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Julia Quinn

Julia Quinn

Titel: Julia Quinn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mit List und Küssen
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abgedroschen
diese Redewendung auch ist. Ach, nun geh schon und fordere sie zum Tanzen
auf«, sagte sie, hob den Stock und deutete damit in Honorias Richtung. »Du
könntest es sehr viel schlimmer treffen.«
    Er hielt lieber noch eine Weile still. Bei Lady Danbury wusste man
nie so recht, wie man selbst den einfachsten Satz interpretieren sollte. Ganz
zu schweigen davon, dass sie ihren Stock immer noch in die Luft reckte. Wenn
dieser Stock in Aktion war, war Vorsicht geboten.
    »Nun geh schon«, drängte sie ihn. »Mach
dir wegen mir keine Gedanken. Ich finde hier schon irgendeinen anderen nichts
ahnenden Narren, den ich quälen kann. Und ja, bevor du glaubst, protestieren zu
müssen, ich habe dich eben einen Narren genannt.«
    »Das, so könnte ich mir vorstellen, ist das einzige Privileg, das
die Blutsverwandtschaft mit sich bringt.«
    Sie kicherte entzückt. »Du bist der König
unter meinen Neffen.«
    »Dein zweitliebster«, erinnerte er sie.
    »Du erklimmst die Spitze meiner Favoriten-Liste, wenn du einen Weg
findest, ihre Geige zu zerstören.«
    Marcus hätte nicht lachen sollen, aber er tat
es.
    »Ich bin die einzige Person in meinem Alter, die ich kenne, die
noch Ohren hat wie ein Luchs«, sagte Lady Danbury. »Im Grunde ist es ein
Fluch.«
    »Die meisten würden das einen Segen
nennen.«
    Sie schnaubte. »Nicht, wenn die musikalische Soiree kurz
bevorsteht.«
    »Warum gehst du da eigentlich hin? Du stehst der Familie nicht
besonders nahe. Du könntest leicht wegbleiben.«
    Sie seufzte, und einen Moment wurde ihr Blick erstaunlich sanft.
»Ich weiß nicht«, räumte sie ein. »Irgendwer muss diesen armen Dingern
doch Beifall klatschen.«
    Er sah zu, wie ihr Gesicht wieder seinen normalen, unsentimentalen
Ausdruck annahm. »Du bist viel netter, als du dir anmerken lässt«, behauptete
er lächelnd.
    »Verrat es keinem. Pah.« Sie stieß mit dem Stock auf den Boden.
»Ich bin jetzt mit dir fertig.«
    Er verbeugte sich mit allem Respekt, der einer
furchterregenden Urgroßtante gebührte, und ging zu Honoria. Sie trug ein
zartblaues Kleid, ein duftiges Gebilde, das er nicht zu beschreiben gewusst
hätte, nur dass es die Schultern bloß ließ, was ihm sehr gefiel.
    »Lady Honoria«, sagte er, als er bei ihr angekommen war. Sie
drehte sich zu ihm um, und er verbeugte sich höflich.
    Ihre Augen leuchteten vor Freude. Sie nickte höflich und murmelte:
»Lord Chatteris, wie reizend, Sie zu sehen.«
    Auch deswegen hasste er diese Veranstaltungen.
Ihr Leben lang hatte Honoria ihn stets mit seinem Vornamen angesprochen, aber
sobald sie in einem Londoner Ballsaal aufeinandertrafen, wurde er zu Lord
Chatteris. Zum Glück fing sie sich gleich wieder.
    »Du erinnerst dich sicher an Miss Royle.« Sie wies auf die in
dunkleres Blau gekleidete junge Dame zu ihrer Rechten. »Und das ist meine
Cousine Lady Sarah.«
    »Miss Royle, Lady Sarah.« Er verbeugte
sich vor den Damen. »Was für eine Überraschung, dich hier zu sehen«, sagte
Honoria.
    »Eine Überraschung?«
    »Ich hätte nicht gedacht ... « Sie
unterbrach sich, und ihre Wangen färbten sich rosa. »Ach, nichts«,
korrigierte sie sich, was offensichtlich gelogen war. Aber an einem so
öffentlichen Ort konnte er sie nicht bedrängen, und so machte er stattdessen
die unglaublich tiefsinnige und interessante Bemerkung: »Ganz schön voll heute
Abend, finden Sie nicht auch?«
    »Oh ja«, murmelten die drei Damen in unterschiedlicher
Lautstärke. Eine von ihnen sagte vielleicht sogar: »Allerdings.«
    Darauf geriet die Unterhaltung wieder ins
Stocken, und dann platzte Honoria heraus: »Hast du noch einmal von Daniel gehört?«
    »Nein«, erwiderte er. »Hoffentlich bedeutet das, dass er sich
bereits auf die Rückreise gemacht hat.«
    »Dann weißt du nicht, wann er
zurückkehrt?«, sagte sie.
    »Nein«, erwiderte er. Seltsam. Das hätte sie doch schon
seiner Aussage davor entnehmen müssen.
    »Verstehe«, sagte sie, und dann setzte
sie eines dieser Ichlächele-weil-ich-nichts-zu-sagen-habe-Lächeln auf.
Was noch seltsamer war.
    »Bestimmt kannst du seine Rückkehr kaum
erwarten«, bemerkte sie mit einigem Nachdruck, nachdem mehrere Augenblicke
verstrichen waren, ohne dass jemand zur Konversation beigetragen hätte.
    Offenbar hatten ihre Worte noch einen zweiten,
tieferen Sinn, aber er hatte keine Ahnung, was das sein mochte. Bestimmt war es
nicht die Bedeutung, die sie für ihn hatten, nämlich dass er sehnsüchtig auf
ihren Bruder wartete, um ihn um ihre Hand zu

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