einen Blick zu, der Jenna heiße und kalte Schauer über den Rücken jagte. Es lag ein sinnlicher Ausdruck in seinen Augen, der kaum etwas von dem Verlangen, das er nach ihr verspürte, verheimlichte. Entschlossen zog sie die Zügel an und lenkte die Stute nach draußen. Und schon ging es in raschem Galopp über die Wiese, die vor dem Reitstall lag. Dann waren sie in der Wüste.
Endlich einmal fühlte Jenna sich frei und unbeschwert. Sie spornte ihr Pferd an, noch schneller zu laufen. Nichts mehr um sie herum zählte noch. Es war ein wunderbares Gefühl, eins mit der Natur zu sein. Die Stute war stark und schnell, die Luft abendlich kühl, die Sonne ging bald unter. Schon tauchten die letzten Sonnenstrahlen die Landschaft in zartes Rot.
Wenig später tauchte Rashid an ihrer Seite auf. Er warf Jenna ein strahlendes Lächeln zu und rief aus: „Du siehst jetzt viel glücklicher aus.“ Und damit hatte er ja nicht Unrecht. Es war vielleicht das erste Mal seit ihrer Rück kehr nach Quador, dass Jenna nicht diese unglaubliche Last auf den Schultern spürte. Und doch fehlte ihr etwas, um wirklich glücklich zu sein.
Sie zog die Zügel an, damit ihr Pferd in einen leichten Trab verfiel. Auch Rashid ritt langsamer, sodass sie sich unterhalten konnten.
„Ja“, sagte Jenna, und in ihren Augen blitzte es auf. „Ich fühle mich richtig wohl hier. Aber wie sollte es einem nicht gut gehen? Ich liebe Pferde nun einmal über alles. Und die Landschaft ist traumhaft schön.“
„Stimmt. Du kannst dir gar nicht vorstellen, wie leicht mir ums Herz wird, wenn ich dich so entspannt sehe. Au ßerdem sind wir endlich einmal allein. Hier in der Wüste kann ich sogar die Staatsgeschäfte für eine Zeit lang ver gessen.“
„Willst du etwa behaupten, dass es dir besser gefallen würde, als Nomade in einem Zelt zu leben?“, fragte sie la chend.
„Keine schlechte Idee. Vielleicht sollten wir es einmal ausprobieren. Zumindest wären wir dann allein und hätten nicht immer zwei Leibwächter hinter uns, die uns beobachten.“
Offensichtlich war ihm nicht entgangen, wie sie sich vorhin umgedreht hatte. Ob er wohl auch bemerkt hatte, dass sie sich kaum zurückhalten konnte und ihn am liebs ten umarmt hätte, um ihn lang und leidenschaftlich zu küssen?
„Gut. Dann schlage ich vor, wir verbringen die nächste Woche allein in der Wüste“, erklärte sie, aber es war na türlich mehr als Herausforderung gemeint.
Rashid schüttelte den Kopf. „Ich wollte damit nur sa gen, dass es viele Facetten im Leben eines Mannes gibt. Die Arbeit gehört natürlich auch dazu, und ich würde mich niemals meinen Pflichten entziehen. Aber natürlich sehne ich mich auch danach, mit dir allein zu sein. Frei heit, ist das nicht das Wichtigste im Leben?“
Jenna hatte das Gefühl, dass er ihr aus dem Herzen sprach. Schließlich hatte sie doch genau das Gleiche ge
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