Julia Quinn
bitten.
»Ich freue mich darauf, ihn zu sehen,
ja«, murmelte er.
»Wie wir alle«, sagte Miss Royle.
»Oh ja«, mischte sich Honorias bisher
schweigende Cousine ein.
Eine weitere lange Pause trat ein, und dann wandte Marcus sich an
Honoria: »Ich hoffe, dass du mir einen Tanz reservierst.«
»Natürlich«, erwiderte sie, und er hatte den Eindruck, dass sie dabei erfreut aussah, aber er fand es an diesem Abend ungewohnt
schwierig, ihr Verhalten einzuschätzen.
Die anderen beiden Damen standen absolut reglos da, mit großen
Augen und starrem Blick. Sie erinnerten ihn an zwei Strauße. Plötzlich wurde
Marcus klar, was von ihm erwartet wurde. »Ich hoffe, Sie beide reservieren mir
ebenfalls einen Tanz«, sagte er höflich.
Sofort wurden Tanzkarten gezückt. Miss Royle gewährte ihm ein
Menuett, Lady Sarah einen Kontretanz, und von Honoria forderte er einen Walzer.
Sollten die Klatschmäuler doch sehen, was sie damit anfingen. Es war ja nicht
so, als hätte er noch nie Walzer mit ihr getanzt.
Nachdem die Tänze eingetragen waren, standen sie wieder da, ein
schweigsames Quartett (wenn doch nur alle Quartette so still wären, dachte
Marcus), bis Honorias Cousine sich räusperte und sagte: »Ich glaube, der Ball
ist eröffnet.«
Was hieß, dass es Zeit war für das Menuett.
Miss Royle sah ihn an und lächelte strahlend. Etwas verspätet
fiel ihm ein, dass ihre Mutter plante, sie miteinander zu verheiraten.
Honoria sah ihn an, als wollte sie sagen: Fürchte
dich.
Und alles, was ihm dazu einfiel, war: Verdammt, ich habe kein
einziges Eclair ergattert.
»Er hat dich gern«, sagte Sarah, sobald Marcus und Cecily sich
zu ihrem Menuett aufgemacht hatten.
»Was?«, fragte Honoria. Sie musste blinzeln. Ihr Blick war
etwas unscharf, weil sie ihn die ganze Zeit auf Marcus' Rücken gerichtet hatte.
»Er hat
dich gern«, sagte Sarah.
»Was redest du da, natürlich hat er mich gern. Wir sind schon seit
Ewigkeiten befreundet.« Nun, streng genommen stimmte das nicht. Sie
kannten sich seit Ewigkeiten. Freunde – echte Freunde – waren sie erst vor
Kurzem geworden.
»Nein, er hat dich gern«, wiederholte Sarah mit
übertriebener Betonung.
»Was?«, fragte Honoria noch einmal, da sie heute offenbar zur
Idiotie verurteilt war. »Oh. Nein. Nein, natürlich nicht.« Doch ihr Herz
tat einen Satz.
Sarah schüttelte langsam den Kopf, als käme
ihr beim Sprechen eine Erkenntnis. »Cecily hat mir gesagt, sie hätte so einen
Verdacht, als ihr damals zu ihm nach Fensmore gefahren seid, um nach ihm zu
sehen, aber ich dachte, sie bildet sich das nur ein.«
»Du solltest deine ersten Eindrücke achten«, erklärte Honoria
energisch.
Sarah schnaubte verächtlich. »Hast du nicht bemerkt, wie er dich
angestarrt hat?«
Honoria, die innerlich darum flehte, dass man ihr widersprach,
sagte: »Er hat mich doch nicht angestarrt.«
»Oh doch, das hat er«, entgegnete Sarah. »Ach, und übrigens,
falls du dir deswegen Gedanken machen solltest, ich habe kein Interesse an
ihm.«
Honoria konnte nur blinzeln.
»Bei den Royles«, erinnerte Sarah sie. »Ich hatte mir doch
überlegt, ob er sich vielleicht ganz schnell in mich verlieben könnte.«
»Ach, stimmt ja«, erinnerte sich Honoria und versuchte zu
ignorieren, wie sich ihr bei der Vorstellung, Marcus könnte sich in jemand
anderen verlieben, der Magen umdrehte. Sie räusperte sich. »Das hatte ich ganz
vergessen.«
Sarah zuckte mit den Schultern. »Es war eine verzweifelte
Hoffnung.« Sie sah auf die Menge, murmelte: »Ich frage mich, ob einer der
anwesenden Gentlemen mich wohl vor nächstem Mittwoch heiraten würde.«
»Sarah!«
»Das war ein Witz. Lieber Himmel, das solltest du doch wissen.«
Und dann sagte sie: »Er sieht schon wieder zu dir hin.«
»Was?« Honoria zuckte vor Überraschung zusammen. »Nein, nein,
das glaube ich nicht. Er tanzt doch mit Cecily.«
»Er tanzt mit Cecily und sieht dabei dich an.« Sarah
klang recht zufrieden mit sich und ihrer Einschätzung.
Honoria hätte nur zu gern geglaubt, dass
Marcus' Blicke ein Zeichen für sein Interesse an ihr waren, doch nachdem sie
Daniels Brief gelesen hatte, wusste sie es besser. »Er schaut mich nicht an,
weil er mich gern hat«, sagte sie und schüttelte den Kopf.
»Ach nein?« Sarah sah aus, als hätte sie jetzt gern die Arme
vor der Brust verschränkt, um ihren Worten Nachdruck zu verleihen. »Warum denn
dann?«
Honoria schluckte und sah sich dann verstohlen um. »Kannst du ein
Geheimnis für dich
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