JULIA PRÄSENTIERT TRAUMZIELE DER LIEBE Band 01
und Moder roch. Sie erspähte ein Tor mit einem schweren Schloss. Mit Mühe konnte sie die Tür aufklicken und aufziehen.
Als Francine hindurchgehuscht war, blickte sie direkt auf den Canale Grande. Die Sonne knallte bereits auf das Pflaster. Die Sonnenstrahlen funkelten auf der Wasseroberfläche des Kanals, und die alten herrschaftlichen Häuser entlang des Ufers strahlten in ihrem leicht morbiden Glanz. Francine war es jetzt schon heiß – oder war dies immer noch der Nachklang der vergangenen Nacht?
Ein Wassertaxi kam auf dem Kanal um die Ecke gebogen. Hinter dem Palazzo gab es einen schmalen Landungssteg. Francine begab sich dorthin und winkte das Taxi herbei. Sie warf ihre Tasche in das Boot und nahm Platz. Als der Vaporetto losfuhr, überfiel sie trotz der Sonnenwärme ein leichtes Frösteln. Francine wollte sich zwingen, sich nicht noch einmal umzuschauen. Aber wie unter Zwang drehte sie ihren Kopf in Richtung Palazzo. Mit einem Male kam ihr Herz fast zum Stillstand, als eine große, dunkle Gestalt auf dem Landungssteg erschien.
Francine wusste sofort: Dies war Alessandro. Er gab jedoch keinerlei Zeichen des Erkennens in ihre Richtung. Regungslos stand er da und schaute scheinbar ungerührt zu, wie das Boot sich immer weiter entfernte und in einer weiten Kurve zum Ponte dell’Accademia einbog.
Francine spürte einen Stich des Bedauerns in ihrem Herzen. Der Traum war vorüber. Was blieb, war nur die Gewissheit, einem Mann wie Alessandro Zancani wohl nie mehr wieder zu begegnen.
Das Wassertaxi nahm noch weitere Fahrgäste auf und steuerte dann den großen Landungssteg am Markusplatz an. Dort hatte Francine am gestrigen Abend zum ersten Mal den venezianischen Boden betreten. Beim Verlassen des Bootes versuchte sie die vergangenen Stunden vollkommen auszublenden und so zu tun, als sei sie eben erst in Venedig gelandet.
Du musst die letzte Nacht um jeden Preis vergessen, ermahnte sie sich. Es war höchste Zeit, in die wirkliche Welt zurückzukehren und den roten Faden ihres Lebenswegs wieder aufzugreifen.
Aber noch hatte sie nicht richtig zur Wirklichkeit zurückgefunden. Noch immer vernahm sie das Echo dieser männlichen Stimme, und noch immer pulsierte ein Strom von Leidenschaft in ihren Adern.
Francine fühlte sich zittrig auf den Beinen, während sie langsam über die Piazza San Marco lief. Sie hatte den festen Vorsatz, die letzte Nacht zu vergessen. Doch jeder ihrer Schritte erinnerte sie unweigerlich daran, wie sie den gleichen Weg am Abend zuvor gegangen war – und wohin dieser Gang sie geführt hatte. Diesmal allerdings war sie fest entschlossen, nicht wieder den gleichen Fehler zu begehen. Also fragte sie heute unterwegs mehrmals Passanten nach der Richtung zu ihrem Hotel. Außerdem war Venedig bei strahlendem Tageslicht etwas anderes als das Labyrinth, das sich ihr in der Dunkelheit dargeboten hatte.
Nach einer kurzen Weile traf sie schließlich ohne größere Schwierigkeiten im gesuchten Hotel ein. Schon beim Betreten der Empfangshalle erkannte sie das vertraute Gesicht von Pete, der ihr freudig zuwinkte und sofort auf sie zukam.
„Gut, dass du schon so früh hier bist“, kam er gleich zur Sache. „Hast du schon irgendwo gefrühstückt? Wenn nicht, beeil dich. Ich möchte nach Möglichkeit anfangen, bevor die Touristenmassen aufmarschieren.“
„Ich mag kein Frühstück. Ach, übrigens: Es tut mir leid, dass ich gestern Abend nicht erschienen bin“, entschuldigte sie sich.
Er machte eine abwinkende Handbewegung. „Macht nichts. Ich war selbst ziemlich lange unterwegs. Außerdem erreichte mich ja eine Mitteilung der Empfangsdame. Es gab offensichtlich irgendwelche Probleme mit der Belegung deines Zimmers, stimmt’s? Aber anscheinend hast du ja woanders noch eine Unterkunft bekommen.“
„Eh – ja“, entgegnete Francine vorsichtig.
Zu ihrer Erleichterung wollte er nicht genauer wissen, wo sie übernachtet hatte. Stattdessen schaute er auf seine Uhr. „Ich habe den ersten Aufnahmeort schon vorbereitet. Er ist an einem schmalen Kanal ganz in der Nähe des Hotels, nur wenige Minuten zu Fuß von hier. Ich möchte, dass die fertigen Fotos wie Gemälde aus der Epoche der Renaissance wirken. Dazu habe ich bereits eine ganze Garderobe an Kostümen des Mittelalters für dich ausgeliehen. Sie hängen im Schrank in meinem Zimmer: Nummer dreiundzwanzig – hier ist der Schlüssel. Sei also so nett und ziehe dich gleich um. Probiere das grüne oder das goldene Kleid. Und lass dein Haar
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