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Julia Quinn

Julia Quinn

Titel: Julia Quinn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mit List und Küssen
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Krug
zu tragen?«
    Das war eine derart absurde Beleidigung, dass er nicht weiter
darauf einging. »Ich glaube, ich komme zurecht, ja«, erwiderte er trocken.
    »Gut. Sie finden ihn da drüben«, sagte sie und wies auf einen
Tisch an der Wand. »Und Honoria ist gleich hinter dieser Tür.« Sie deutete
nach hinten.
    »Nur Honorig?«
    Ihre Augen wurden schmal. »Natürlich nicht. Es
ist ein Quartett.« Und damit ging sie davon, um die Lakaien und Dienstmädchen
zu dirigieren und eine nach Marcus' Ansicht bereits bestens organisierte
Veranstaltung noch etwas besser zu organisieren.
    Er ging zu einem der Tische, auf denen
bereits die Erfrischungen aufgebaut waren, und nahm einen Krug mit Limonade.
Gläser waren noch keine zu sehen. Marcus fragte sich, ob Lady Winstead der
Meinung war, er solle den Mädchen die Limonade direkt in die Kehle gießen.
    Er lächelte. Die Vorstellung war amüsant.
    Mit dem Krug in der Hand ging er durch die erwähnte Tür. Er
bewegte sich ganz leise, um die Proben nicht zu stören. Doch es wurde gar nicht
geprobt.
    Stattdessen sah er vier junge Frauen streiten,
als hinge von dem Ergebnis das Schicksal Großbritanniens ab. Also gut, eigentlich
stritten sich nur drei Frauen. Die Frau am Klavier, vermutlich die
Gouvernante, hielt sich weise aus der Sache heraus.
    Bemerkenswert war vor allem, dass es den drei Smythe-Smiths
gelang, bei all der Aufregung nicht die Stimmen zu erheben – vermutlich in
stillschweigender Übereinkunft, weil sie wussten, dass nebenan die Gäste
eintrafen.
    »Wenn du nur ein wenig lächeln würdest, Iris«, fuhr Honoria
ihre Cousine an, »wäre alles gleich viel einfacher.«
    »Für wen denn? Für dich? Denn glaub mir, für mich würde es dadurch
kein bisschen einfacher.«
    »Mir ist egal, ob sie lächelt«, sagte die Dritte. »Von mir
aus braucht sie nie wieder zu lächeln. Sie ist böse.«
    »Daisy!«,
rief Honoria.
    Daisy starrte ihre Schwester
wütend an. »Du bist böse.«
    »Und du bist eine dumme
Gans.«
    Marcus sah die Gouvernante an. Sie hatte den Kopf gegen das
Klavier gelehnt, worauf er sich fragte, wie lange die drei anderen schon
zugange waren.
    »Könntest du vielleicht wenigstens versuchen zu
lächeln?«, fragte Honoria erschöpft.
    Iris zog die Lippen auseinander. Ihre Miene war so entsetzlich,
dass Marcus beinahe aus dem Zimmer gegangen wäre.
    »Lieber Himmel, vergiss es«, brummte Honoria. »Lass das
lieber bleiben.«
    »Es ist schwierig, gute Laune zu heucheln, wenn ich mich eigentlich
lieber aus dem Fenster stürzen würde.«
    »Das Fenster ist geschlossen«, erklärte Daisy wichtigtuerisch.
»Was du nicht sagst«, zischte Iris giftig.
    »Bitte«, flehte Honoria. »Können wir uns nicht einfach alle
vertragen.«
    »Ich finde, wir klingen wunderbar«, erklärte Daisy. »Niemand
würde heraushören, dass wir nur sechs Stunden Zeit hatten, mit Anne zu proben.«
    Die Gouvernante sah auf, als sie ihren Namen hörte, und sank
wieder in sich zusammen, als deutlich wurde, dass sie nicht zu antworten
brauchte.
    Iris ging jetzt richtig auf Daisy los: »Du kannst gute von
schlechter Musik – uff! Honoria!«
    »Tut mir
leid? War das mein Ellbogen?«
    »In meinen
Rippen.«
    Honoria zischte Iris etwas zu, was wohl nur
für diese bestimmt war. Marcus nahm an, dass es um Daisy ging, da Iris ihrer jüngeren Schwester einen abschätzigen Blick zuwarf, mit den
Augen rollte und sagte: »Gut.«
    Er sah wieder zur Gouvernante. Nun zählte sie anscheinend die
Flecken an der Decke.
    »Wollen wir es ein letztes Mal versuchen?«, bat Honoria mit
erschöpfter Entschlossenheit.
    »Ich kann mir nicht vorstellen, was das bringen soll.« Das
kam natürlich von Iris.
    Daisy warf ihr einen vernichtenden Blick zu und verkündete
schnippisch: »Übung macht die Meisterin.«
    Marcus glaubte zu sehen, dass die Gouvernante sich das Lachen
verbiss. Sie sah schließlich auf und entdeckte ihn mit seinem Krug Limonade.
Er legte den Finger auf die Lippen, und sie nickte und lächelte und wandte sich
wieder dem Klavier zu.
    »Sind wir so weit?«, fragte Honoria.
    Die Geigenspielerinnen hoben ihre Geigen.
    Die Hände der Gouvernante schwebten über den Tasten des
Pianofortes.
    Iris stöhnte gequält, setzte aber dennoch den Cello-Bogen an. Und
dann begann das Grauen.

20. Kapitel
    Marcus hätte die
Geräusche, die aus den vier Instrumenten im Übungsraum
der Smythe-Smiths drangen, nicht annähernd beschreiben können. Er war sich nicht mal
sicher, ob es dafür überhaupt Worte gab. Aber wenn

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