Julia Saison Band 01
sie so gut kannte. Er hatte schon immer ihre Gedanken lesen können. Aber nach diesem einen kurzen Treffen hätte ihm das nicht so leichtfallen sollen.
Denn nun war es umso schwerer, den kleinen Funken Hoffnung zu ignorieren, den sein Vorschlag vorhin entzündet hatte.
Konnten sie ihrer Ehe wirklich eine zweite Chance geben?
In diesem Augenblick jauchzte an einem Nebentisch ein kleines Mädchen begeistert, als ein Kellner einen „Frosch im Teich“ vor sie hinstellte. Ihre blauen Augen sahen hingerissen auf den Schokoladenfrosch, der in grünem Gelee schwebte. Katies Blut gefror. Starr sah sie zu, wie die Mutter das kleine Mädchen auf die Stirn küsste, während ihr der Vater liebevoll durch die blonden Locken strich. Die glückliche Familie.
Etwas, was sie nie haben konnte.
Etwas, von dem sie nicht gewusst hatte, wie sehr sie es sich wünschte, bis ihr die Möglichkeit genommen wurde. Stück für Stück mit jedem Krankenhausbesuch über die Jahre. Eine schonungslose Erinnerung daran, dass alles, was ihr etwas bedeutete, verloren war.
Ihr Ehemann.
Ihre Eltern.
Ihre Fruchtbarkeit.
Danach hatte sie gelernt, sich auf ihre Ziele zu konzentrieren, um den Schmerz des Verlustes auszublenden. Aber sein Auftauchen bestärkte jetzt nur, was sie seit der letzten Operation wusste: Sie konnte keine Kinder bekommen, und es wäre keinem Mann gegenüber fair, damit zurechtkommen zu müssen. Und besonders nicht dem Mann gegenüber, den sie so sehr geliebt hatte.
„Hey, geht es dir gut? Entschuldige, wenn ich dich bedrängt habe.“
Blane berührte ihre Schulter und lenkte ihre Aufmerksamkeit zurück auf sich und weg von dem Bild der glücklichen Familie, bei dem sich ihr Herz schmerzhaft zusammenzog.
Sanft schob sie seine Hand von ihrer Schulter, indem sie nach ihrer Tasche griff. „Kannst du mir etwas Zeit lassen, damit ich über das alles nachdenken kann? Ich melde mich dann bei dir wegen der Renovierungsarbeiten.“
Bestimmt nicht.
Sobald sie hier heraus war, würde sie sich auf keinen Fall jemals bei ihm melden.
Es gab einfach keinen Grund, das Unvermeidliche hinauszuzögern. Dass sich ihre Wege für immer trennten.
Blane zog seine Brieftasche hervor und reichte ihr seine Visitenkarte. Auf dem schlichten, cremefarbenen Karton standen sein Name, Handynummer und E-Mail. „So kannst du mich erreichen. Wenn du anrufst.“
Katie lächelte. Auch wenn sie sie nie benutzen würde, obwohl sie wünschte, sie könnte, stopfte sie seine Karte in eine Tasche ihrer Jeans. Ausflüchte könnten sie in ernsthafte Schwierigkeiten bringen, und sie musste weg von hier, bevor seine unwiderstehlichen Augen und sein Lächeln sie endgültig schafften. „Ich muss los. Es war ein harter Tag, und ich brauche Schlaf, bevor ich morgen wieder anfangen kann.“
„Natürlich.“
Blane legte mehrere Geldscheine auf den Tisch, bevor sie in ihre Tasche greifen konnte, und wischte ihren Protest einfach beiseite. „Ich habe dich eingeladen, also bezahle ich auch. Außerdem weiß man nie, wann ich vielleicht einen schnellen Espresso brauche, da muss ich doch die Besitzerin von diesem wundervollen Café nebenan bei Laune halten.“
„Mit Schmeichelei erreichst du alles“, sagte Katie, insgeheim begeistert von seinem galanten Benehmen.
„Wirklich?“
„Was soll ich sagen? Das Café ist mein Baby.“
„Darauf kannst du wirklich stolz sein. Es ist toll.“ Blane nahm ihre Hand, als wäre es das Natürlichste der Welt.
Seine warme Berührung erfüllte sie mit einer Zuversicht, die sie lange nicht mehr gefühlt hatte. „Ich weiß.“
Warum sollte sie bescheiden sein? Das Nishe war einfach vollkommen, von den weichen, hellbraunen Ledersofas, den bequemen Ottomanen mit den strategisch platzierten pinkfarbenen und türkisfarbenen Kissen bis hin zum riesigen Holztresen mit der Edelstahloberfläche und seinen darauf abgestimmten Barhockern.
Katie liebte jeden einzelnen Quadratzentimeter des Cafés, das einen wundervollen Blick über das Wasser und auf Melbournes Stadtsilhouette bot. Sie hatte es selbst aufgebaut, gegen starke Konkurrenz gekämpft und konnte jetzt stolz auf ihre Leistung sein.
Das Nishe war für sie genau das, eine Nische in Melbourne, ihr persönlicher Raum, ein Zuhause. Das hatte sie vermisst, seit sie Rainbow Creek verlassen hatte. Etwas, was ganz ihr gehörte und die schmerzhafte Leere in ihrem Herzen ausfüllte.
Blane drückte ihre Hand, er verstand genau, was sie meinte.
Das sollte er auch, schließlich hatte sie
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