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Julia Quinn

Julia Quinn

Titel: Julia Quinn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mit List und Küssen
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Die Miene
ihrer Mutter verriet ihr, dass sie das nicht als stichhaltiges Argument
betrachtete, und so fügte sie hinzu: »Und Iris verträgt das Reisen nicht.«
    Eine krasse Lüge, aber auf die Schnelle war ihr nichts anderes
eingefallen.
    »Nun, schon möglich«, räumte ihre Mutter ein. »Aber es gibt
ja noch nächstes Jahr.« Dann fügte sie mit aufblitzender Panik im Blick
hinzu: »Obwohl du dann nicht mehr dabei sein wirst, nehme ich an.« Da
offenkundig war, dass sie das erklären musste, wandte sie sich Mrs Wetherby
zu: »Jede Smythe-Smith-Tochter muss das Quartett verlassen, wenn sie heiratet.
Das verlangt die Tradition.«
    »Sind Sie denn verlobt, Lady Honorig?«, fragte Mrs Wetherby
und runzelte verwirrt die Stirn.
    »Nein«, erwiderte Honoria, »und ich
...«
    »Sie will damit sagen«, unterbrach ihre Mutter, »dass wir fest
damit rechnen, sie bis zum Ende der Saison unter die Haube zu bringen.«
    Honoria konnte ihre Mutter nur anstarren. Eine derartige
Entschlossenheit hatte Lady Winstead während ihrer ersten Saison nicht an den
Tag gelegt.
    »Hoffentlich sind wir nicht schon zu spät für Madame Brovard«,
sinnierte sie jetzt.
    Madame Brovard? Die exklusivste Putzmacherin Londons? Honoria war
wie betäubt. Noch vor ein paar Tagen hatte ihre Mutter sie beschieden, sie
solle mit ihrer Cousine Marigold einkaufen gehen und sich »etwas Rosafarbenes
besorgen«. Und jetzt wollte sie Honoria bei Madame Brovard unterbringen?
    »Sie weigert sich, denselben Stoff zweimal zu
verwenden, wenn er irgendwie besonders ist«, sagte ihre Mutter gerade zu
Mrs Wetherby. »Deswegen gilt sie als die Beste in ihrem Fach.«
    Mrs Wetherby nickte wohlwollend. Sie genoss das Gespräch ganz
offensichtlich in vollen Zügen.
    »Der Nachteil daran ist, wenn man zu spät in der Saison zu ihr
geht ...«, Lady Winstead hob fatalistisch die Hände, »... sind all die
guten Stoffe bereits weg.«
    Mrs Wetherby war voller Mitgefühl: »Oh, das ist aber
schrecklich.«
    »Ich weiß, ich weiß. Und ich will sichergehen, dass wir für
Honoria dieses Jahr die richtigen Farben finden. Um ihre Augen zu betonen,
wissen Sie.«
    »Sie hat wunderschöne Augen«, stimmte die Haushälterin zu.
Sie wandte sich an Honoria. »Wirklich.«
    »Ähm, danke«, sagte Honoria automatisch. Es war merkwürdig,
ihre Mutter so in Aktion zu sehen. Sie erinnerte sie an ... nun ja, an Mrs
Royle, wenn sie ehrlich war. Das brachte sie ein bisschen aus der Fassung. »Ich
glaube, ich gehe jetzt in die Bibliothek«, verkündete sie. Die beiden
älteren Damen waren inzwischen in eine lebhafte Debatte über den Unterschied
zwischen Lavendel- und Veilchenblau vertieft.
    Honoria konnte nur mit dem Kopf schütteln. Sie brauchte ein Buch.
Und vielleicht noch ein Schläfchen. Und ein Stück Kuchen. Nicht unbedingt in
dieser Reihenfolge.
    Doktor Winters kam am Nachmittag noch einmal vorbei und erklärte, Marcus
sei auf dem Weg der Besserung. Das Fieber war vollkommen verschwunden, das Bein
heilte vorzüglich, und selbst der verstauchte Knöchel – den sie alle so gut wie
vergessen hatten – war nicht länger geschwollen.
    Nachdem Marcus nun nicht länger in Lebensgefahr schwebte,
verkündete Lady Winstead, dass sie und Honoria ihre Sachen packen und sofort
nach London abreisen würden. »Unser Besuch war von vornherein höchst
ungebührlich«, sagte sie Marcus unter vier Augen. »Aber ich glaube nicht,
dass darüber groß geredet werden wird. Alle wissen schließlich um unsere
frühere Verbindung und Ihren schlechten gesundheitlichen Zustand. Aber wir
wissen beide, dass sich das ändern wird, wenn wir zu lange verweilen.«
    »Natürlich«, murmelte Marcus. Es war wirklich das Beste. Er
langweilte sich zwar schrecklich und würde ihre Gesellschaft vermissen, doch
die Saison ging bald richtig los. Das hieß, Honoria musste nach London
zurückkehren. Sie war die unverheiratete Tochter eines Earls und daher auf der
Suche nach einem Ehemann; um diese Jahreszeit konnte sie sich einfach nirgendwo
anders aufhalten.
    Er würde auch hinfahren müssen, um das Versprechen zu halten, das
er Daniel gegeben hatte, und darauf zu achten, dass sie keinen Dummkopf
heiratete, aber im Moment war er ans Bett gefesselt, und daran würde sich laut
ärztlicher Anordnung in der nächsten Woche nichts ändern. Danach würde er noch
ein, zwei Wochen das Haus hüten müssen, bis Doktor Winters sich davon überzeugt
hatte, dass die Infektion restlos überstanden war. Lady Winstead hatte ihm das
Versprechen

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