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Julia Quinn

Julia Quinn

Titel: Julia Quinn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mit List und Küssen
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das
Gegenteil von dissonant?«
    Ungläubig starrte er sie an. »Willst du damit sagen, du weißt ...
ähm, also, ich meine ...«
    Sie vollendete seinen Satz: »Dass wir schrecklich sind? Natürlich
weiß ich das. Glaubst du, ich bin dumm? Oder taub?«
    »Nein«, sagte er und zog dabei das Wort in die Länge, um Zeit
zum Nachdenken zu gewinnen. Obwohl er nicht recht wusste, was er damit
erreichen wollte. »Ich dachte nur ...«
    Er beließ es dabei.
    »Wir sind schrecklich«, wiederholte Honoria und zuckte mit
den Schultern. »Aber es hat keinen Sinn, deswegen hysterisch zu werden oder zu
schmollen. Wir können es nicht ändern.«
    »Ihr könntet vielleicht üben?«, schlug
er äußerst behutsam vor.
    Er hätte nicht gedacht, dass man gleichzeitig verächtlich und
amüsiert sein konnte, doch Honoria schien das gerade gelungen zu sein. »Wenn
ich glauben würde, dass wir mit Üben tatsächlich besser werden könnten«, sagte
sie, die Lippe verächtlich geschürzt, während ihre Augen gleichzeitig belustigt
aufblitzten, »glaub mir, ich wäre die eifrigste Geigenschülerin, die die Welt
je gesehen hat.«
    »Vielleicht, wenn ...«
    »Nein«, sagte sie sehr entschieden. »Wir sind fürchterlich.
Und damit basta. Wir sind einfach durch und durch unmusikalisch, von Kopf bis
Fuß, vor allem in den Ohren.«
    Er konnte nicht fassen, was er da zu hören bekam. Er war bei
ungezählten Smythe-Smithschen musikalischen Soireen gewesen – ein Wunder, dass
er Musik überhaupt noch zu schätzen wusste. Und als Honoria letztes Jahr ihr
Debüt an der Geige gegeben hatte, hatte sie so strahlend gelächelt, dass man
nur annehmen konnte, sie gehe vollkommen auf in ihrem Spiel.
    »Eigentlich«, fuhr sie fort, »finde ich das Ganze sogar
irgendwie liebenswert.«
    Marcus war sich nicht sicher, ob sie einen weiteren Menschen
finden würde, der ihr in dieser Einschätzung folgen würde, aber er sah keinen
Grund, das laut auszusprechen.
    »Also lächle ich«, bekräftigte Honoria energisch, »und tue
so, als würde ich es genießen. Und irgendwie genieße ich es ja auch. Die Smythe-Smiths veranstalten seit 1807 musikalische
Soireen. Inzwischen ist es eine richtige Familientradition.« Und etwas
ruhiger, nachdenklicher fügte sie hinzu: »Ich schätze mich glücklich,
Familientraditionen zu haben.«
    Marcus dachte an seine eigene Familie oder eher das riesige,
gähnende Loch, wo niemals eine Familie gewesen war. »Ja«, sagte er leise,
»das stimmt.«
    »Zum Beispiel«, erklärte sie, »trage ich aus Tradition Glücksschuhe.«
    Er war sich ziemlich sicher, dass er sich
verhört hatte.
    »Während der musikalischen Soiree«, erklärte Honoria. »Dieser
Brauch gehört speziell zu meinem Zweig der Familie. Henrietta und Margaret
streiten sich immer noch darum, wer nun damit angefangen hat, aber wir tragen
immer rote Schuhe.«
    Rote Schuhe. Das vom Gedanken an kreuzfahrende Amateurmusikerinnen
völlig ausgelöschte Begehren erwachte prompt zu neuem Leben. Plötzlich fand er
nichts auf dieser Welt verführerischer als rote Schuhe. Lieber Himmel.
    »Ist mit dir wirklich alles in Ordnung?«, fragte Honoria. »Du
wirkst tatsächlich etwas erhitzt.«
    »Mir geht es gut«, sagte er heiser.
    »Meine Mutter weiß es nicht«, sagte sie.
    Was? Wenn er nicht schon zuvor rot angelaufen war – jetzt war er es.
»Wie bitte?«
    »Das mit den roten Schuhen. Sie hat keine Ahnung, dass wir sie
tragen.«
    Er räusperte sich. »Gibt es irgendeinen speziellen Grund, warum
ihr das geheim haltet?«
    Honoria dachte einen Augenblick nach, streckte dann die Hand aus
und brach sich noch ein Stück Sirupkuchen ab. »Ich weiß nicht. Ich glaube
nicht.« Sie steckte sich den Kuchen in den Mund, kaute und zuckte mit den
Schultern. »Jetzt, wo ich darüber nachdenke, weiß ich nicht einmal, warum es
rote Schuhe sein müssen. Genauso gut könnten es auch grüne sein. Oder blaue.
Ach nein, blaue nicht. Das wäre kein bisschen ungewöhnlich. Aber grün würde
auch funktionieren. Oder rosa.«
    Nichts würde so gut funktionieren wie rot. Dessen war Marcus sich
sicher.
    »Ich denke, sobald ich wieder in London bin, gehen die Proben
los«, sagte Honoria.
    »Das tut mir leid.«
    »Oh nein«, widersprach sie. »Ich mag die Proben. Vor
allem jetzt, wo all meine Geschwister aus dem Haus sind und mir nichts als
tickende Uhren und Mahlzeiten auf Tabletts geblieben sind. Es ist wunderbar, die anderen zu treffen und jemanden zum Plaudern zu haben.« Mit
verlegener Miene sah sie ihn an. »Wir

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