Julia Quinn

wohl am
besten hineingelangen könnte, und ...
    »Mr. Ravenscroft!«
    Er blinzelte und schaute Caroline
an. »Ich dachte, ich hätte Ihnen gesagt, Sie sollten mich Blake nennen«, bemerkte er geistesabwesend.
    »Das habe ich auch«, hielt sie ihm
vor. »Dreimal!«
    »Oh. Das tut mir schrecklich Leid.«
Dann wandte er sich wieder ihrer Zeichnung zu und ignorierte sie erneut.
    Caroline kräuselte die Lippen und
schnitt ihm eine halb belustigte, halb ärgerliche Grimasse, was er natürlich
überhaupt nicht wahrnahm, griff nach ihrem Gehstock und humpelte zur Tür.
Als sie jedoch die Hand gerade auf die Klinke legen wollte, erklang seine
Stimme.
    »Wie viele Fenster?«
    Sie drehte sich verwirrt zu ihm
herum. »Wie bitte?«
    »Dieser geheime Raum von Prewitt.
Wie viele Fenster gibt es dort?«
    »Ich bin mir nicht ganz sicher.
Schließlich habe ich ihn nie betreten, doch ich kenne mich mit den Außenanlagen
bestens aus, und ... Lassen Sie mich nachdenken.« Caroline rief sich das Gebäude ins Gedächtnis
und begann im Geiste die Fenster von Prewitt Hall zu zählen, wobei sie ihre
Finger zu Hilfe nahm. »Also, da sind drei im Speisezimmer«, murmelte sie, »und
zwei in ... eins!« rief sie.
    »Nur ein
Fenster? In einem Eckzimmer?«
    »Nein, ich wollte eigentlich sagen,
dass nur ein Fenster nach Westen geht, aber auf der Südseite des Hauses ...«, wieder
tanzte ihr Zeigefinger in der Luft. »Auf der Südseite gibt es auch nur eines.«
    »Ausgezeichnet«,
sagte er, mehr zu sich selbst.
    »Aber es wird ganz schön schwierig
werden, dort einzusteigen, falls Sie das vorhaben.«
    »Und warum?«
    »Prewitt Hall wurde nicht auf ebenem
Grund errichtet«, erklärte sie. »Es fällt nach Süden und Westen hin ab. Und so ist an dieser Stelle sogar ein
Stück vom Fundament zu sehen. Da ich für die Gärten zuständig war, habe ich ein
paar Blütensträucher dorthin gepflanzt, natürlich, um es zu überdecken, aber
...«
    »Caroline.«
    »Ja, selbstverständlich«, erwiderte
sie leicht verlegen, da sie vom Thema abgeschweift war. »Was ich sagen wollte,
war, dass die Fenster dort sehr hoch über dem Boden liegen. Es wäre bestimmt
schwierig, durch sie ins Haus zu gelangen.«
    Er bedachte sie mit einem schiefen
Lächeln. »Wo ein Wille ist, Miss Trent, ist auch ein Weg.«
    »Glauben
Sie das wirklich?«
    »Was für
eine Frage soll das denn sein?«
    Sie errötete und sah fort. »Eine
reichlich aufdringliche, vermute ich. Bitte vergessen Sie, dass ich sie
gestellt habe.«
    Ein langes Schweigen senkte sich
über den Raum, während dessen er sie derart seltsam anschaute, dass ihr ganz
unbehaglich zu Mute wurde. Schließlich erkundigte er sich: »Wie hoch über dem
Boden?«
    »Was? Ach, die Fenster. Vielleicht
acht oder zehn Fuß, denke ich.«
    »Zehn Fuß?
Oder zwölf?«
    »Ich bin
mir nicht ganz sicher.«
    »Verflucht!«
stieß er aus.
    Er klang so enttäuscht, dass
Caroline sich vorkam, als hätte sie gerade einen Krieg für Großbritannien
verloren. »Ich schätze es nicht, das schwächste Glied in einer Kette zu sein«,
bemerkte sie halblaut.
    »Was sagten Sie?«
    Sie klopfte mit ihrem Stock auf den
Boden. »Kommen Sie mit.«
    Er winkte bloß ab und versenkte sich
wieder in das Studium ihres Grundrisses.
    Caroline befand, dass es ihr nicht
im Geringsten gefiel, von diesem Mann nicht beachtet zu werden. Rumms! Sie ließ
ihren Stock auf den Boden krachen.
    Überrascht sah er auf. »Was sollte
das?«
    »Als ich, Kommen Sie mit' sagte,
meinte ich gleich jetzt.«
    Blake starrte sie einen Augenblick
lang an, offensichtlich erstaunt über ihr plötzlich despotisches Auftreten.
Schließlich verschränkte er die Arme vor der Brust, betrachtete sie wie
Eltern ihr unartiges Kind und sagte: »Caroline, wenn Sie sich an dieser Mission
beteiligen wollen, wenigstens für ein paar Wochen ...«
    »Fünf Wochen«, erinnerte sie ihn.
    »Ja, ja, natürlich, aber Sie werden
lernen müssen, dass Ihrem Verlangen nicht immer sofort nachgegeben werden kann.«
    Caroline schien diese Äußerung
reichlich herablassend, und das hätte sie ihm auch gerne mitgeteilt, doch
stattdessen kamen die folgenden Worte aus ihrem Mund: »Mr. Ravenscroft, Sie
haben nicht den blassesten Schimmer von meinem Verlangen.«
    Er richtete sich zu seiner ganzen
Größe auf, und ein teuflisches Funkeln, das sie noch nie zuvor an ihm wahrgenommen hatte, erschien in seinen Augen. »Nun«, sagte er langsam, »das stimmt
nicht ganz.«
    Ihre Wangen wurden flammend rot. »Dummer,
dummer Mund«,