JULIA PRÄSENTIERT TRAUMZIELE DER LIEBE Band 01
Antwort.
„Warum nicht?“
„Weil im Dunkeln alles viel interessanter ist.“ Seine Stimme war nun wieder heiser. Francine merkte, wie auch ihre Kehle trocken wurde. „Man fühlt intensiver, wenn man nicht sieht.“
„Ich fürchte mich aber im Dunkeln“, entgegnete sie. Das war nicht einmal gelogen – zumindest nicht in der momentanen Situation.
„Nein, Sie fürchten sich nicht“, stritt Alessandro ihre Behauptung im Ton absoluter Gewissheit ab. „Sie befinden sich vielmehr in einer angespannten Erwartungshaltung – und das ist etwas ganz anderes. Auch sind Sie fasziniert, wollen mehr wissen – mehr erfahren. Und mir geht es genauso“, schloss er leise.
Francine schluckte. Es versetzte ihr einen Schock, dass ein ihr noch vor Stunden wildfremder Mann jetzt schon so treffsicher ihre Gedanken lesen und ihre Gefühle erahnen konnte.
„Es ist wie ein Abenteuer, nicht wahr?“, murmelte er. „Und ich glaube, Sie mögen Abenteuer.“
Sie wollte ihm mitteilen, dass ihr nichts, absolut gar nichts daran gelegen war. Aber sie fand keine passenden Worte. Vielleicht war die warme Berührung seiner Finger daran schuld, dass ihre Stimme versagte. Vielleicht auch sein zärtlicher Tonfall, der ihr gesamtes Nervensystem ganz durcheinanderbrachte. Oder – und das war wohl die erschreckendste Möglichkeit – er hatte lediglich den Nagel auf den Kopf getroffen!
Ein Teil von ihr suchte in der Tat Aufregung und war mehr als hungrig auf neue Erfahrungen. Das gesamte zurückliegende Jahr hatte sie kaum Freizeit gehabt. Sie hatte zusammen mit Pete hart gearbeitet, um ihr kleines Unternehmen am Leben zu erhalten.
Und nun war sie hier, in einer der romantischsten Städte der Welt. Neben ihr lag ein Mann, dessen Stimme wie Samt wirkte, dessen Hände immer noch zart über ihre nackten Arme strichen und dabei stillschweigend alle möglichen ihr bislang unbekannten Freuden versprachen.
Es war so schwer, dem zu widerstehen – und Francine wollte es auch gar nicht mehr. Sie wollte viel lieber beide Hände ausstrecken und alles, was er ihr entgegenbrachte, freudig empfangen.
Nein, nein, nein, ermahnte sie sich mit einem leichten Erschaudern. Du kannst es nicht wagen.
Alessandro rückte ein Stückchen näher. Der Mond schien auf ihre beiden Körper. Francine sah den fahlen Schimmer ihres Seidenkleides und konnte erkennen, wie sich der grüne feine Stoff gegen seinen viel dunkleren Anzug abhob – und welchen Kontrast seine tiefgebräunten Hände zu ihren bleichen nackten Armen bildeten.
Alessandro musste ihren Blick verfolgt haben, denn nun hielt er seine Hand neben ihre – die eine war fast weiß, die andere beinahe schwarz; positiv und negativ.
„Dunkelheit und Licht“, murmelte er. „Zwei absolute Gegensätze. Aber Gegensätze ziehen sich bekanntlich an, und ich denke, das trifft auch auf uns zu.“ Seine Hand bewegte sich hinauf bis zu ihrem Haar, und ihre rotgoldenen Strähnen ergossen sich über seine Finger. „Alles an dir ist hell – strahlend.“
Nun wagte es auch Francine, mit ihrer Hand leicht über sein Haar zu streichen. Sie empfand augenblicklich ein Wohlgefühl, als sie die feste Struktur seiner Locken auf ihrer Haut spürte. „Ist Ihr Haar braun oder schwarz?“
„Schwarz, natürlich. Wie die Nacht. Wie meine Seele.“ Er meinte es leicht ironisch. Aber dennoch war wohl etwas Wahres daran, dachte Francine. Alessandro umgab wirklich etwas Dunkles. Sicher machte das leicht gefährlich Wirkende einen Teil seiner Attraktivität aus. Sie wusste, dass er sie in Bereiche führen konnte, die zu betreten sie bisher nie gewagt hatte.
Francine setzte sich kerzengerade hin. Eine innere Stimme ermahnte sie nochmals, jetzt endlich den Absprung zu suchen – oder sie würde gar nicht mehr von hier wegkommen! Nervös biss sie sich auf die Lippe. „Ich denke, es ist an der Zeit, dass ich mich in mein Zimmer zurückbegebe.“
„Wenn Sie nicht bleiben wollen, warum sind Sie dann überhaupt hergekommen?“
„Ich sagte doch bereits, dass dies ein Versehen war. Ich wollte hier nicht einnicken. Und ganz sicher wollte ich nicht von Ihnen hier schlafend gefunden werden. Ich weiß zwar, dass Sie mir das nicht abnehmen. Aber es ist die Wahrheit. Tut mir leid, wenn Sie enttäuscht sein sollten. Und ich bitte vielmals um Entschuldigung, dass ich Ihr Zimmer unbefugt betreten habe.“
„Ich bin nicht enttäuscht“, murmelte Alessandro leise. „Und ob Sie absichtlich oder irrtümlich hier gelandet sind, ist nicht so
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