JULIA PRÄSENTIERT TRAUMZIELE DER LIEBE Band 01
Nachhinein wie ein Traum vor. Sie hatte mit den meisten Anwesenden ein paar Worte gewechselt und bewundernde Blicke der männlichen Gäste auf sich gezogen. Viele der anwesenden Damen versuchten dagegen neugierig herauszufinden, was an ihr den so lange heiratsunwilligen Gastgeber schließlich doch weich gemacht hatte.
Als das große Fest in den frühen Morgenstunden endlich ausklang, atmete Francine auf. Sie war der völligen Erschöpfung nahe. Bevor sie zu Bett ging, setzte sie sich eine Weile ans Fenster ihres Zimmers und presste ihren erhitzten Kopf gegen die kühle Scheibe. Schon im Halbschlaf schaute sie verträumt auf die glitzernde Wasseroberfläche des Canale Grande.
Sie stieß einen tiefen Seufzer aus. Was war das Resultat dieser Party? Sie war keinen Schritt weiter. Ihre schicke Aufmachung, der Tanz, der Kuss – nichts hatte an der bisherigen Situation etwas verändert. Doch konnte sie das überhaupt erwarten?
Im Palazzo war es ganz still geworden – bis Francine plötzlich Schritte hörte. Schritte, die immer näher kamen. Sie hielt den Atem an. Das musste Alessandro sein! Hatte ihr Kuss vorhin vielleicht doch etwas bewirkt?
Auf einmal wurden die Schritte leiser, hörten auf. Und dann vernahm Francine eine lockende Frauenstimme, die abrupt abbrach, so als sei die Sprecherin durch einen Kuss zum Schweigen gebracht worden.
Francine wusste nur zu gut, wie Alessandro eine Frau mit seinem Kuss zum Schweigen bringen konnte!
Jetzt waren die Schritte wieder zu hören. Sie bewegten sich in die Richtung von Alessandros Zimmer. Wer war seine Begleitung? Es fiel ihr nicht schwer, zu raten – Gisella!
Francine saß wie versteinert da. Trotz der lauen Sommernacht fröstelte sie. Nur mit allergrößter Willenskraft gelang es ihr, nach einer Weile von ihrem Stuhl am Fenster aufzustehen. Mit einem Mal verspürte sie trotz ihrer Erschöpfung einen unbändigen Drang, in Alessandros Zimmer zu stürzen und die beiden aus den Federn zu schütteln.
Francine hatte bereits die Tür geöffnet und einige Schritte auf den Flur getan, als sie innehielt und es sich doch anders überlegte. Ein Teil von ihr wollte zwar immer noch zur Tat schreiten, aber eine innere Stimme riet ihr, sich dies nicht anzutun. Sie würde nur noch die letzten Nerven verlieren und ihr eigenes Selbstwertgefühl unnötig schinden.
Also ging sie in ihr Zimmer zurück und zwang sich, an etwas anderes zu denken als an das, was sich ein paar Türen weiter wohl gerade abspielen würde. Erst jetzt merkte sie, dass sie immer noch ihr Abendkleid trug. Resigniert entkleidete sie sich und fiel mit den ersten Strahlen des Sonnenaufgangs in ruhelosen Halbschlaf.
Beim späten Frühstück am nächsten Vormittag musterte Alessandro sie lange und nachdenklich. „Du sahst gestern Abend blendend aus. Und ich stelle fest, ich werde niemals müde, dich anzuschauen“, sagte er plötzlich völlig unvermittelt zu Francines großem Erstaunen.
Er hob seine Hand und zog mit dem Zeigefinger eine Linie auf ihrer Stirn nach, bevor er über ihre Augenbrauen strich und zuletzt eine Sekunde lang ihren Mund berührte.
„Welch außergewöhnliches Gesicht“, meinte er leise. „Kein Bilderbuchgesicht, aber dennoch einzigartig. Es wäre ein Riesenfehler, sich in dieses Gesicht zu verlieben. Danach müssten einem alle anderen Frauen blass erscheinen.“
„Die Gefahr, dass du das tust, besteht ja wohl auch kaum, oder? Und wohl schon gar nicht nach der letzten Nacht!“
„Was soll denn das heißen?“ Alessandro sah sie mit blitzenden Augen an. „Was soll denn letzte Nacht gewesen sein?“
„Gisella – die ja angeblich nur eine gute Freundin von dir ist … Mit ihr habe ich dich am frühen Morgen gehört, Ihr wart nicht gerade leise, als ihr an meiner Tür vorbei in dein Schlafzimmer gegangen seid.“
„Was zum Teufel erzählst du da? Ich war weder heute Nacht noch heute Morgen in meinem Schlafzimmer!“, empörte sich Alessandro. „Nachdem sich der letzte Gast verabschiedet hatte, verließ auch ich den Palazzo. Ich wanderte mehrere Stunden in der Stadt umher. Das tue ich oft, wenn ich nicht einschlafen kann. Ich habe den Sonnenaufgang beobachtet und bin erst nach Hause zurückgekehrt, als auf den Straßen schon wieder ein buntes Treiben herrschte.“
Francine starrte ihn verwirrt an. „Das soll ich dir wirklich glauben? Doch wenn nicht dich – wen habe ich dann in dein Zimmer gehen hören?“
„Zwei Gäste, die meine Gastfreundschaft überzogen und sich in das
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