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Julia Quinn

Julia Quinn

Titel: Julia Quinn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Im Namen der Liebe
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folgen würde. Es war der Raum, in dem
sie Besucherinnen aus der Nachbarschaft empfangen hatte. Nicht, dass häufig
jemand vorbeigeschaut hätte, dennoch hatte sie dort Papier, Tinte und Feder
aufbewahrt, für den Fall, dass jemand etwas notieren wollte.
    Aber gerade als sie das Zimmer
betreten wollte, hörte sie von der Eingangstür ein Geräusch. Ein Geräusch, das
sich verdächtig nach einem Schlüssel anhörte, der im Schloss herumgedreht
wurde. Sie drehte sich zu Blake um und zischte: »Das ist mein Vormund!«
    Er verschwendete keine Zeit mit
überflüssigen Worten. Bevor Caroline überhaupt wusste, wie ihr geschah, war sie
schon in den Salon geschoben worden und versteckte sich hinter dem Sofa auf dem
Boden. Ihr Herz schlug so laut, es verwunderte sie, dass es nicht genug Lärm
machte, den gesamten Haushalt aufzuwecken. »Was ist mit James?« flüsterte sie.
    Blake legte ihr seinen Finger auf
den Mund. »Er weiß sich zu helfen. Jetzt aber leise, er kommt ins Haus.«
    Caroline biss die Zähne zusammen,
damit sie nicht vor Angst aufschrie, während sie auf das Geräusch von Oliver
Prewitts Absätzen im Flur draußen lauschte. Was, wenn James ihn nicht
heimkommen gehört hat? Was, wenn James ihn zwar gehört hatte, sich aber nicht
rechtzeitig verstecken konnte? Was, wenn er sich zwar rechtzeitig verstecken
konnte, aber vergessen hatte, die Tür wieder zu schließen?
    In ihrem Kopf überschlugen sich die
Gedanken, während sie sich alle möglichen Katastrophen ausmalte.
    Aber Olivers Schritte waren nicht
länger vom Flur her zu hören, sondern kamen immer näher. Zu ihr! Caroline
unterdrückte ein Keuchen und stieß Blake ihren Ellbogen warnend in die
Rippen. Nichts außer einem weiteren Versteifen seiner ohnehin schon angespannten
Haltung verriet, dass er es bemerkt hatte.
    Caroline sah zur Seite auf ein
Beistelltischchen, und ihr Blick fiel auf eine Brandy-Karaffe. Oliver nahm
abends gerne ein Glas mit auf sein Zimmer. Wenn er sich beim Einschenken
nicht umsah, würde er sie nicht entdecken, aber wenn er es doch tat .. .
    Voller Furcht zerrte sie an Blakes
Ärmel. Fest.
    Er rührte sich nicht.
    Heftig gestikulierend stieß sie ihm
den Finger in die Brust, dann zeigte sie auf die Karaffe.
    »Was?« formte Blake schließlich
lautlos mit den Lippen.
    »Der Brandy«, antwortete sie ebenso
und zeigte wild mit dem Finger auf die Karaffe.
    Blakes Augen weiteten sich, und er
sah sich rasch im Zimmer um, auf der Suche nach einem anderen Versteck. Im
Zimmer war das Licht nur gedämpft, so dass man nicht viel erkennen konnte.
    Caroline dagegen war im Vorteil, da
sie den Raum wie ihre Westentasche kannte. Sie deutete mit dem Kopf zur Seite,
bedeutete Blake, ihr zu folgen und kroch hinter ein anderes Sofa, während sie
ihrem Schöpfer die ganze Zeit über dankte, dass ihr Vormund es für angebracht
gehalten hatte, hier den Fußboden mit einem Teppich auszulegen, denn sonst
hätte man jede ihrer Bewegungen gehört, und sie wären verloren gewesen.
    In dem Augenblick betrat Oliver
Prewitt den Raum und goss sich ein Glas Brandy ein. Wenige Sekunden später
hörte sie, wie er sein Glas auf den Tisch zurückstellte, gefolgt von dem
Geräusch, wie mehr Brandy eingegossen wurde. Caroline biss sich verwundert
auf die Lippen. Es war für ihren Vormund sehr ungewöhnlich, mehr als ein Glas
Brandy zu trinken, bevor er zu Bett ging.
    Aber Oliver Prewitt musste einen
schweren Abend hinter sich haben, denn er seufzte: »O Himmel. Was für eine
Katastrophe!«
    Und dann, Schrecken über Schrecken,
ließ er sich auf das Sofa fallen, hinter dem sie sich versteckten, und legte
seine Füße auf das Tischchen.
    Caroline erstarrte. Oder ich würde
es, dachte sie zusammenhanglos, wenn ich nicht vor Furcht ohnehin schon wie
gelähmt wäre.
    Es gab keinen Zweifel: Sie saßen in
der Falle.

12. KAPITEL
    Pal/li/a/tiv (Substantiv). Ein Mittel, das Beschwerden lindert,
aber deren Ursache nicht abstellt. Linderungsmittel.
    Ein Kuss, das habe ich gelernt, ist ein schwaches Palliativ, wenn einem das Herz bricht.
    Aus dem persönlichen Wörterbuch von Caroline Trent
    Blake verschloss Caroline mit seiner Hand
den Mund. Er wusste, wie man lautlos verharrte; er hatte jahrelange Erfahrung
darin, sich vollkommen still zu verhalten. Aber der Himmel wusste, was Caroline
tun würde. Das verrückte Frauenzimmer konnte jeden Augenblick zu niesen
anfangen. Oder Schluckauf bekommen. Oder zu zappeln beginnen.
    Sie bedachte ihn über seine Hand
hinweg mit bösen Blicken.

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