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Julia Quinn

Julia Quinn

Titel: Julia Quinn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mit List und Küssen
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Italien nach England?«
    Marcus sah auf. »Keine Ahnung. Ich weiß nicht mal, in welchem
Teil Italiens sich dein Bruder aufhält.«
    Honoria nickte. Daniel hatte schon immer dazu geneigt, bei seinen
Geschichten alle wichtigen Details auszulassen.
    »Das ist ja aufregend«, rief Mrs Wetherby. »Ich weiß ja, dass
Sie alle ihn schrecklich vermisst haben.«
    Einen Moment lang herrschte Schweigen. Keiner
wusste so recht, wie man einer derart selbstverständlichen Bemerkung zustimmen
sollte. Schließlich erklärte Lady Winstead: »Nun, es ist gut, dass wir ohnehin
vorhatten, morgen nach London abzureisen. Es wäre mir schrecklich, bei seiner
Ankunft nicht zu Hause zu sein.« Sie blickte zu Marcus und sagte: »Für
heute Abend verabschieden wir uns von Ihnen. Bestimmt wollen Sie ein wenig
ruhen. Komm, Honoria. Wir zwei haben viel zu besprechen.«
    Was Lady Winstead zu besprechen wünschte, war die Feier zur Rückkehr
ihres verlorenen Sohnes. Honoria wies zwar vernünftigerweise darauf hin, dass
sie, solange sie nicht wussten, wann genau Daniel eintreffen würde, auch nicht
viel planen könnten. Ihrer Mutter gelang es jedoch, diese Tatsache eine ganze
Weile zu ignorieren; sie wog die Vorzüge großer und kleiner Veranstaltungen
gegeneinander ab, überlegte, ob Lord Ramsgate und Lord Hugh eingeladen werden
sollten und ob man sich, wenn sie denn eine Einladung erhielten, auch darauf
verlassen könnte, dass sie absagten. Jeder normale Mensch würde das natürlich tun,
aber bei Lord Ramsgate konnte man ja nie sicher sein.
    »Mutter«, versuchte Honoria es noch einmal, »ehe Daniel
kommt, können wir nichts unternehmen. Vielleicht will er gar keine Feier.«
    »Unsinn.
Natürlich will er eine. Er ...«
    »Er hat das Land in Schimpf und Schande verlassen«, unterbrach
Honoria. Sie war nicht gern so direkt, aber ihr blieb wohl nichts anderes
übrig.
    »Ja, aber
es war nicht gerecht.«
    »Es spielt keine Rolle, ob es gerecht war oder nicht. Es ist nun
mal geschehen, und vielleicht möchte er ja nicht, dass die Leute daran erinnert
werden.«
    Ihre Mutter wirkte nicht überzeugt, aber sie ließ das Thema
fallen, und dann blieb nichts mehr zu tun übrig, als zu Bett zu gehen.
    Am nächsten Morgen stand Honoria bei Sonnenaufgang auf. Sie wollten
früh aufbrechen; nur so würden sie London erreichen, ohne unterwegs übernachten
zu müssen. Nach einem schnellen Frühstück wollte sie Marcus in seinem Zimmer
aufsuchen, um sich zu verabschieden.
    Und wer weiß, was sonst noch geschehen würde.
    Doch als sie dort ankam, war er nicht da. Ein Hausmädchen war
damit beschäftigt, das Bett abzuziehen.
    »Wissen Sie, wo Lord Chatteris ist?«, fragte Honoria und
hoffte, dass alles in Ordnung war.
    »Er ist nebenan«, erwiderte das Mädchen. Dann liefen ihre
Wangen rosig an. »Mit seinem Kammerdiener.«
    Honoria schluckte und wurde selbst ein wenig
rot, da ihr durchaus klar war, was das zu bedeuten hatte: Marcus nahm ein Bad.
Das Mädchen verließ mit einem Bündel Wäsche das Zimmer, und Honoria stand einen
Augenblick allein im Schlafzimmer und überlegte, was sie jetzt tun solle. Sie
würde sich nun wohl schriftlich verabschieden müssen. Auf ihn warten konnte sie
nicht, das würde sich noch weniger schicken als all die
anderen Unschicklichkeiten, die sie im Lauf der letzten Woche begangen hatten.
    Wenn jemand todkrank war, konnte man gewisse Anstandsregeln
missachten, aber jetzt hatte Marcus das Bett verlassen und war nicht einmal
vollständig angekleidet. Blieb sie unter diesen Umständen in seinem Zimmer,
würde das ihren Ruf tatsächlich ruinieren.
    Und außerdem wartete ihre Mutter ungeduldig darauf, dass sie
abreisten.
    Sie sah sich nach Papier und Federhalter um. Am Fenster stand ein
kleiner Schreibtisch, und auf dem Nachttisch entdeckte sie ... Daniels Brief.
    Er lag da, wo Marcus ihn am Abend hingelegt hatte, zwei etwas
zerknitterte Seiten, die mit dieser kleinen, engen Schrift bedeckt waren, um
die man sich bemühte, wenn man Porto sparen wollte. Marcus hatte ihr vom
Inhalt des Briefes nur verraten, dass Daniel seine Heimkehr plante. Das war
natürlich auch das Wichtigste, aber trotzdem verzehrte sie sich nach weiteren
Neuigkeiten. Sie hatte schon so lange nichts mehr von ihrem Bruder gehört.
Selbst wenn er nur erzählte, was er zum Frühstück gegessen hatte ... Es wäre
ein Frühstück in Italien und allein deswegen schrecklich exotisch. Was tat er
so? Langweilte er sich? Sprach er inzwischen Italienisch?
    Sie starrte auf die beiden

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