JULIA PRÄSENTIERT TRAUMZIELE DER LIEBE Band 03
aggressiv.
Charley blickte ihn finster an. Sie hatte nun endgültig genug und machte eine ungeduldige Handbewegung. „Es macht mir nichts aus, von dir korrigiert zu werden. Du hast recht, für die Scheidung brauche ich dich. Aber ich verstehe nicht, warum du willst, dass ich vier Wochen hierbleibe. Greg versteht es auch nicht“, entgegnete sie bissig.
Wenn sie gehofft hatte, die Erwähnung ihres zukünftigen Mannes könnte Sebastian veranlassen zuzugeben, wie unsinnig und lächerlich seine Forderung war, dann sah sie sich getäuscht. „Gut, wenigstens bist du bereit, mit mir zu reden. Vielleicht wirst du dann auch einmal über alles nachdenken. Komm, lass uns spazieren gehen“, sagte er nur.
Sie hatte keine Ahnung, wohin sie gingen. Und genauso wenig wusste sie, warum sie ihm überhaupt folgte. Sie wusste nur, es war einfacher, sich widerspruchslos seinen Wünschen zu fügen, als ständig mit ihm zu streiten.
Aber er konnte sie nicht zwingen, über alles nachzudenken, wie er immer wieder vorschlug. Er konnte jeden ihrer Schritte kontrollieren, nicht jedoch ihre Gedanken. Warum sollte sie auch die Vergangenheit und all den Kummer und Schmerz, den er ihr zugefügt hatte, wieder hervorholen? Es war sinnlos, über das Geschehene nachzudenken und sich Gedanken darüber zu machen, warum alles so gekommen war.
Sie hörte erst auf zu grübeln, als sie aus dem Schatten der engen Straßen in den strahlenden Sonnenschein traten. Sie waren beim Campo del Sur angekommen, der breiten Promenade im Süden der Stadt. Die blauen Wellen des Atlantiks brachen sich am Ufer, und neben ihnen ragte die ehrfurchtgebietende barocke Kathedrale empor, deren goldene Kuppel in der Sonne glitzerte.
Unvermittelt verspürte Charley einen heftigen Schmerz. Sebastian hatte ihr damals diese faszinierende Stadt gezeigt, in die sie sich sogleich verliebte. Und dann musste sie sie seinetwegen verlassen – ein Grund mehr, ihn zu hassen!
Aber ich hasse ihn ja gar nicht, überlegte sie. Er bedeutete ihr nichts mehr, war nicht einmal mehr ihr Feind. Sie war froh, dass auch er offenbar keine Lust hatte, sich zu unterhalten. Sie verzog verächtlich die Lippen, als sie die unverhohlen bewundernden Blicke sah, die Frauen ihm zuwarfen. Jede einzelne würde meilenweit weglaufen, wüsste sie, wie er wirklich war. Aber man konnte ja nicht hinter die schöne Fassade schauen.
Eigentlich hatte Charley keinen Grund, sich so erhaben zu fühlen, denn vor fünf Jahren war sie selbst wie geblendet gewesen von seiner starken männlichen Ausstrahlung. Sie hatte keinen vernünftigen Gedanken mehr fassen können und nicht auf die Warnungen ihrer Tante gehört, so sehr war sie seinem Charme verfallen gewesen.
„Ich nehme an, du bist hungrig, stimmt’s? Ich habe jedenfalls großen Hunger“, unterbrach er ihre Grübeleien. Überrascht blickte sie ihn an. Nur zu gern hätte sie gewusst, warum seine Stimme auf einmal so freundlich klang. Doch sie zog es vor, nicht nachzufragen, denn dann hätte sie sich mit seinen hinterhältigen Beweggründen auseinandersetzen müssen, und dazu hatte sie keine Lust.
Deshalb nickte sie nur vage und sagte: „Ja, ein wenig.“ Rasch wandte sie wieder den Blick ab und schaute in die Ferne auf das blaue Meer.
Doch als er sich mit ihr an den schattigen Tisch eines Straßencafés setzte, beugte er sich zu ihr und nahm ihr die Sonnenbrille ab. Weiß er immer, was in mir vorgeht? fragte sie sich entsetzt und rang nach Luft. Zwingt er mich deshalb, ihn anzuschauen, weil er weiß, dass ich es gar nicht will?
„Wir sitzen jetzt im Schatten, du brauchst sie also nicht mehr.“ Seine tiefe sinnliche Stimme jagte ihr heiße und kalte Schauer über den Rücken. „Außerdem sind deine Augen noch genauso schön wie damals. Lass mich sie sehen.“
Dieses harmlose Kompliment, das eigentlich unbedeutend war, nervte sie. Er war unfair – wie immer. „Ich wüsste nicht warum“, fuhr sie ihn an, nahm sich jedoch rasch wieder zusammen und lächelte den Ober an, der die halbe Flasche eisgekühlten Manzanilla und die Zitrone brachte, die Sebastian zur „papelón surtido“ – verschiedene gebratene Fischsorten – bestellt hatte, die er in der nahe gelegenen Fischbraterei gekauft hatte.
„Du überraschst mich.“ Er schnitt die Zitrone auf und träufelte den Saft über die köstlich aussehenden Fischstücke. „Vor vier Jahren war deine Fantasie viel lebhafter“, meinte er und schaute sie dabei so kühl und durchdringend an, dass sie sich
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