Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Julia Quinn

Julia Quinn

Titel: Julia Quinn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wie heiratet man einen Marquis
Vom Netzwerk:
Sie ärgerte sich, dass sie so verlegen war,
aber dennoch hatte sie das Gefühl, eben bei etwas sehr Fragwürdigem ertappt worden zu sein. »Eigentlich
habe ich es nur flüchtig überflogen.«
    »Der Unterschied zwischen beidem
interessiert mich herzlich wenig.«
    Elizabeth beschloss hastig, dass es
wohl am besten war, das Thema zu wechseln. »Woher wussten Sie, dass ich hier
bin?«
    »Ich habe Ihre Schritte gehört. Wenn
Sie das nächste Mal unentdeckt bleiben wollen, sollten Sie lieber auf dem Teppich gehen.«
    »Das habe ich ja auch gemacht! Aber
der Teppich hört irgendwann auf, und das letzte Stück bis zur Bibliothek muss
man über den Marmorboden zurücklegen.«
    Ein seltsamer, fast wissenschaftlicher
Ausdruck trat in seine braunen Augen. »Es gibt immer eine Möglichkeit, unnötige
Geräusche zu vermeiden und ... Ach, unwichtig. Darum geht es hier jetzt
nicht.« Er streckte die Hand aus und nahm ihr das Buch weg. »Ich dachte,
wir wären zu dem Schluss gekommen, dass das nur purer Unsinn ist. Eine Sammlung
von sinnlosem Geschwafel, das Frauen in hirnlose, hysterische Geschöpfe
verwandeln soll.«
    »Ich hatte den Eindruck, dass Männer
uns ohnehin schon längst für hirnlos und hysterisch halten!«
    »Die meisten Frauen sind es«,
stimmte er mürrisch zu. »Aber Sie müssen ja nicht unbedingt dazugehören.«
    »Mr. Siddons, Sie verblüffen mich!
Das klang ja fast wie ein Kompliment!«
    »Und Sie behaupten, Sie könnten
nicht flirten«, brummte er.
    Elizabeth konnte ihr Lächeln nicht
zurückhalten. Von allen Komplimenten, die er ihr machte, berührten sie am
meisten die widerwillig ausgesprochenen.
    Er sah sie grimmig an, und beinahe
trotzig legte er das Buch geräuschvoll ins Regal zurück. »Wehe, ich erwische
Sie noch einmal dabei, dass Sie in dieses Buch hineinsehen.«
    »Ich hatte nur nach einem kleinen
Rat gesucht«, erklärte sie.
    »Wenn Sie einen Rat benötigen, werde ich ihn Ihnen geben!«
    Flüchtig
verzog sie den Mund. »Ich glaube nicht, dass das in diesem Fall angemessen wäre.«
    »Was, zum Teufel, soll das
heißen?«
    »Mr. Siddons ...«
    »James!« schnauzte er sie an.
    »James«, wiederholte sie. »Ich
weiß zwar nicht, was Sie so wütend gemacht hat, aber mir missfällt sowohl Ihre
Ausdrucksweise als auch Ihr Ton.«
    Er atmete tief durch. Seit fast
vierundzwanzig Stunden ging in ihm alles drunter und drüber, und das nur wegen
dieser zauberhaften, zarten Person. Es hatte mit dem Kuss angefangen. Nein,
schon viel früher, dachte er grimmig. Als er sich ausgemalt und davon geträumt
hatte, wie sich ihre Lippen wohl unter seinen anfühlen mussten. Und natürlich
war das nicht genug gewesen. Nicht annähernd genug. Es war ihm recht gut
gelungen, am vergangenen Nachmittag eine gewisse Gelassenheit zur Schau zu
stellen – auch dank ihres wohlgezielten Wasserschwalls, der sein Verlangen in
der Tat etwas gedämpft hatte.
    Aber in der Nacht war er ganz allein
mit seinen Fantasien gewesen. Und er hatte eine überaus lebhafte Fantasie.
»Ich bin so schlecht gelaunt, weil ich letzte Nacht nicht besonders gut
geschlafen habe«, antwortete er schließlich, ohne direkt zu lügen.
    »Ach.« Sie schien überrascht
von der Einfachheit seiner Erklärung. Sie öffnete den Mund, als wolle sie
weiter nachfragen, schwieg dann jedoch.
    Besser für sie, dachte er gereizt.
Denn wenn sie auch nur ein vages Interesse daran zeigte, warum er denn nicht
gut geschlafen hatte, dann, so schwor er sich, würde er ihr den Grund nennen.
Dann würde er ihr all seine Träume bis in die letzte Einzelheit beschreiben.
    »Es tut mir Leid, dass Sie unter
Schlaflosigkeit leiden«, sagte sie schließlich. »Ich denke aber, wir
sollten jetzt über Ihr Angebot reden, mir bei der Suche nach einem Ehemann
behilflich zu sein. Sicher ist Ihnen auch klar, dass es ein höchst
ungewöhnliches Angebot ist.«
    »Hatten wir nicht beschlossen, dass
das unser Vorgehen nicht beeinflussen sollte?«
    Sie ignorierte ihn. »Ich brauche ein
gewisses Maß an Stabilität in meinem Leben, Mr. Siddons.«
    »James.«
    »James«, wiederholte sie
seufzend. »Ich kann nicht ständig in Habtachtstellung sein und aufpassen,
dass Sie sich nicht jeden Moment auf mich stürzen.«
    Der Anflug eines Schmunzeins huschte
über seine Züge. Ihm gefiel das Bild, das diese Bemerkung in ihm heraufbeschwor.
    »Und es kann sicher nicht gut für
uns beide sein, wenn wir so ... nun ja ...«
    »So intim sind?« schlug er vor,
nur um sie zu ärgern.
    Es wirkte. Der Blick, den sie

Weitere Kostenlose Bücher