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Julia Quinn

Julia Quinn

Titel: Julia Quinn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mit List und Küssen
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nickte ihm zu,
drehte sich um und schickte sich an, dem Mädchen aus dem Zimmer zu folgen.
    »Warte!«, rief er. Er konnte sie nicht gehen lassen. Noch
nicht.
    Sie hielt inne, drehte sich um und sah ihn fragend an.
    »Setz dich doch zu mir«, bat er und nickte zum Sessel. Als
sie zögerte, fügte er hinzu: »Ich hatte seit fast zwei Tagen nur mich selbst
als Gesellschaft.« Sie wirkte immer noch unsicher, und so lächelte er
ironisch und meinte: »Ich finde mich leider ein bisschen langweilig.«
    »Nur ein bisschen?«, erwiderte sie, vermutlich, bevor sie
daran dachte, dass sie sich ja eigentlich auf kein Gespräch einlassen wollte.
    »Ich bin verzweifelt, Honoria«, sagte
er.
    Sie seufzte, lächelte dabei aber sehnsüchtig und kam zurück ins
Zimmer. Die Tür zum Flur ließ sie dabei ein Stück offen; jetzt, wo er nicht mehr
an der Schwelle des Todes stand, musste man wieder gewisse Anstandsregeln
einhalten. »Ich hasse das Wort«, sagte sie.
    »Verzweifelt?«, riet er. »Findest du, es wird inflationär verwendet?«
    »Nein«, seufzte sie und nahm in dem Sessel an seinem Bett
Platz. »Es passt nur allzu oft. Es ist ein schreckliches Gefühl.«
    Er nickte, obwohl er in Wahrheit nicht viel
davon zu wissen glaubte. Einsamkeit kannte er zur Genüge, Verzweiflung nicht.
    Sie saß ruhig neben ihm, die Hände im Schoß gefaltet. Nach
längerem Schweigen, das zwar nicht direkt verlegen, aber auch nicht
einvernehmlich war, sagte sie unvermittelt: »Die Brühe ist aus Rind.«
    Er betrachtete die kleine Suppenterrine aus Porzellan, auf der
noch der Deckel lag.
    »Die Köchin nannte es consommé de boeuf.« Sie sprach
ein wenig schneller als sonst. »Aber es ist schlichte Rinderbrühe. Mrs Wetherby
behauptet, dass sie eine unvergleichliche Heilkraft besitzt.«
    »Ich glaube, etwas anderes als Brühe gibt es nicht zum
Essen.« Er blickte betrübt auf sein sparsam bestücktes Tablett.
    »Trockenen Toast«, sagte Honoria
mitfühlend. »Tut mir leid.«
    Er ließ den Kopf noch ein wenig tiefer hängen. Was hätte er nicht
alles gegeben für ein Stückchen Schokoladenkuchen von Flindle. Oder einen
Apfelsahnekuchen. Oder einen Mürbekeks, oder eine Rosinenschnecke oder egal
was, Hauptsache, es enthielt jede Menge Zucker.
    »Sie riecht recht gut«, befand Honoria.
»Die Brühe.«
    Sie roch tatsächlich gut, aber nicht so gut wie Schokolade.
Seufzend tauchte er den Löffel ein und pustete, ehe er die Brühe kostete.
»Schmeckt gut«, sagte er.
    »Wirklich?« Sie sah ihn zweifelnd an.
    Er nickte und aß noch etwas. Beziehungsweise trank. Trank man
Suppe, oder aß man sie? Und, viel interessanter, könnte man sie ihm vielleicht mit etwas Käse überbacken? »Was hattet ihr
denn zum Abendessen?«, fragte er sie.
    Sie schüttelte den Kopf. »Das verrate ich dir
lieber nicht.«
    Er aß, trank noch einen Löffel Suppe. »Vielleicht hast du
recht.« Doch dann konnte er sich die Frage nicht verkneifen. »Gab es
Schinken?«
    Sie sagte nichts.
    »Also ja«, sagte er anklagend und nahm
den letzten Rest seiner Brühe in Augenschein. Er könnte ihn mit dem trockenen
Toast auftupfen. Aber es war nicht mehr viel Brühe in der Terrine, und nach
zwei Bissen war nur noch trockener Toast da.
    Staubtrocken. Wüstenwandertrocken. Er dachte kurz nach. War er
nicht vor ein paar Tagen durstig durch die Wüste gewandert? Jedenfalls hatte
er sich das vorgestellt. Er biss von dem völlig ungenießbaren Toast ab. Er
hatte noch nie im Leben eine Wüste gesehen und würde vermutlich auch nie eine
sehen, aber dafür, dass es nur eine Landschaftsform war, bot sie in letzter
Zeit jede Menge Vergleiche.
    »Was grinst du so?«, fragte Honoria
neugierig.
    »Ich grinse? Das war ein trauriges, trauriges Lächeln, versichere
ich dir.« Er betrachtete seinen Toast mit Abscheu. »Hattet ihr wirklich
Schinken?« Und dann fragte er, obwohl er wusste, dass er es nicht wissen
wollte: »Gab es Nachtisch?«
    Ihre schuldbewusste Miene sprach Bände.
    »Etwas mit Schokolade?«, flüsterte er.
    Sie schüttelte den Kopf.
    »Mit Beeren? Mit Va... Oh Gott, gab es etwa Sirupkuchen?«
Niemand backte einen so guten Sirupkuchen wie die Köchin von Fensmore.
    »Er war ganz köstlich«, gab sie zu, mit einem jener glücklichen
Seufzer, die für die Erinnerung an die besten Süßspeisen reserviert waren.
»Dazu gab es Erdbeeren und dicke Sahne.«
    »Ist noch etwas übrig?«, fragte er
melancholisch.
    »Ich glaube schon. Er wurde in einem riesigen ... Moment
mal.« Ihre Augen wurden schmal, und

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