Julia Quinn
Ich
möchte Ihnen nur bei bestimmten, absolut sicheren Bemühungen beistehen, und
...«
»Versprechen Sie mir eins,
Elizabeth.« Seine Stimme klang jetzt leise und doch sehr eindringlich.
»Ich ... nun ...« Wo war diese
Mrs. Seeton nur, wenn man sie brauchte? Elizabeth hatte versucht, seinen Zorn
durch reden zu besänftigen – sie war sich ziemlich sicher, dass das im Edikt
Nummer sechsundzwanzig empfohlen wurde –, aber das hatte nicht die geringste
Wirkung gezeigt. James war immer noch wütend, seine Hände hielten sie noch
immer mit eisernem Griff fest, und, der Himmel mochte ihr beistehen, sie schien
den Blick nicht von seinem Mund wenden zu können.
»Versprechen Sie mir, Elizabeth,
dass Sie nichts unternehmen werden«, fuhr er fort, doch sie sah nur
seine Lippen, wie sie diese Worte formten.
Er packte fester zu, und das holte
sie aus ihrem tranceähnlichen Zustand. »Ich werde nichts tun, ohne mich
vorher von Ihnen beraten zu lassen«, flüsterte sie.
»Das reicht mir nicht.«
»Das wird es wohl müssen.« Sie
verzog schmerzerfüllt das Gesicht. »James, Sie tun mir weh!«
Er sah auf seine Hände, als ob sie
gar nicht zu ihm gehörten, dann gab er Elizabeth abrupt frei. »Es tut mir
Leid«, meinte er zerstreut. »Ich hatte das gar nicht bemerkt.«
Sie rieb sich die schmerzenden
Stellen. »Schon gut.«
James sah sie eine ganze Weile an,
ehe er einen halblauten Fluch ausstieß und sich umdrehte. Er war schon früher
öfter angespannt und frustriert gewesen, aber noch nie hatte er so heftige
Emotionen in sich verspürt. Die geringste Vorstellung, dass Elizabeth in Gefahr
sein könnte – und er rastete vollkommen aus.
Was für eine Ironie. Erst vor einem
Jahr hatte er seinen besten Freund ausgelacht, als der sich in einer ähnlichen
Situation befunden hatte. Blake Ravenscroft hatte völlig die Nerven verloren,
als seine spätere Ehefrau versucht hatte, sich an einer Operation des
Kriegsministeriums zu beteiligen. James hatte die Situation damals recht erheiternd gefunden. Für ihn war klar gewesen, dass Caroline gar nicht ernsthaft in
Gefahr geraten konnte, und er hatte Blake für einen vor Liebe blinden Narren
gehalten, weil er einen solchen Wirbel veranstaltet hatte.
James war nüchtern genug, um
einzusehen, dass Elizabeth in der gegenwärtigen Situation hier in Danbury
House sogar noch weniger Gefahr drohte. Und doch geriet sein Blut vor Angst und
Zorn in Wallung, wenn sie auch nur andeutete, bei der Aufklärung der Erpressung
behilflich sein zu wollen. Er ahnte, dass das kein gutes Zeichen war.
Es musste sich um eine schon beinahe
krankhafte Besessenheit handeln. Seit er nach Danbury House gekommen war,
hatte er an nichts anderes mehr denken können als an Elizabeth Hotchkiss.
Zuerst hatte er sie als mögliche Erpresserin in Betracht ziehen müssen, und
dann war er in diese völlig unwirkliche Rolle des Nachhilfelehrers in Verführungskünsten gedrängt worden. Nun ja, er hatte sich diese Rolle selbst
ausgesucht, aber darüber wollte er lieber nicht nachdenken.
Eigentlich war es doch ganz normal,
dass er sich um ihre Sicherheit sorgte. Er war zu einer Art Beschützer für sie
geworden, und sie war ein so kleines, zartes Geschöpf.
Jeder Mann würde ihr gegenüber
Beschützerinstinkte verspüren.
Und was sein brennendes nach ihr
Verlangen betraf ... Nun, schließlich war er ein Mann, und sie war eine Frau.
Sie war nun einmal hier, sie war in der Tat eine Schönheit – zumindest sah er
das so –, und wenn sie lächelte, wurde ihm ganz ...
»Verdammt«, murmelte er. »Ich
kann nicht anders. Ich muss Sie einfach küssen.«
13. KAPITEL
Ehe Elizabeth sich versah, hatte er sie
in die Arme gezogen. Mit einer verwirrenden Mischung aus Leidenschaft und
Zärtlichkeit nahm er von ihren Lippen Besitz, und sie schmolz in seiner
Umarmung dahin.
Ihr letzter klarer Gedanke war, dass
sie das Wort »dahin – schmelzen« im Zusammenhang mit ihm in letzter Zeit
erstaunlich oft in ihren geheimen Träumen benutzte. Irgendwie brachte er sie
dazu. Ein verhangener Blick aus diesen dunklen Augen – dieser typische Blick,
der von gefährlichen Verlockungen sprach, von denen sie noch nichts wissen
konnte –, und sie war verloren.
Er schob die Zungenspitze zwischen
ihre Lippen, und willenlos öffnete sie ihm ihren Mund. Sein Kuss wurde
intensiver, forschender, und sein Atem vermischte sich mit ihrem.
»Elizabeth«, raunte er. »Sag
mir, dass du es ebenso brauchst. Sag es mir.«
Sie war längst nicht mehr
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