Julia Saison Band 01
verlangen?
Als könnte er ihren Schmerz fühlen, umfasste er ihr Kinn und beugte sich vor, sodass sein Gesicht nur wenige Zentimeter von ihrem entfernt war. „Ich möchte wirklich nach vorn blicken. Mit dir.“
Sofort verschwand ihre Angst und verwandelte sich in eine so intensive Sehnsucht, dass Katie sich am liebsten in seine Arme geworfen hätte, um ihn nie wieder loszulassen.
Doch schnell siegte wieder ihre Vernunft. Wie kam sie dazu, überhaupt daran zu denken, Blane eine zweite Chance zu geben?
Sicher, seine Gründe klangen aufrichtig, und insgeheim stimmte sie ihm zu, dass sie wahrscheinlich zu jung gewesen waren, zu verrückt. Aber sollten sie es jetzt noch einmal versuchen? Schließlich war eingetreten, was er befürchtet hatte: Sie hatten sich verändert und auseinandergelebt – dank ihm. „Ich kann nicht.“
Die Sprenkel in seinen Augen schimmerten rauchblau, und er sah sie so schmerzerfüllt an, dass sie ohne zu überlegen seine Wange berührte.
Diese Berührung sollte unverfänglich sein. Aber Katie hatte nicht damit gerechnet, dass sie Blane nicht mehr loslassen wollte. Seine Bartstoppeln verführten dazu, ganz langsam mit den Fingerspitzen über die Konturen seiner Wange zu streichen, wie sie es früher gern getan hatte.
Oder damit, dass er ihre Hand nahm, und leicht über seine Wange rieb. „Bist du dir da sicher?“
Katie zuckte zurück, entzog ihm ihre Hand und ignorierte seinen fragenden Blick.
„Denn so, wie ich das sehe, sind wir immer noch verheiratet. Zwischen uns ist immer noch diese Chemie, und dir liegt genauso viel an mir wie mir an dir. Warum hast du sonst zugestimmt, mich hier zu treffen?“
Dieselbe Frage stellte sie sich, seit sie Ja gesagt hatte. „Weil du mir alles erklären wolltest und ich so anständig bin, dir diese Chance zu geben. Aber das ist auch alles.“
Blane schüttelte lächelnd den Kopf. „Entschuldige, aber das kaufe ich dir nicht ab.“
„Schön. Du willst die Wahrheit wissen? Weil ich genug Zeit damit verschwendet habe, dich zu suchen, und wo du schon mal hier bist, ist das eine gute Gelegenheit, die Scheidung einzureichen und alles hinter mir zu lassen.“
Er hätte gereizt reagieren sollen, wütend, abwehrend oder … wenigstens irgendeine betroffene Reaktion zeigen müssen! Stattdessen wirkte er für ihren Geschmack viel zu entspannt für einen Mann, der kurz vor einem Ereignis stand, das sein Leben verändern würde. „Du hast mich gesucht?“
Blane war gar nicht weiter auf die Scheidung eingegangen. Katie konnte nur einen Hauch von Neugier in seinen Augen lesen, als er sich vorbeugte und auf dem Tisch abstützte. Sie betrachtete seine muskulösen Arme, leicht bedeckt mit dunklen Haaren. Arme, die sie begeistert gestreichelt hatte, als sie seinen Körper zum ersten Mal erforschte. Mit diesen Armen hatte er sie nach ihrer Hochzeit hochgehoben und herumgewirbelt, sie in ihrer Hochzeitsnacht festgehalten, die sie in einem schäbigen Motel am Stadtrand von Echuca verbracht hatten.
Mehr hatten sie sich nicht leisten können, aber das war auch nicht wichtig gewesen. Genauso wenig wie das störende, flackernde Neonschild, die durchgelegene Matratze und der dreckige, braune Teppich. All das war verblasst, als sie sich zum ersten Mal als Mann und Frau in die Arme fielen.
Das war Ewigkeiten her. Warum war Katie sich dann plötzlich der unterschwelligen Elektrizität zwischen ihnen nur allzu bewusst? „Ja, ich habe dich gesucht. Etwa ein Jahr lang. Um dir die Scheidungspapiere zu präsentieren.“
„Nur ein Jahr, hm?“
Wieder ignorierte er das bewusste Wort, und seltsamerweise war es auch nicht mehr so wichtig, wenn er sie mit seinen grauen Augen so offen ansah, und ihre Haut prickelte, als hätte er sie berührt. Hektisch griff sie nach ihrem Zopf. Zu spät fiel ihr ein, dass sie ihr Haar offen trug.
„Mir gefällt dein Haar so besser.“
Bevor sie auch nur blinzeln konnte, berührte er flüchtig ihre Schulter und lehnte sich mit einem wehmütigen Gesichtsausdruck zurück.
Katie zuckte die Schultern und versuchte, das sehnsüchtige Brennen ihrer Haut zu ignorieren, die er kurz berührt hatte. „Lange Haare sind im Gastgewerbe unpraktisch. Ich muss sie die ganze Zeit zusammengebunden tragen.“
„Solange du sie ab und zu offen lassen kannst.“
Wollte er damit fragen, ob sie ein Privatleben hatte? Ob sie ausging?
Hm … wenn sie den Kaffee mit Lars, dem Lustmolch, und das furchtbare Essen mit Deon, dem Spielverderber, zählte, dann ja.
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