JULIA PRÄSENTIERT TRAUMZIELE DER LIEBE Band 01
leere Zimmer neben meinem schlichen, vermutlich. Die Tür dorthin stand offen.“
„Wirklich? Dann tut mir mein Vorwurf leid.“ Francine schluckte. „Entschuldige bitte.“
Was hatte sie da bloß angerichtet! Ob er ihr eine Chance geben würde, die Sache wieder einzurenken? Sie musste es sofort versuchen, bevor sich die Fronten zwischen ihnen noch mehr verhärteten. „Könnten wir – wärest du bereit, diese dumme Geschichte zu vergessen?“, fragte sie zögernd.
„Nein.“ Seine Antwort klang erschreckend endgültig. „Jede Beziehung, egal welcher Art, ist auf gegenseitiges Vertrauen angewiesen – auch die unsrige“, belehrte Alessandro sie. Seine Gesichtszüge verhärteten sich. „Ich sagte dir schon mehrfach, dass Gisella nichts weiter als eine gute Freundin ist. Aber du reagierst mit hartnäckigem Misstrauen. Vielleicht wärest du selbst ja zu einer heimlichen Liebesaffäre fähig. Du solltest jedoch aufhören, andere mit dir gleichzusetzen, Francine“, sagte er verächtlich.
Bevor ihr darauf eine passende Antwort einfiel, hatte er auch schon das Zimmer verlassen. Sie war vor Verzweiflung den Tränen nahe. Ihre dumme Unterstellung hatte sie nun noch mehr mit Alessandro entzweit.
Aber war alles wirklich allein ihr Fehler gewesen? Ja, sie hatte sich unvorsichtig geäußert. Aber konnte Alessandro denn nicht sehen, dass sie das nur tat, weil sie von solcher Panik ergriffen war, ihn womöglich endgültig an Gisella zu verlieren?
Sie wusste, dass er niemals zugeben würde, dass auch er mit seinem Verhalten ihre vermeintliche Überreaktion mit herbeigeführt hatte. Als Francine vom Tisch aufstand, fühlten sich ihre Beine wie Blei an.
In den darauffolgenden Tagen hielt die gespannte Atmosphäre an. Alessandro war kaum im Palazzo zu sehen, und Angelina begegnete Francine mit einer großen Portion Reserviertheit. Sie schien anzunehmen, die junge Ehefrau mache ihrem Frischangetrauten das Leben schwer.
Erst als der Sommer langsam ausklang und die ersten Herbsttage Einzug hielten, trat in ihrer Beziehung eine sichtbare Besserung ein. Alessandro war nun wieder bereit, gemeinsam mit ihr zu Abend zu speisen. Auch sonst schien er Francine nicht mehr aus dem Weg zu gehen.
Allerdings lag nach wie vor eine nicht unbeträchtliche Spannung zwischen ihnen. Francine fühlte sich in seiner Anwesenheit niemals wirklich wohl. Manchmal dachte sie daran, das missliebige Thema, das der Auslöser dieser groben Verstimmung war, noch einmal auf den Tisch zu bringen. Aber zu keinem Zeitpunkt hatte sie letztendlich die Nerven dazu. Auch hatte sie Angst, die Dinge dadurch noch schlimmer zu machen, denn nach wie vor schien Alessandros Groll nicht ganz verschwunden. Es gab Momente, in denen Francine jede Hoffnung aufgab, dass er ihr jemals vergeben könnte.
Nach einiger Zeit wurde ihr bewusst, dass sie ihr Leben in ein seltsames Abseits manövriert hatte. All ihre alten Kontakte hatte sie abgebrochen, doch ihr neues Leben war alles andere als stabil. Es entbehrte jeder festen Basis, und ihre Zukunft war völlig ungewiss. Manchmal sehnte sie sich zurück in Petes Studio und nach der Arbeit mit ihm. Doch dorthin war der Weg nun verbaut. Die Frist, die Pete ihr eingeräumt hatte, war mittlerweile abgelaufen. Vor Kurzem erst hatte er eine neue Assistentin fest angestellt. Bestimmt sah Pete sie glücklich verheiratet und fühlte sich von ihr vergessen.
Francine füllte ihre trostlosen Tage mit endlosen Stadterkundigungen. In Venedig war immer etwas los, und es gab für sie auch noch immer etwas Neues zu entdecken. Aber trotzdem konnte ihr Leben so nicht weitergehen. Mittelfristig kam sie um einige wichtige Entscheidungen nicht herum. Das wusste sie. Aber jeden Tag wich sie solchen Entscheidungen aufs Neue aus, denn sie bezogen sich immer auch auf Alessandro. Vielleicht musste sogar sie selbst ihn verlassen, wenn diese Beziehung – oder besser Scheinbeziehung – weiter so im Leeren trieb. Dazu war Francine jedoch innerlich einfach noch nicht bereit, denn noch immer war sie in ihn verliebt! Sein zurückweisendes Verhalten sollte sie eigentlich mittlerweile von allen Gefühlen für ihn kuriert haben, tat es aber nicht. Die Vorstellung, ihn auf immer vergeblich zu lieben, ohne Resonanz zu erleben, flößte ihr blanke Angst ein.
Das Wetter wurde etwas kühler, und der Touristenstrom ebbte leicht ab. Eines Morgens sah Francine beim Blick aus dem Fenster Nebelschwaden über dem Kanal liegen. Noch würden sie mit den ersten warmen
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