JULIA PRÄSENTIERT TRAUMZIELE DER LIEBE Band 01
– zwei gegen einen – ausrechnen wollten.
Auch Francine drehte sich um und sah den dritten Fremden an. Plötzlich verspürte sie ein Herzklopfen, das allerdings ein ganz anderes war als das, was sie beim Anblick der beiden Schurken verspürt hatte. Gleichzeitig wurde ihr klar, warum die beiden Männer – obwohl zu zweit – zögerten, es mit dem lästigen Störer aufzunehmen.
Der Fremde war bis auf einen weißen, steifen Hemdkragen ganz in Schwarz gekleidet. Sein Haar war so dunkel wie sein maßgeschneiderter, schwarzer Abendanzug. Eine Narbe quer über seinem rechten Wangenknochen verstärkte noch die Aura des Finsteren und Unheimlichen, die diesen Mann umgab. Er war um etliche Zentimeter größer als seine beiden Gegenspieler und wirkte körperlich überlegen. Seine Augen funkelten gefährlich im Laternenlicht. Auch wenn Francine seine Augenfarbe nicht erkennen konnte, so entnahm sie doch seinem herausfordernden Blick, dass er sich geradezu auf eine Konfrontation freute.
Den beiden Männern entging dies offensichtlich auch nicht. Brummend schlichen sie sich davon und fingen sogar zu rennen an, als der stattliche Fremde mit einer Drohgebärde einige Schritte hinter ihnen herlief.
Francine stand nun allein mitten auf der Brücke, ihre Augen wie gebannt auf die dunkle Gestalt gerichtet. Ihr Puls schlug unregelmäßig. Sie merkte, dass sie sich vor diesem Mann fast genauso sehr fürchtete wie vor den beiden Ganoven. Es war jedoch eine völlig andere Art von Furcht. Jeder einzelne Nerv ihres Körpers schien sie vor diesem Mann warnen zu wollen. Und dennoch fuhr ihr ein warmer, angenehmer Schauer durch die Glieder, als der Fremde einen Schritt näher kam.
Ohne ein Wort zu sprechen, schaute er sie mit einer solchen Intensität an, dass ihr einige Sekunden lang der Atem stockte.
Francine musste mehrmals schlucken, bevor es ihr endlich gelang, etwas zu sagen. „Vielen Dank. Sie kamen gerade rechtzeitig …“ Sie wartete ab, ob er ihr Englisch verstanden hatte. Sie selbst sprach leider nur ein halbes Dutzend Worte Italienisch.
„Ja, Sie waren in Gefahr“, erwiderte er auf Englisch. „Doch was treiben Sie im Dunkeln in diesen einsamen Gassen?“
„Ich habe mich verlaufen.“ Ihre Stimme zitterte. „Ich war auf der Suche nach meinem Hotel …“ Nun wurden ihre Knie weich, und sie lehnte sich rasch an das Brückengeländer. „Entschuldigung“, murmelte sie, „aber mir ist etwas mulmig.“
Sie spürte, wie starke Finger durch ihr Haar fuhren und eine kräftige Hand ihren Kopf festhielt, so lange, bis ihr Schwindelgefühl verschwand. Als es ihr wieder besser ging, atmete Francine einige Male kräftig durch. Sie versuchte, von der Hand, die leicht über ihren Nacken strich, keine Notiz zu nehmen. Sehr langsam und vorsichtig stand sie wieder auf.
„Es geht mir schon wieder gut.“ Sie schüttelte den Kopf. „Ich hatte immer geglaubt, mit Situationen wie der vorhin selbst fertig werden zu können. Ich war jedoch starr vor Schreck und konnte mir überhaupt nicht helfen“, gestand sie zerknirscht.
„Vorher weiß man nie genau, wie man in einer bestimmten Situation reagieren wird.“ Er betrachtete eingehend ihr fahles Gesicht. „Mein Haus ist ganz in der Nähe“, meinte er dann abrupt. „Ich schlage vor, Sie kommen mit zu mir. Meine Hausangestellte wird sich um Sie kümmern. Wenn Sie sich dann wieder besser fühlen, bringe ich Sie in Ihr Hotel.“
„Ich fühle mich aber schon jetzt sehr wohl“, versuchte sie ihn zu beschwichtigen. Ihre Stimme klang jedoch immer noch brüchig, und sie selbst wusste nur zu genau, dass ihre Aussage keineswegs stimmte. Der ganze Vorfall hatte sie wirklich mitgenommen, und ihre eigene Hilflosigkeit deprimierte sie.
Der Fremde ließ sich auf keine weiteren Diskussionen ein. Er nahm einfach ihre Reisetasche auf und ging los, in der Annahme, dass sie ihm schon folgen würde.
Sehr arrogant, dieser Mann, dachte Francine bitter. Aber was blieb ihr schon anderes übrig in diesem Moment? Sie war unendlich erleichtert, dass ihr jemand beistand und die Dinge in die Hand nahm.
Er bewegte sich sicher durch ein Netz enger und schlecht beleuchteter Gassen. Schließlich, mit reichlich Verspätung, fragte sich Francine, ob sie denn wohl recht bei Sinnen war, hinter einem wildfremdem Mann durch dunkle, verlassene Gassen Venedigs herzulaufen. Der hatte sie zwar vor zwei Schurken gerettet, aber das hieß ja noch lange nicht, dass er nicht selbst einer war!
Gerade überlegte sie, ob
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