Julia Quinn
zusammen sein«, gelobte er. »Das
verspreche ich dir.«
Zum Abschied musste er sie noch
einmal küssen. »Die Zukunft sieht sehr strahlend aus«, flüsterte er ihr
zu. »Und mehr als das.«
Diese Worte bewahrte Elizabeth in ihrem
Herzen, als nach zehn Tagen immer noch nichts von James zu hören oder zu sehen
war. Sie war sich nicht ganz sicher, warum sie so optimistisch in die Zukunft
blickte; sie war noch immer Gesellschaftsdame und er Verwalter, und beide waren
sie mittellos, aber irgendwie vertraute sie in seine Fähigkeit, dafür zu
sorgen, dass die Zukunft so strahlend wurde, wie er gesagt hatte.
Vielleicht erwartete er ja ein Erbe
von einem entfernten Verwandten. Vielleicht kannte er ja einen der Direktoren
von Eton und konnte erreichen, dass Lucas' Schulgeld etwas ermäßigt wurde.
Vielleicht ...
Vielleicht, vielleicht. Das Leben
war voll von »Vielleichts«, dennoch hörte sich das Wort auf einmal
vielversprechender an.
Nach so vielen Jahren aufgebürdeter
Verantwortung fühlte sie sich jetzt beinahe wie berauscht von der Vorstellung, sich nicht mehr andauernd Sorgen machen zu müssen. Wenn James sagte, er
könne ihre Probleme lösen, dann glaubte sie ihm. Vielleicht war es naiv von ihr
zu glauben, dass plötzlich ein Mann in ihr Leben wirbeln und alles in Ordnung
bringen könnte. Immerhin war ihr Vater nicht gerade ein Vorbild in Sachen
Verlässlichkeit und Rechtschaffenheit gewesen.
Aber ganz sicher hatte sie sich
jetzt ein wenig Glanz im Leben verdient. Nun, da sie James gefunden hatte,
wollte sie einfach nicht mehr ständig nach Fallstricken und Gefahren Ausschau
halten. Ihr war leichter ums Herz als seit vielen Jahren, und sie weigerte sich
zu glauben, irgendetwas könnte dieses Glück trüben oder zerstören.
Lady Danbury bestätigte, dass sie
James freigegeben hätte, damit er ein paar Verwandte besuchen konnte. Das war eine
außergewöhnliche Großzügigkeit einem Verwalter gegenüber, aber Elizabeth nahm
an, dass James mehr Freiheiten gewährt wurden, weil seine Familie ja wohl entfernt mit den Danburys bekannt war.
Seltsam war nur Lady Danburys
anhaltender Zustand der Gereiztheit. Sie mochte James zwar freigegeben haben,
damit er seinen Angelegenheiten nachgehen konnte, aber besonders gern hatte sie
es offensichtlich nicht getan. Elizabeth konnte schon nicht mehr zählen, wie
oft die alte Dame über seine Abwesenheit geschimpft hatte.
In letzter Zeit jedoch war Ihre
Ladyschaft zu beschäftigt mit dem bevorstehenden Maskenball gewesen, um ihren
Ärger auf James weiter zu pflegen. Es sollte der größte Ball werden, der seit
Jahren in Danbury House stattgefunden hatte, und beim gesamten Personal – plus
den fünfzig eigens für das Fest eingestellten Bediensteten – herrschte äußerste
Betriebsamkeit. Elizabeth konnte kaum vom Salon bis in die nur drei Türen
weiter gelegene Bibliothek gelangen, ohne über irgendwelche Leute zu stolpern, die
zu Lady Danbury wollten, um ihr Fragen über die Gästeliste, das Menü, die
chinesischen Lampions oder die Kostüme zu stellen.
Jawohl, Kostüme. Zu Elizabeths
Leidwesen hatte Lady Danbury zwei Kostüme in Auftrag gegeben. Sie selbst wollte
als Queen Elizabeth gehen, während sich Elizabeth als Schäferin verkleiden
sollte. Darüber war sie alles andere als begeistert.
»Ich werde nicht den ganzen Abend
mit diesem Schäferstab herumlaufen!« schwor sie.
»Der Stab, ha! Das ist noch gar
nichts.« Lady Danbury lachte in sich hinein. »Warten Sie, bis Sie erst die
Schafe sehen!«
»Wie bitte?«
»Ich mache nur Spaß. Lieber Himmel,
Kind, Sie müssen mehr Sinn für Humor entwickeln!«
Elizabeth fehlten erst einmal die
Worte, doch schließlich brachte sie ein »Ich muss schon sehr bitten!«
heraus.
Lady Danbury machte eine abwehrende
Handbewegung. »Ich weiß, ich weiß. Gleich werden Sie mir sagen, dass jemand,
der fünf Jahre lang für mich gearbeitet hat, einen überaus ausgeprägten Sinn
für Humor haben muss!«
»So etwas in der Art, ja«,
murmelte Elizabeth.
»Oder vielleicht, dass Sie ohne
einen überwältigenden Sinn für Humor die Tortur, mir dienen zu müssen, gar nicht überlebt hätten!«
»Lady Danbury, ich glaube fast, Sie
entwickeln selbst einen Sinn für Humor!«
»Pah. In meinem Alter muss man den
einfach haben. Sonst übersteht man die Tage nicht.«
Elizabeth lächelte nur.
»Wo ist mein Kater?«
»Ich habe keine Ahnung, Lady
Danbury. Ich habe ihn heute Morgen noch nicht gesehen.«
Lady Danbury sah sich suchend
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