Julia Quinn
wie Sie«,
entgegnete sie.
»Ich hatte einen guten, von der
Regierung abgesegneten Grund, das zu tun.«
»Lag es daran, dass Ihre Verlobte
gestorben ist?«
Er starrte sie an, sein mühsam im
Zaum gehaltener Zorn so deutlich erkennbar in seinen
Augen, dass sie wegsehen musste. »Nichts für ungut«, murmelte sie.
»Sprechen
Sie nie wieder von ihr.«
Caroline wich angesichts des
unverhohlenen Schmerzes in seiner Stimme unwillkürlich einen Schritt zurück. »Entschuldigen
Sie bitte«, erwiderte sie leise.
»Wofür?«
»Ich weiß es nicht genau«,
antwortete sie, da sie nach seiner heftigen Reaktion eben zögerte, seine
Verlobte noch einmal zu erwähnen. »Was immer Sie so unglücklich gemacht hat.«
Blake musterte sie interessiert. Sie
schien es ernst zu meinen, was ihn überraschte. Er war in den letzten paar
Tagen ihr gegenüber ziemlich unhöflich gewesen. Doch bevor ihm eine Antwort
einfiel, hörten sie Schritte, und der Marquis betrat die Halle.
»Himmel, Ravenscroft«, sagte James, »kannst
du dich nicht endlich einmal dazu durchringen, ein paar mehr Diener
einzustellen?«
Blake konnte sich ein Grinsen nicht
verkneifen, als er den elegant gekleideten Marquis of Riverdale sah, wie er
vorsichtig ein Teetablett trug. »Wenn ich jemanden finden könnte, dem ich
vertrauen kann, würde ich ihn noch in dieser Minute anstellen, das kannst du
mir glauben. Und ohnehin wird, wenn ich erst einmal meinen Dienst für das
Kriegsministerium quittiert habe, Verschwiegenheit für meine Dienerschaft nicht
mehr so unabdingbar sein.«
»Bist du
immer noch fest entschlossen, aufzuhören?«
»Musst du
das noch fragen?«
»Ich denke, das heißt Ja«, bemerkte
James zu Caroline. »Obwohl man bei Ravenscroft nie genau weiß. Er hat die
unangenehme Angewohnheit, Fragen mit Gegenfragen zu beantworten.«
»Ja, das
ist mir auch schon aufgefallen«, murmelte sie.
Blake stieß
sich von dem Türrahmen ab. »James?«
»Blake?«
»Halt die
Klappe!«
James grinste. »Miss Trent, warum
begeben wir uns nicht, in den Empfangssalon? Der Tee wird etwas helfen, Ihre
Stimme zu kräftigen. Haben wir Sie erst einmal so weit wieder hergestellt,
dass Sie ohne Schmerzen sprechen können, dann sollten wir auch in der Lage
sein, uns zu überlegen, was zum Teufel wir mit Ihnen anstellen.«
Während sie mit James mitging,
schloss Blake einen Augenblick lang die Augen und hörte Caroline mit rauer
Stimme sagen: »Sie dürfen mich Caroline nennen. Ich habe das Mr. Ravenscroft
auch schon gestattet.«
Blake wartete ein oder zwei Minuten,
bevor er ihnen folgte, da er ein paar Momente allein brauchte, sich über seine
Gefühle klar zu werden. Oder besser gesagt, er versuchte es. Nichts schien
klar zu sein, wenn es um sie ging. Er hatte eine so gewaltige
Erleichterung verspürt, als sich herausstellte, dass Carlotta De Leon in
Wirklichkeit gar nicht Carlotta De Leon war.
Caroline. Sie hieß Caroline.
Caroline Trent. Und das
wiederum bedeutete, dass er sich nicht in Lust nach einer Verräterin
verzehrte.
Er schüttelte angewidert den Kopf.
Als ob das sein einziges Problem wäre. Was zum Teufel sollte er mit ihr
anfangen? Caroline Trent war klug, sehr klug sogar. Das war mehr als
offensichtlich. Und sie hasste Oliver Prewitt genug, um dabei zu helfen, ihn
der Obrigkeit zuzuführen. Es mochte noch etwas Überredungskunst nötig sein, um
ihr zu helfen, ihre Abneigung gegen Spionage zu überwinden, aber nicht viel.
Schließlich und endlich hatte Prewitt seinem Sohn aufgetragen, ihr Gewalt
anzutun. Es war nicht sehr wahrscheinlich, dass Caroline nach diesem Schlag
auch noch die andere Wange hinhalten würde.
Die offensichtlichste Lösung war,
sie auf Seacrest Manor zu behalten. Sie verfügte bestimmt über jede Menge
Informationen, die sie gegen Prewitt verwenden konnten. Er bezweifelte,
dass sie in seine illegalen Geschäfte eingeweiht gewesen war. Doch mit den
richtigen Fragen konnten James und er sicher Wissen ans Licht bringen, von
dem sie selbst noch nicht einmal Ahnung hatte, dass sie es besaß. Und wenn
alles andere fehlschlug, dann konnte sie ihnen wenigstens einen Grundriss von
Prewitt Hall aufzeichnen – eine unbezahlbare Information, sollten er und James
sich entscheiden, in das Herrenhaus einzubrechen.
Warum also zögerte er, sie zu bitten
zu bleiben, wenn sie doch eine so gute Ergänzung für James und ihn war?
Er kannte die Antwort. Er wollte sie
bloß nicht wahrhaben.
Sich selbst einen Feigling
schimpfend, drehte sich Blake auf dem
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