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Julia Quinn

Julia Quinn

Titel: Julia Quinn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mit List und Küssen
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brach sie in ein bellendes Gelächter aus. »Jetzt
aber mal wirklich. Was ist passiert?«
    »Genau das, was ich gesagt habe. Ich wurde mit dem Messer
verletzt.« Er wartete einen Augenblick und fügte hinzu: »Wenn wir nicht in
einem Ballsaal stünden, würde ich es dir zeigen.«
    »Wahrhaftig?« Jetzt klang sie ehrlich interessiert. Sie
beugte sich vor, und ihre Augen leuchteten vor makaberer Neugier. »Ist es
grausig?«
    »Es war grausig.«
    Sie presste die Lippen zusammen und fragte mit schmalen Augen:
»Und wo ist dein Kammerdiener jetzt?«
    »In Chatteris House, wo er sich vermutlich ein Glas von meinem
besten Brandy genehmigt.«
    Sie stieß noch einmal ihr bellendes Gelächter aus. »Du hast mir
schon immer Spaß gemacht«, erklärte sie. »Ich bin mir ziemlich sicher,
dass du mein zweitliebster Neffe bist.«
    Darauf fiel ihm nichts anderes ein als:
»Wirklich?«
    »Du weißt, dass die meisten Leute dich humorlos finden, nicht
wahr?«
    »Du nimmst wirklich kein Blatt vor den Mund«, murmelte er.
Sie zuckte mit den Schultern. »Du bist mein Urgroßneffe. Da kann ich so direkt
sein, wie ich will.«
    »Tu doch nicht so, als sei Blutsverwandtschaft
eine notwendige Voraussetzung, um dich frisch von der Leber weg zu äußern.«
    »Touché.« Sie nickte ihm beifällig zu. »Ich wollte dich aber
eigentlich nur darauf hinweisen, dass dein Humor eher von der verstohlenen Art
ist. Ich finde das sehr begrüßenswert.«
    »Ich bebe vor Entzücken.«
    Sie deutete mit dem Finger auf ihn. »Genau das meine ich. Du bist
wirklich sehr amüsant – auch wenn du es keinen merken lässt.«
    Er dachte an Honoria. Sie konnte er zum Lachen bringen. Ihr Lachen
war das schönste Geräusch, das er kannte.
    »Genug davon.« Lady Danbury stieß mit dem Stock auf den
Boden. »Warum bist du überhaupt hier?«
    »Ich glaube, ich war eingeladen.«
    »Ach, Schnickschnack. Du hasst diese Veranstaltungen doch.«
Er zuckte nur leicht mit den Schultern.
    »Wahrscheinlich passt du auf dieses Smythe-Smith-Mädel auf«,
vermutete sie.
    Er hatte sich eben umgeblickt, in der Hoffnung, die Eclairs doch
noch irgendwo entdecken zu können, drehte sich nun aber wieder abrupt zu ihr
um.
    »Ach, keine Sorge«, sagte sie und rollte mit den Augen. »Ich
werde nicht herumerzählen, dass du dich für sie interessierst. Sie ist eine von
denen mit Geige, nicht? Lieber Himmel, binnen einer Woche wärst du taub.«
    Er öffnete den Mund, um Honoria zu verteidigen, um zu sagen, dass
sie durchaus wusste, wie komisch das Ganze war, doch dann fiel ihm ein, dass es
für Honoria gar nicht komisch war. Sie wusste ganz genau, dass das Quartett
schrecklich spielte, aber sie machte weiter mit, weil es für ihre Familie
wichtig war. Dass sie sich auf die Bühne setzte und so tat, als hielte sie sich
für eine erstklassige Geigenvirtuosin – das erforderte großen Mut.
    Und Liebe.
    Honoria liebte aus vollem Herzen, und er konnte nur denken – von
dieser Liebe will ich auch etwas haben.
    »Du hast der Familie immer nahe gestanden«, unterbrach Lady
Danbury seine Überlegungen.
    Er blinzelte, brauchte einen Augenblick, um in das Gespräch
zurückzufinden. »Ja«, sagte er schließlich. »Ich bin mit ihrem Bruder zur
Schule gegangen.«
    »Oh ja«, seufzte sie. »Was für eine Farce das doch war. Der
Junge hätte nie aus dem Land gejagt werden dürfen. Ich habe immer gesagt, dass
Ramsgate ein Esel ist.«
    Schockiert starrte er sie an.
    »Wie du ja gesagt hast«, erklärte sie keck, »ist
Blutsverwandtschaft keine Voraussetzung für Offenheit.«
    »Anscheinend nicht.«
    »Ach, schau doch, da ist sie ja«, sagte Lady Danbury. Sie
nickte nach rechts, und Marcus folgte ihrem Blick, bis er Honoria sah, die mit zwei anderen jungen Damen plauderte, die er
aus der Entfernung nicht identifizieren konnte. Sie hatte ihn noch nicht
entdeckt, und so nutzte er die Gelegenheit, ihren Anblick in sich aufzusaugen.
Ihr Haar sah anders aus; er konnte nicht genau erkennen, was sie geändert hatte
– die Feinheiten der weiblichen Coiffure waren ihm schon immer ein Rätsel gewesen
–, aber er fand es wunderschön. Vielleicht sollte er sich ja die Mühe machen,
eine poetischere Beschreibung für Honorias Reize zu finden, aber manchmal waren
die schlichtesten Worte auch die am tiefsten empfundenen.
    Sie war wunderschön. Und er sehnte sich nach
ihr.
    »Du liebst sie ja wirklich«, hauchte Lady
Danbury.
    Er fuhr herum. »Wovon redest du?«
    »Es steht dir doch förmlich ins Gesicht geschrieben, so

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