Julia Quinn
Sie uns
gehen.«
Caroline schaute sich verwirrt um. »Haben
wir irgendeine Art Zeichen vom Marquis erhalten?«
»Nein, aber
es ist mittlerweile genug Zeit verstrichen.«
»Sie haben doch
eben noch gesagt ...«
»Wenn Sie an dieser Mission
beteiligt werden wollen«, zischte er, »dann müssen Sie zunächst einmal lernen,
Anweisungen entgegenzunehmen und zu befolgen. Ohne lange zu fragen.«
Sie zog die Augenbrauen hoch. »Ich
bin so froh, dass Sie sich entschieden haben, mich teilhaben zu lassen.«
Wenn Blake ihr in diesem Moment die
Zunge hätte herausreißen können, dann hätte er es getan. Oder wenigstens den
Versuch unternommen. »Folgen Sie mir«, befahl er barsch.
Caroline salutierte und folgte ihm
auf Zehenspitzen zur Tür. Blake verdiente seiner Ansicht nach eine Medaille dafür, dass er sie nicht einfach beim Kragen packte und aus dem Fenster warf. Er
würde auf jeden Fall für das alles hier irgendeine Art von Wiedergutmachung vom
Kriegsministerium verlangen. Und wenn sie ihm kein Geld geben konnten, dann
wollte er wenigstens irgendeinen netten Besitz erhalten, der an die Krone
zurückgefallen war.
Sicherlich verdiente er eine kleine
Belohnung für diese Mission. Es mochte zwar Spaß machen, Caroline zu küssen,
aber bei der Arbeit war sie ein schreckliches Ärgernis.
Er kam an der offenen Tür an und
bedeutete ihr, hinter ihm zu bleiben. Die Hand an seiner Waffe, spähte er in
die Eingangshalle, vergewisserte sich, dass sie leer war, und trat aus dem
Empfangssalon. Caroline folgte, ohne auf ein Wort von ihm zu warten, wie er es
gewusst hatte. Dieses Mädchen bedurfte keiner Aufforderung, sich in Gefahr zu
begeben.
Sie war viel zu eigensinnig, zu
sorglos. Und das weckte Erinnerungen in ihm.
Marabelle.
Blake schloss für einen
Sekundenbruchteil gequält die Augen und versuchte seine verstorbene Verlobte
aus seinen Gedanken zu verbannen. Sie mochte in seinem Herzen leben, aber
hier, in dieser Nacht und in Prewitt Hall, hatte sie nichts verloren. Nicht,
wenn er sie alle drei heil hier herausbringen wollte.
Die Erinnerung an Marabelle jedoch
wurde rasch verdrängt durch Carolines unablässiges Zerren an seinem Ärmel. »Was
ist jetzt schon wieder?« erkundigte er sich scharf.
»Sollten wir nicht wenigstens Papier
und Tinte mitnehmen? Deswegen sind wir schließlich überhaupt hergekommen,
oder?«
Blake spreizte die Hände, mühsam um
Beherrschung ringend, und sagte langsam und deutlich: »Ja. Ja, das wäre
sicher eine gute Idee.«
Sie eilte ins Zimmer zurück und
holte die benötigten Gegenstände, während er lautlos vor sich hinfluchte. Er
wurde langsam weich und schwach. Es war
etwas völlig Ungewöhnliches für ihn, etwas so Alltägliches wie Federkiel und
Tinte zu vergessen. Mehr als alles andere wünschte er sich, nichts mehr mit dem
Kriegsministerium zu tun zu haben, nichts mehr mit Gefahr und Intrigen. Er
wollte ein Leben leben, in dem er sich nicht darum sorgen musste, dass seine
Freunde getötet werden könnten, in dem er tun und lassen konnte, was er wollte,
lesen, spät aufstehen, seine Hunde trainieren und ...
»Ich habe alles, was wir brauchen«,
erklärte Caroline atemlos, seine Gedanken unterbrechend.
Er nickte, und sie gingen in die
Halle. Als sie die Tür zum Arbeitszimmer erreichten, klopfte Blake insgesamt
siebenmal leise an das Holz, mühelos den vertrauten Rhythmus findend, den
er und James schon vor Jahren entwickelt hatten, als sie noch Schuljungen in
Eton waren.
Die Tür öffnete sich geräuschlos
einen winzigen Spalt breit, und Blake stieß sie weit genug auf, so dass er und
Caroline hindurchschlüpfen konnten. James stand, den Rücken an die Wand
gepresst, den Finger am Abzug seiner Pistole. Er atmete hörbar erleichtert auf,
als er sah, dass es nur Caroline und Blake waren, die den Raum betraten.
»Hast du das Klopfen nicht erkannt?«
fragte Blake.
James nickte knapp. »Man kann nicht
vorsichtig genug sein.«
»Ganz meine Meinung«, pflichtete ihm
Caroline bei. All dieses Spionieren schlug ihr allmählich auf den Magen. Gewiss, es war aufregend, ohne Frage, aber nichts, was sie regelmäßig tun wollte.
Sie hatte keine Ahnung, wie diese beiden Männer das so lange ausgehalten
hatten, ohne ihr Nervenkostüm völlig zu zerstören.
Sie wandte sich zu James um. »Ist
Oliver hier hereingekommen?«
Er schüttelte den Kopf. »Aber ich
habe ihn in der Eingangshalle gehört.«
»Seinetwegen mussten wir uns ein
paar Minuten im östlichen Empfangssalon verstecken.« Ihr
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