JULIA PRÄSENTIERT TRAUMZIELE DER LIEBE Band 03
Er sprach nur selten mit ihr über seine Arbeit. Wahrscheinlich konnte er sich nicht vorstellen, dass sie sich für die Exportfirma interessierte, die sein Großvater gegründet hatte. Aber mit Olivia hatte er sich jedes Mal, wenn sie in Cadiz war, stundenlang über sein Unternehmen unterhalten – jedenfalls behauptete er das.
„Daraus kann ich nur schließen, dass das trostlose Wetter in England und dein langweiliger Job dein Gedächtnis trüben.“
Er sah sie amüsiert an, offenbar hatte er sie durchschaut. Deshalb erwiderte sie so enthusiastisch wie möglich: „Oh, nein, mein Job ist keineswegs langweilig. Ich liebe meine Arbeit, sie ist viel interessanter, als die folgsame Ehefrau eines reichen Spaniers zu sein! Den ganzen Tag herumzusitzen und nur die Blumen anzuschauen, zu antworten, wenn ich angesprochen wurde, und zu warten, bis du nach Hause kamst – falls du es überhaupt getan hast –, war so überaus anregend, dass für so unwesentliche Dinge wie deine Besuche im Hafen gar kein Platz in meinem Gedächtnis war.“
„Ach, so war das. Vielleicht hätte ich Ignacia bitten sollen, dir das Fußbödenputzen beizubringen.“
Und wieder schaute er sie mit diesem sinnlichen Blick an, den sie so gut kannte und auf den sie sogleich wieder reagierte. Rasch wandte sie sich ab und betrachtete stattdessen den Dampfer, der durch die Dunstschleier hindurch in den Hafen einlief. Dabei klopfte ihr das Herz zum Zerspringen, und sie versuchte sich zu beruhigen. Sie schob den Riemen ihrer Umhängetasche höher und meinte kühl: „Lass dich von mir nicht aufhalten, du willst sicher arbeiten.“ Er hatte sich von ihr noch nie aufhalten lassen und die meiste Zeit an seinem Schreibtisch verbracht. Außer natürlich, wenn Olivia in der Stadt war.
Daran würde sie ihn jetzt nicht erinnern. Sie wollte ihm gegenüber den Namen dieser Frau nie wieder erwähnen. „Ich habe beschlossen, Urlaub zu machen“, erklärte Sebastian ruhig. Charley überlegte krampfhaft, was ihn dazu veranlasst hatte. In dem schwarzen T-Shirt und der lässigen weißen Hose sah er tatsächlich nicht so aus, als würde er ins Büro gehen.
„Schön für dich. Dann kannst du ja den Tag genießen, nicht wahr?“, meinte Charley und ging entschlossenen Schrittes über die Avenida del Puerto, mitten durch den brausenden Berufsverkehr. Sie legte keinen Wert darauf, einige Stunden oder sogar den ganzen Tag mit Sebastian zu verbringen, und hoffte, es ihm klargemacht zu haben. Während der kommenden vier Wochen wollte sie ihm möglichst aus dem Weg gehen, um nicht ständig über ihn und die Vergangenheit nachdenken zu müssen.
„Ich mache länger Urlaub, nicht nur einen Tag“, sagte er hinter ihr mit seidenweicher Stimme. Und als er Charley unvermittelt am Arm packte, um sie vor einem großen knatternden Lastwagen zurückzuziehen, fuhr sie unwillkürlich zusammen. „Ganz genau vier Wochen“, fügte er hinzu.
„Ach, du liebe Zeit!“ Sie schloss die Augen und lehnte sich kurz und wie erschöpft an ihn. Dabei schmiegte sie sich wie selbstverständlich an ihn. Wenn Sebastian sie vier Wochen lang verfolgte, würde sie bestimmt noch verrückt werden.
Er legte ihr den Arm um die schmale Taille. Und als Charley seine warme Hand spürte, fragte sie sich verwirrt, ob er das ungestüme Pochen ihres Herzens wahrnahm. Er musste es bemerkt haben, legte es jedoch falsch aus, denn er meinte: „Lass mich dich führen. Es würde mir nicht gefallen, wenn du dich meinetwegen in selbstmörderischer Absicht vor einen Lastwagen werfen würdest.“
Seine Stimme klang spöttisch, und Charley kochte vor Wut, während er sie geschickt durch den Verkehr führte und schließlich vor einem Straßencafé auf der Plaza Sevilla stehenblieb.
„Kaffee?“, fragte er höflich und zog eine Augenbraue hoch. „Oder vielleicht etwas Stärkeres?“
„Hör auf mit dem Unsinn“, fuhr Charley ihn an, während sie sich von ihm löste. Sie hatte genug. „Du brauchst mir nicht über die Straße zu helfen und mir auch keinen Kaffee zu spendieren.“ Hinter der Sonnenbrille funkelte es in ihren großen bernsteinfarbenen Augen zornig auf, und sie kniff die Lippen entschlossen zusammen. „Damit du es weißt, ich brauche dich überhaupt nicht.“
„Doch, das tust du“, widersprach er, und dabei blitzten seine weißen Zähne in dem gebräunten Gesicht auf. „Du brauchst meine Einwilligung zur Scheidung, auf der du so urplötzlich bestehst.“ Er lächelte grimmig, und seine Miene wirkte
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