Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Julia Quinn

Julia Quinn

Titel: Julia Quinn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mit List und Küssen
Vom Netzwerk:
Iris noch einmal.
    »Ich weiß nicht.« Honoria blickte sich
um. »Wo ist Daisy?«
    Iris wedelte ungeduldig mit dem Arm Richtung
Tür. »Sie macht sich nur noch kurz frisch. Wegen ihr brauchst du dir
keine Sorgen zu machen. Sie würde unseren Auftritt um nichts auf der Welt
verpassen wollen.«
    »Sarah ist nicht hier?«
    Iris sah aus, als würde sie gleich explodieren. »Siehst du sie
etwa irgendwo?«
    »Iris!«
    »Tut mir leid. Ich wollte nicht unhöflich sein, aber wo zum Teufel
steckt Sarah?«
    Honoria stieß verärgert die Luft aus. Gab's denn nichts Wichtigeres?
Ach nein, für Iris wohl nicht. Ihre Cousine hatte sich schließlich nicht vor
dem Mann, den sie liebte (was sie erst kürzlich erkannt hatte) bis auf die
Knochen blamiert.
    Drei Tage waren seither vergangen, und ihr wurde immer noch übel,
wenn sie daran dachte.
    Honoria konnte sich nicht genau erinnern, was
sie gesagt hatte. Sie wusste nur, dass ihre Stimme
schrecklich geklungen hatte, abgehackt und erstickt. Sie erinnerte sich, dass
ihr Verstand ihren Mund angefleht hatte, doch einfach still zu sein,
doch ihren Mund hatte das nicht im Geringsten interessiert. Ihr Verhalten war
vollkommen irrational gewesen, und wenn Marcus sie bisher als Verpflichtung
betrachtet hatte, dann sah er sie jetzt sicher als Belastung.
    Und schon vorher, bevor sie angefangen hatte,
Unsinn von sich zu geben und sich so emotional zu verhalten, dass sämtliche
Männer dieser Welt sich in dem Vorurteil bestätigt sehen mussten, Frauen seien
das kapriziösere Geschlecht, schon vorher hatte sie sich dumm benommen. Sie
hatte mit ihm getanzt, als wäre er ihre Erlösung, sie hatte mit anbetendem
Blick zu ihm aufgesehen, und er hatte ...
    Nichts. Er hatte nichts gesagt. Nur ihren
Namen. Und dann hatte er sie angesehen, als wäre sie grün im Gesicht geworden.
Vermutlich hatte er gedacht, sie könnte sich jeden Augenblick übergeben und ein
weiteres Paar seiner Stiefel ruinieren.
    Das war vor drei Tagen gewesen. Vor drei Tagen. Seither kein Wort.
    »Spätestens vor zwanzig Minuten hätte sie hier sein müssen«,
knurrte Iris.
    Worauf Honoria murmelte: »Er hätte spätestens vor zwei
Tagen herkommen müssen.«
    Iris wandte sich scharf um. »Was hast du
gesagt?«
    »Vielleicht war auf den Straßen viel Verkehr?«, fragte Honoria
rasch, um von ihrem Ausrutscher abzulenken.
    »Sie wohnt doch nur eine halbe Meile
entfernt.«
    Honoria nickte abwesend. Sie sah auf die
Notizen, die sie sich auf der zweiten Seite ihrer Noten gemacht hatte, und entdeckte,
dass sie Marcus' Namen geschrieben hatte. Zweimal. Nein, dreimal. Ein kleines,
verschlungenes M.H. hatte sich noch hinter einer punktierten halben Note
verborgen. Lieber Himmel. Das war ja erbärmlich.
    »Honoria! Honoria! Hörst du mir überhaupt
zu?«
    Honoria unterdrückte ein Stöhnen. »Bestimmt kommt sie
gleich«, sagte sie beruhigend.
    »Bist du sicher?«, fragte Iris spitz. »Ich glaube das nämlich
nicht. Ich wusste, dass sie mir das antun würde.«
    »Was denn?«
    »Verstehst du nicht? Sie wird nicht
kommen.«
    Jetzt hatte sie endlich Honorias Aufmerksamkeit. »Sei nicht
albern. Das würde Sarah nie tun.«
    »Wirklich nicht?« Iris' Blick zeugte von Ungläubigkeit. Und
Panik. » Wirklich nicht?«
    Honoria starrte sie lange an, und dann: »Ach, du lieber
Gott.«
    »Ich habe dir doch gesagt, dass du nicht das erste Quartett
hättest auswählen sollen. Sarah ist gar nicht so schlecht am Klavier, aber das
Stück ist viel zu schwierig.«
    »Für uns ist es doch auch schwierig«, wandte Honoria schwach
ein. Allmählich wurde ihr ein wenig übel.
    »Nicht so schwierig wie für das Klavier. Und außerdem spielt es
keine Rolle, wie schwierig die Geigenparts sind, weil ...« Iris unterbrach
sich. Sie schluckte, und ihre Wangen färbten sich rot.
    »Du brauchst keine Angst zu haben, mich zu kränken«, erklärte
Honoria. »Ich weiß, dass ich schlecht bin. Und ich weiß, dass Daisy noch
schlimmer ist. Welches Stück man auch nimmt, wir spielen alles gleich
schlecht.«
    »Ich kann es nicht fassen«, sagte Iris und lief erregt im Zimmer
auf und ab. »Ich kann nicht fassen, dass sie mir das antut.«
    »Wir wissen doch noch gar nicht, ob sie wirklich nicht auftritt«,
sagte Honoria.
    Iris fuhr herum. »Ach, wirklich nicht?«
    Honoria schluckte unbehaglich. Iris hatte recht. Sarah war noch
nie zwanzig – nein, inzwischen waren es fünfundzwanzig – Minuten zu spät zu den
Proben gekommen.
    »Das wäre nicht passiert, wenn du nicht ein so

Weitere Kostenlose Bücher