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Julia Quinn

Julia Quinn

Titel: Julia Quinn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Im Namen der Liebe
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mir nicht, die
Größenverhältnisse der Räume zueinander richtig darzustellen. Ich ... ich ...«
Sie musste plötzlich schlucken. Er war ihr furchtbar nahe, und sein
persönlicher Duft weckte in ihr die Erinnerung an ihren gestohlenen Kuss. Er
roch nach Sandelholz und Minze und etwas, das sie nicht genau bestimmen konnte.
    »Ja?« hakte er nach.
    »Ich ... äh ... nun, wissen Sie, es
ist schrecklich schwierig, die Umrisse und gleichzeitig die Maße der Räume
richtig hinzubekommen.« Sie deutete auf ihre Skizze. »Ich habe zuerst alle
Räume westlich der Eingangshalle gezeichnet und dachte, ich hätte sie in der
richtigen Größe ...«
    Er lehnte sich noch etwas näher, was
dazu führte, dass sie völlig den Faden verlor. »Und was geschah dann?« fragte
er mit gedämpfter Stimme.
    Sie schluckte wieder. »Dann kam ich
an das letzte Zimmer auf der Südseite und stellte fest, dass ich nicht genug
Platz gelassen hatte.« Sie legte ihren Finger auf das winzige Zimmer in der
Hausecke. »Es sieht nicht größer als ein Schrank aus, aber es ist tatsächlich
wesentlich geräumiger als dieser Raum hier.« Sie zeigte auf ein anderes,
größeres Rechteck auf ihrer Zeichnung.
    »Was ist das für ein Zimmer?«
    »Dieses hier?« fragte Caroline,
ihren Finger immer noch auf dem größeren Rechteck.
    »Nein, das, von dem Sie sagten, dass
es größer sein müsste.«
    »Oh, das ist der ehemalige
Sommersalon. Ich weiß nicht viel darüber, eigentlich nur, dass er größer sein
müsste, als ich ihn dargestellt habe. Es war mir verboten, ihn zu betreten.
Er ist so eine Art Refugium und privates Arbeitszimmer meines Vormundes.«
    Diese Bemerkung weckte
augenblicklich Blakes Interesse. »Was Sie nicht sagen.«
    Sie nickte. »Oliver Prewitt nannte
es sein Schatzhaus, was mir immer reichlich schwachsinnig vorkam, denn schließlich war es ja kein Haus, sondern bloß ein Zimmer.«
    »Was für Schätze pflegte er darin
aufzubewahren?«
    »Das ist das Seltsamste daran«,
erwiderte Caroline. »Ich weiß es nicht. Wann immer er etwas Neues kaufte – was
er oft tat, und ich bin immer davon ausgegangen, dass er dafür mein Geld
benutzt hat ...« Sie blinzelte, da sie mit einem Mal vollkommen vergessen
hatte, was sie sagen wollte.
    »Wann immer er etwas Neues kaufte«,
half Blake ihr auf die Sprünge und bewies damit ein seiner Ansicht nach
bewundernswertes Maß an Geduld.
    »Oh, ja«, antwortete sie. »Nun, wenn
er sich etwas Neues gekauft hat, dann konnte er gar nicht genug damit angeben
und protzen und bewunderte es wochenlang. Und sorgte immer dafür, dass Percy
und ich es ebenso bewunderten wie er. Wenn er also zum Beispiel einen neuen
Kerzenleuchter gekauft hat, dann konnte man sich darauf verlassen, dass er im
Speisesalon aufgestellt werden würde. Und wenn er eine kostbare Vase erstanden
hatte, dann ... nun, ich denke, Sie verstehen, was sich sagen will. Es wäre ihm
vollkommen unähnlich, etwas Seltenes zu kaufen, um es anschließend zu
verbergen.«
    Blake schwieg, so dass sie besorgt
hinzufügte: »Ich habe unnützes Zeug geschwätzt, nicht wahr?«
    Er schaute den Grundriss
eindringlich an, dann hob der den Blick und sah ihr in die Augen. »Und Sie
behaupten, er hält diesen Raum verschlossen?«
    »Die ganze Zeit.«
    »Und selbst Percy ist der Zutritt
verboten?«
    Sie nickte. »Ich denke nicht, dass
Percy in der Wertschätzung seines Vaters sehr hoch steht.«
    Blake atmete aus und spürte, wie die
vertraute Erregung ihn erfasste. Es war bei Gelegenheiten wie diesen, dass er
sich daran erinnerte, was ihn am Anfang dazu gebracht hatte, sich mit dem Kriegsministerium
einzulassen, und warum er so viele Jahre dabei geblieben war, obwohl seine
Arbeit ihn so viel gekostet hatte.
    Schon vor langer Zeit hatte er
gemerkt, dass es ihm gefiel, Schwierigkeiten zu beseitigen und Rätsel zu lösen,
wie die Teile eines Puzzles zusammenzusetzen, bis vor seinem geistigen Auge
das gesamte Bild entstand. Und gerade hatte ihm Caroline Trent verraten, wo
Oliver Prewitt seine Geheimnisse aufbewahrte.
    »Caroline«, sagte er ohne
nachzudenken, »ich könnte Sie glattweg küssen.«
    Sie sah beunruhigt auf. »Tatsächlich?«
    Aber Blake war in Gedanken bereits
ganz woanders und hörte weder Caroline, noch war ihm bewusst, was er ihr gerade
anvertraut hatte. Er beschäftigte sich schon längst wieder im Geiste mit dem
Eckzimmer in Prewitt Hall. Ihm war eingefallen, dass er es von außen gesehen
hatte, als er das Haus beobachtete, und er überlegte gerade, wie man

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