Julia Quinn
schlecht«,
murmelte sie.
»Glaub ja nicht, ich würde die
Schweinerei aufwischen, wenn du dich übergibst«, fuhr Oliver
sie scharf an, während er auf das Pferd mit seiner Peitsche
einschlug.
»Hören Sie sofort auf, das arme
Pferd zu schlagen!«
Er fuhr herum, um sie anzusehen, und
seine Augen glitzerten gefährlich. »Darf ich dich
daran erinnern, dass du gefesselt bist, ich aber nicht?«
»Und was wollen Sie damit sagen?«
»Ich gebe hier die Befehle.«
»Nun, dann dürfen Sie sich aber auch
nicht wundern, wenn die arme Kreatur Ihnen einen
Tritt versetzt, sollten Sie sich einmal nicht in Acht
nehmen.«
»Sag mir nicht, wie ich mein Pferd
zu behandeln habe«, brüllte er, dann ließ er erneut
seine Peitsche auf den Rücken des Tieres niedersausen. Das Pferd setzte sich in
Bewegung, und sie nahmen ihre Fahrt die Straße hinab wieder auf. Nachdem sich
Caroline vergewissert hatte, dass ihr ehemaliger Vormund ein langsameres
Tempo gewählt hatte, sagte sie: »Sie waren gerade dabei, mir etwas von Ihren
Plänen zu erzählen.«
»Nein«, widersprach er. »Und jetzt
sei ruhig.«
Sie presste die Lippen zusammen.
Oliver Prewitt würde ihr nichts verraten, und so konnte sie die Zeit besser
nutzen, sich einen Plan auszudenken. Sie fuhren die Küste entlang und kamen
dabei Prewitt Hall immer näher und auch der Höhle, die Oliver in seinen
Aufzeichnungen erwähnt hatte. Genau die Höhle, in deren Nähe Blake und James
warteten.
Lieber Gott, sie würden in einen
Hinterhalt geraten.
Etwas stimmte nicht. Das spürte Blake.
»Wo bleibt er bloß?« zischte er.
James schüttelte den Kopf und zog
seine Taschenuhr hervor. »Ich weiß nicht. Das Boot ist schon vor einer Stunde
hier eingetroffen. Prewitt hätte hier sein müssen, um sie zu treffen.«
Blake fluchte lautlos. »Caroline hat
mir gesagt, dass Prewitt immer pünktlich ist.«
»Kann er herausgefunden haben, dass
das Kriegsministerium hinter ihm her ist?«
»Unmöglich.« Blake hob sein Fernrohr
ans Auge und richtete es auf den Strand. Ein kleines Fischerboot hatte ungefähr zwanzig Meter vom Ufer entfernt den Anker geworfen. Es gab keine große
Besatzung – soweit sie es hatten erkennen können, befanden sich bloß zwei
Männer auf dem Deck. Einer von ihnen hatte eine Taschenuhr in der Hand und sah
in immer kürzer werdenden Abständen darauf.
James stieß ihn an, und Blake reichte
ihm das Fernrohr. »Irgendetwas muss heute geschehen sein«, erklärte Blake. »Er
kann unmöglich gemerkt haben, dass er entlarvt worden ist.«
James nickte bloß, während er mit
den Augen den Horizont absuchte. »Wenn er nicht gestorben ist, dann wird er
hier auftauchen. Er hat viel zu viel Geld in diese Sache hier gesteckt, um sie
einfach aufgeben zu können.«
»Und wo, zum Teufel, stecken seine
anderen Männer? Es müssten doch vier sein.«
James zuckte die Achseln, das
Fernrohr immer noch vor dem Auge. »Vielleicht warten sie noch auf ein Zeichen
von Prewitt. Er hätte ... Warte!«
»Was?«
»Da kommt jemand auf der Straße.«
»Wer?« Blake versuchte, ihm das
Fernrohr abzunehmen, aber James weigerte sich, es ihm zu überlassen. »Es ist
Prewitt«, sagte er schließlich, »in einem Gig. Und er ist nicht allein. Eine
Frau ist bei ihm.«
»Carlotta De Leon«, riet
Blake.
Langsam ließ James das Fernrohr
sinken. Alle Farbe war aus seinem Gesicht gewichen. »Nein«, flüsterte er, »es
ist Caroline.«
23 . KAPITEL
Mas/ke/ra/de (Substantiv). Verkleidung, Maskenfest, Mummenschanz
Mas/sa/ker (Substantiv). Blutbad, Gemetzel, Massenmord.
Nach dieser Nacht werde ich die beiden Wörter Maskerade und Massaker bestimmt nie wieder miteinander verwechseln.
Aus dem persönlichen Wörterbuch von Caroline Ravenscroft
Caroline kniff die Augen zusammen, um in der
rasch immer dunkler werdenden Nacht besser sehen zu können, aber es gelang
ihr nicht, irgendetwas auszumachen. Das überraschte sie nicht. Blake und
James würden niemals so dumm sein, eine Laterne anzuzünden. Sie hatten sich
bestimmt hinter einem Felsen oder einem Gebüsch versteckt und nutzten das
schwache Mondlicht, die Vorgänge auf dem Strand unter ihnen zu beobachten.
»Ich kann nichts erkennen«, sagte
sie zu ihrem Entführer. »Sie müssen sich irren.«
Langsam wandte er sich ihr zu und
schaute sie an. »Du hältst mich wirklich für einen Idioten, was?«
Sie erwog das. »Nein, nicht für
einen Idioten. Für viele andere Dinge, aber nicht für einen Idioten.«
»Dein Ehemann«, erwiderte er und
deutete
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